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Illness, Media, and Culture - Ein interkultureller Vergleich der Darstellung von Allergien in englischen und US-amerikanischen Lifestyle-Magazinen

von Andrea Schöndube

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[1.] Asc/Fragment 058 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-09-21 21:42:06 Graf Isolan
Asc, BauernOpfer, Fragment, Gesichtet, Kottow 2004, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
SleepyHollow02
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 58, Zeilen: 01-30
Quelle: Kottow 2004
Seite(n): 50-51, Zeilen: 50: 21 - 51: 02, 09-26
Literatur wird als ästhetische und kulturelle Praxis verstanden, die notwendigerweise mit einer fest bestehenden Welt kommuniziert. Diese Kommunikation erlangt in manchen Momenten auch Wechselseitigkeit, jedoch führt der Hauptstrang dieser Bezugnahme von der Welt zum Text. Sontag wählt einen ethischen Blickpunkt, um diesen Bezug zu beschreiben: Dürfen bestimmte Realitäten in Texte eingehen, und wem widerfährt damit Unrecht? Diese Diskursfragen ziehen sich als leitende Fragestellung durch ihren Essay. In dieser Auseinandersetzung beruht Sontags Argumentation insbesondere auf drei Hauptelementen: Erstens auf literarischen Texten und ihrer Repräsentation von Krankheit; zweitens auf Phantasien und Vorstellungen, die an bestimmte Pathologien gekettet sind und für die vor allem die literarische Welt verantwortlich gemacht wird; drittens auf der „wahren“ Krankheit und ihrem Erscheinungsbild als Erfahrung des Kranken.12

Als Beispiele für die Metaphorisierung – Leitbegriff des Essays –, die bestimmte Krankheiten in der Kunst und in der allgemeinen Vorstellung der Menschen erfahren, dienen Tuberkulose und Krebs. Beiden Krankheiten ist gemein, das sie sich besonders für die Belegung von Phantasien und ästhetisierenden Projektionsflächen eignen, da sie zum einen schwer beurteilbar und zum anderen als ein unheilbar fortschreitendes Leiden assoziiert werden. Beide Eigenschaften werden nach Sontag in der Vorstellungswelt der Allgemeinheit verstärkt, da sie in erster Linie als grundlegende körperlich-seelische Grundverfassung des Menschen dienen, die es ermöglichen, aus diesen Krankheiten ein mit Metaphern und Phantasien zu füllendes Feld zu erstellen.13 Tuberkulose und Krebs werden als Beispiele gegenübergestellt, da sie strukturelle Ähnlichkeiten aufweisen und zudem in dem Grad der kollektiven Vorstellungen, die sie in der Gesellschaft auslösen, vergleichbar sind. Obwohl beide Krankheiten für unterschiedliche Epochen in der Krankheitsgeschichte stehen, lassen sich ihre Pathologien miteinander vergleichen: Tuberkulose ist die ästhetisierte Krankheit der Romantik, während Krebs in der zeitgenössischen Literatur eine dominante Rolle einnimmt.14 Das Verbindende der den Krankheiten anhaftenden Phantasien ist die menschliche Leidenschaft. Die mit den Krankheiten assoziierten Bilder lassen sich allerdings als entgegengesetzte aufweisen. Sontags [Fazit könnte vereinfacht heißen: Tuberkulose ist die Krankheit der Übersensiblen, der von Leidenschaft getriebenen Menschen, während Krebs die der Unzulänglichkeit darstellt.]


12 Kottow 2004, 50.

13 Sontag, S., Kapitel 9.

14 Sontag 1991, 70.

Literatur wird als ästhetische und kulturelle Praxis verstanden, die notwendigerweise mit einer fest bestehenden Welt kommuniziert. Diese Kommunikation erlangt in manchen Momenten auch Wechselseitigkeit, jedoch führt der Hauptstrang dieser Bezugnahme von der Welt zum Text. Sontag wählt einen ethischen Blickpunkt, um diesen Bezug zu beschreiben: Dürfen bestimmte Realitäten in Texte auf diese oder jene Weise eingehen und wem geschieht damit Unrecht? Als unausgesprochene, jedoch leitende Fragestellung ziehen sich diese Diskussionsfragen durch ihren Essay. Sontags Argumentation beruht in der Auseinandersetzung insbesondere auf drei Hauptelementen: Erstens auf literarischen Texten und ihrer Repräsentation von Krankheit; zweitens auf Phantasien und Vorstellungen, die an bestimmte Pathologien gekettet sind und

[Seite 51]

für die vor allem die literarische Welt verantwortlich gemacht wird; drittens auf der ‚wahren‘ Krankheit und ihrem Erscheinungsbild als Erfahrung des Kranken.

[...]

Als paradigmatische Beispiele für die Metaphorisierung - Leitbegriff des Essays -, die bestimmte Krankheiten in Kunst und in der allgemeinen Vorstellung der Menschen erfahren, dienen Tuberkulose und Krebs. Diese Krankheiten eignen sich besonders für die Belegung von Phantasien und ästhetisierenden Interpretationen, also als Projektionsflächen, da sie zum einen durch einen launischen Charakter charakterisiert und zum anderen mit Unheilbarkeit assoziiert werden. Beide Eigenschaften werden nach Sontag in der Vorstellungswelt der Allgemeinheit geradezu potenziert. Sie dienen in erster Linie als grundlegende Konditionen, die es ermöglichen, aus diesen Krankheiten ein mit Metaphern und Phantasien zu füllendes Feld zu erstellen. Tuberkulose und Krebs werden als Beispiele gegenübergestellt, da sie strukturelle Ähnlichkeiten aufweisen und zudem in der Intensität der Vorstellungen, die sie auslösen und evozieren, vergleichbar sind. Auch diachronisch gesehen, lassen sich beide Pathologien miteinander vergleichen: Tuberkulose ist die ästhetisierte Krankheit der Romantik, während Krebs in der zeitgenössischen Literatur eine dominante Rolle einnimmt. Konvergenzpunkt der den Krankheiten anhaftenden Phantasien ist die menschliche Leidenschaft. Die mit den Krankheiten verbundenen Bilder lassen sich allerdings als entgegengesetzte aufweisen. Vereinfacht ist das Fazit Sontags: Tuberkulose ist die Krankheit des Überschusses an Leidenschaft, während Krebs die der Unzulänglichkeit derselben darstellt.

Anmerkungen

Kein Hinweis auf Art und Umfang der Übernahme.

Sichter
(SleepyHollow02) Schumann



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Letzte Bearbeitung dieser Seite: durch Benutzer:Graf Isolan, Zeitstempel: 20130921214307