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Illness, Media, and Culture - Ein interkultureller Vergleich der Darstellung von Allergien in englischen und US-amerikanischen Lifestyle-Magazinen

von Andrea Schöndube

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[1.] Asc/Fragment 072 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-09-21 17:16:11 Graf Isolan
Asc, Fragment, Gesichtet, Käser 1998, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
SleepyHollow02
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 72, Zeilen: 2-28
Quelle: Käser 1998
Seite(n): 0, Zeilen: 0
Die kulturelle Bedeutung der modernen Medizin ist zwiespältig. Lange Zeit galt

sie unbestritten als Hauptmodell, wenn es darum ging, den humanen Sinn wissenschaftlichen Fortschritts zu belegen. Die Zeit der imageprägenden Erfolge, wie sie seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts durch Bakteriologie und Hygiene zu verzeichnen waren, scheint heute vorbei zu sein. Jetzt prägen u.a. Allergien den kulturellen Diskurs über moderne Medizin und über ihre Grenzen. In den letzten Jahren wurden in Bezug auf diese Krankheit zwar erstaunliche Forschungsresultate erzielt, doch dem Wissenszuwachs in Grundlagenforschung und Diagnostik stehen immer wieder verbesserungswürdige Therapien46 gegenüber. Für kritische Beobachter ist dies Grund genug anzunehmen, dass Allergien eine tief greifende Wandlung unserer kulturellen Einstellung zu Krankheit und Medizin erzwingen werden.

Die Medizin entscheidet nie nur über den Einzelfall; denn die Konstruktion der Kategorien, unter die der Einzelfall in der Sprache wie in der Praxis eingeordnet wird, ist ein sozialer, kultureller Prozess. Vor aller Therapie steht im medizinischen Diskurs die Definition von „gesund“ und „krank“, die Abgrenzung von „normal“ und „pathologisch“. Nicht die Heilkunst der Medizin steht hier zur Diskussion, sondern ihre Deutungsmacht, ihre Rhetorik.

Als Interpret von „Leben“ und von „Krankheit“ steht der medizinische Diskurs in kulturellem Zusammenhang mit anderen Diskursen, welche die Kompetenz beanspruchen, normbildend festzulegen, was zu tun und was zu lassen sei. Im Hinblick auf diese Konkurrenz verschiedener normbildender Diskurse in der Gesellschaft ist es von Interesse, die kritische Spiegelung der Medizin in der Literatur zu untersuchen; denn seit der Differenzierung von Wissenschaft und Kunst, seit der Mitte des 18. Jahrhunderts also, wurde die deutsche Literatur zum diskursiven Ort, wo alternative, von der Wissenschaft als indiskutabel abqualifizierte Interpretationen von Leben, Krankheit und Tod aufbewahrt und weiterentwickelt werden können.


46 Ein Beispiel: Der neue nicht-steroidale Zytokin-Hemmer Pimecrolimus (Elidel®, Douglan®) zur Neurodermitis-Therapie ist seit Oktober 2002 in Deutschland auf dem Markt. Pimecrolimus ist die zweite Substanz aus der Gruppe der Immunsupressiva zur Neurodermitis-Therapie.

Die kulturelle Bedeutung der modernen Medizin ist zwiespältig geworden. Lange Zeit galt sie unbestritten als Kardinalbeispiel, wenn es darum ging, den humanen Sinn wissenschaftlichen Fortschritts zu belegen. Doch die Zeit der imageprägenden Erfolge, wie sie seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts durch Bakteriologie und Chirurgie, Hygiene und Pharmazeutik zu verzeichnen waren, scheint heute vorbei zu sein. Jetzt prägt AIDS den kulturellen Diskurs über moderne Medizin und über ihre Grenzen. In den letzten Jahren wurden in bezug auf diese Krankheit zwar erstaunliche Forschungsresultate erzielt, doch dem Wissenszuwachs in Grundlagenforschung und Diagnostik entspricht keine durchschlagende Verbesserung der therapeutischen Möglichkeiten. Siegesmeldungen erwiesen sich allesamt als voreilig. Für kritische Beobachter ist dies Grund genug anzunehmen, daß AIDS eine tiefgreifende Wandlung unserer kulturellen Einstellung zu Krankheit und Medizin erzwingen werde. [...]

[...]

Nie entscheidet die Medizin nur über den Einzelfall; denn die Konstruktion der Kategorien, unter die der Einzelfall in der Sprache wie in der Praxis subsumiert wird, ist ein sozialer, kultureller Prozeß. Gerade die Gentechnologie und die dadurch ermöglichte Diagnose von `Erbkrankheiten´ respektive `Erbeigenschaften´ macht uns deutlich, daß es um etwas anderes geht als um die therapeutische Beseitigung eines wohldefinierten Übels. Vor aller Therapie steht im medizinischen Diskurs die Definition von `gesund´ und `krank´, die Abgrenzung von `normal´ und `pathologisch´. Nicht die Heilkunst der Medizin steht hier zur Diskussion, sondern ihre Deutungsmacht, ihre Rhetorik.

Als Interpret von `Leben´ und von `Krankheit´ steht der medizinische Diskurs in kulturellem Zusammenhang mit anderen Diskursen, welche die Kompetenz beanspruchen, normbildend festzulegen, was tunlich sei und was zu lassen wäre. Im Hinblick auf diese Konkurrenz verschiedener normbildender Diskurse in der Gesellschaft ist es von Interesse, die kritische Spiegelung der Medizin in der Literatur zu untersuchen; denn seit der Ausdifferenzierung von Wissenschaft und Kunst, seit der Mitte des 18. Jahrhunderts also, wurde Literatur zum diskursiven Ort, wo alternative, von der Wissenschaft als undiskutabel abqualifizierte Interpretationen von Leben, Krankheit und Tod aufbewahrt und weiterentwickelt werden können.(6)

Anmerkungen

Kein Hinweis auf eine Übernahme.

Sichter
(SleepyHollow02) Schumann



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