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Forum: Übersicht > Wie entlarvt man Übersetzungsplagiate?
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Mich hat vor einigen Tagen eine Anfrage erreicht, bei der ich mir unschlüssig bin, wie ich sie richtig beantworte: Über eine deutsche wissenschaftliche Buchveröffentlichung kursieren Gerüchte, dass substanzielle Teile des Textes aus einer englischen Veröffentlichung stammen. (Nur um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die Passagen wären dann natürlich ins Deutsche übertragen.) Was ist in einem solchen Fall die beste Vorgehensweise, um die plagiierten Stellen aufzuspüren? Und: Gibt es irgendeine Hoffnung, dass man dies nicht vollständig per Hand machen muss? -- Über Einschätzungen, Anleitungen, Anregungen, Erfahrungsberichte der geschätzten Foristen würde ich mich sehr freuen -- Ihr Dr. plag. Erb Senzahl 14:08, 26. Jun. 2011 (UTC)

In erster Näherung wäre meine Methode wohl, nach Sätzen Ausschau zu halten, die sich nach einer (nicht vollständig gelungenen) Übersetzung anhören, dann Begriffe rückzuübersetzen und nach diesen im Original zu suchen – wobei ich die Frage so verstanden habe, dass der Titel der engl. Publikation bekannt ist. Hotznplotz 14:52, 26. Jun. 2011 (UTC)
Für mich hat sich eher als praktikabel erwiesen, nach Quellenreferenzen in Fußnoten Ausschau zu halten. Bei der Diss von KTG gibt es z.B. reihenweise Passagen, in denen plötzlich ausschließlich englischsprachige Quellen referenziert werden. Eine Suche nach der Kombination dieser Referenzen hat dann schnell die entsprechenden Plagiatquellen offengelegt. KayH 14:44, 26. Jun. 2011 (UTC)
Meine 3-5 Worte Methode greift hier recht gut, man muss es allerdings einschränken auf nicht-übersetzbare Wörter wie Namen von Personen oder Orte. Ist das Buch jüngeren Datums, dann halte Ausschau nach englische Wörter (teilweise falsch buchstabiert) in Anführungszeichen. Die automatischen Übersetzungssysteme denken, das ist ein Fachbegriff, was nicht im Lexikon steht, und übernimmt es 1:1. Wenn die Vorlage bereits digital vorliegt und man glaubt, dann nimmt man einen Absatz, kippt das in Google-Translator rein, kopiert das Ergebnis aus und versucht mit Copyscape was zu finden. Das kann dann ein Hinweis liefern, weil Copyscape recht eng mit Google zusammenarbeitet (Entwickler hat früher bei Google gearbeitet). WiseWoman 08:20, 29. Jun. 2011 (UTC)

Das Aufspüren von Übersetzungsplagiaten gehört für mich zu den bemerkenswerten Leistungen von Guttenplag. Also nicht zu bescheiden, für weitere Tipps sind wir dankbar. Ich habe auch gleich einen Link von den Guttenplag-Plagiatskategorien zu diesem Forum gelegt. PlagProf:-) 08:39, 28. Jun. 2011 (UTC)

Ich übersetze tatsächlich im Kopf den Text und achte wieder, wie auch bei der normalen Verschleierung in einer Sprache, auf die Abfolge der Gedanken. Zahlenwerte, Prozente, Jahreszahlen, Ländernamen, Eigennamen, Aufzählungen und ungewöhnliche Worte können dabei helfen, wenn man erstmal im Text ist, die nächsten Stellen zu finden. Eine Software benutze ich dazu nicht. Zum Aufspüren überhaupt neuer Quellen ist die Methode sicher sehr gut, die KayH angegeben hat. Ich habe manchmal etwas gefunden, indem ich aus den Kategorien oben traditionell nach drei wichtigen/selteneren Wörtern gegoogelt habe. Dann aber eben nach den Übersetzungen. Ein schräger Stil hilft, überhaupt erst einmal einen Anfangsverdacht zu bekommen, aber das ist von Fall zu Fall verschieden. Manche Leute schreiben heute ein Deutsch, dass man einen Verdacht entwickelt, obwohl da nichts ist - außer schlechtem Deutsch. Martin Klicken 11:15, 28. Jun. 2011 (UTC)
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Ich sehe das ähnlich wie Martin. Als Übersetzer bekommt man auf die Dauer ein ganz gutes Gefühl dafür, wo man es mit einer weniger gelungenen Übertragung zu tun hat. Auch aus den eigenen Texten - ich lese ab und zu in meinen "Frühwerken" und grause mich dann, bemühe mich aber, mir die Schwächen darin bewusst zu machen und mich zu verbessern.
Zur gelungenen Übertragung kann man einen Text nur als Ganzes erfassen, ihn ein wenig wirken lassen, ihn dann übersetzen und mit etwas Abstand dann die Übersetzung überarbeiten. Plagiatoren nehmen sich diese Zeit in der Regel nicht und verfügen auch selten über die sprachliche Routine. Ghostwriter werden nach Seiten bezahlt, die sie möglichst schnell abliefern wollen, und werden diese Arbeitsweise entweder scheuen oder, außer sie sind wirklich gut, nicht übertreiben.
Die kleinen Details, etwa falsche Umrechnungen (ich hatte kürzlich noch ein Review, bei dem jemand sich mit Fuß und Metern um zwei ganze Größenordnungen vertan hatte, was eigentlich sofort ersichtlich ist, wenn nicht ungefähr ein Faktor 3 zwischen den Werten liegt), seltsame Namen und ungewöhnliche Formate für Daten und Zahlen können, wie Martin angedeutet hat, auch helfen.
Von daher würde ich einen Text erstmal lesen, bevor ich alle Sätze durch Rückübersetzung prüfe. Rückübersetzung ist außerdem nicht immer so einfach, wie es sich anhört. Man sollte sich schon mit dem Fachjargon auskennen, sonst sucht man eventuell lange aber fruchtlos. Eridanos 12:53, 29. Jun. 2011 (UTC)
Meiner unerheblichen Meinung nach ist zur Aufdeckung Übersetzungsplagiaten auch eine gute Portion Glück nötig. Zusätzlich zu Fachkenntnis (was es zur Dokumentation von "normalen" Plagiaten eher nicht braucht). Insofern ist das ein Fall für einen Spezialisten, der die Fachsprache in den zwei beteiligten Sprachen kennt und eventuell sogar die Literatur dazu benennen kann. Bei den auf VroniPlag dokumentierten Fällen habe ich persönlich viel (zu viel) Zeit mit italienischer Literatur im Fall Skm verbracht ohne etwas Substantielles zutage zu fördern. Ich kann damit natürlich nicht ausschliessen, dass mir Übersetzungsplagiate durch die Lappen gegangen sind, aber ich hatte eben keine gefunden. In der Frage (ganz oben) lese ich dagegen heraus, dass die angebliche Quelle wohl schon bekannt sei. Dann ist es insofern einfach: Es sollte sich meiner Meinung nach ein Fachmann der beiden Texte annehmen und Synopsen erstellen. Bei vorausgesetzten genügenden Sprachkenntnissen könnte man sogar die hier in VroniPlag übliche Darstellung direkt zweisprachig verwenden, so ähnlich wie eine zweisprachige Ausgabe von Caesaers de bello gallico ... Drhchc 14:41, 29. Jun. 2011 (UTC)

Noch einen Tipp, für manche wohl zu offensichtlich. Viele Übesetzungsplagiate erkennt man an der schlechten Übersetzung. Bei mir schrillen die Alarmglocken, wenn eine deutsche Arbeit plötzlich zu englischen Kommaregeln übergeht oder gehäuft Anglizismen auftauchen. Die von Guttenberg verwendeten Übersetzungsplagiate waren allerdings - dem wissenschaftlichen Dienst des Bundestages sei Dank - von einer anderen Güte. PlagProf:-) 16:28, 4. Jul. 2011 (UTC)

Danke für die Antworten. Schon vor Ewigkeiten wollte ich hier ergänzen: Nr. 4c aus Roland Schimmel: Zum erfolgreichen Plagiat in zehn einfachen Schritten – Eine Anleitung1 ohne Jahr, hat er mal online bereitgestellt. Vermutlich ähnlich jetzt in ISBN 978-3643112484. Mit Übersetzungsrätseln in Anmerkung 35. -- erbSenzahl 16:34, 14. Feb. 2012 (UTC)

»Am besten eignet sich ein fremdsprachiger Text, der nicht in deutscher Übersetzung vorliegt. Die Rohübersetzung kann vielleicht sogar ein Übersetzungsprogramm übernehmen. Dessen Ergebnisse bedürfen aber nach dem heutigen Stand der Technik einer meist gründlichen Überarbeitung 33.. Überhaupt bergen Übersetzungen Risiken. Wer längere Fachtexte übersetzt, bemerkt schnell, dass die einheitliche Verwendung von Fachbegriffen einige Arbeit mit sich bringt 34. Wendet man diese Arbeit nicht auf, zieht man größere Aufmerksamkeit auf sich, weil der Text dann leicht ein wenig ungeschliffen wirkt. […] 35. «
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33 Wer sich auf die recht groben Übersetzungen etwa von Babel Fish (http://de.babelfish.yahoo.com) verlässt, lebt sehr gefährlich. Einige beunruhigende Beispiele finden sich unter http://tashian.com/multibabel.
34 Nicht selten sind es die Details, die nicht auf den ersten Blick ins Auge fallen: Bei Übersetzungen und Tabellenübernahmen aus dem Amerikanischen, die als solche nicht erkennbar werden sollen, achte man darauf, dass 1.3 billions auf Deutsch 1,3 Milliarden heißt.
35 Drei beliebig gegriffene Beispiele: Was ist schiefgelaufen bei: PayPerPost.com, ein Start-Up-Unternehmen des Web 2.0, das von der angesehenen Risikokapitalgesellschaft Draper Fisher Jurvetson aus dem Silicon Valley unterstützt wird, agiert als Mittelsmann zwischen Werbekunden und Floggern, indem es den Floggern per Post Summen zwischen fünf und zehn Dollar bezahlt.? (Andrew Keen, Die Stunde der Stümper, 2008, übersetzt von Helmut Dierlamm, S. 96 – lesenswert als skeptische, teils polemische Betrachtung der kulturellen, wirtschaftlichen und rechtlichen Auswirkungen des Web 2.0). Was stimmt nicht bei ... und Akademiker betrachten das kostenlose Herunterladen ihrer Arbeiten als eine Möglichkeit, ihren Einfluss zu erhöhen und ihren Bekanntheitsgrad zu steigern.? (Chris Anderson, The Long Tail – Der lange Schwanz, 2007, übersetzt von Michael Bayer und Heike Schlatterer, S. 88). Und aus welcher Sprache ist Das Bracero-Programm – und seine stetige Verlängerung – illustriert einmal mehr den politischen Einfluss, der es den Baumwollfarmern erlaubte, schwierige Märkte zu umgehen übersetzt? (Pietra Rivoli, Reisebericht eines T-Shirts – Ein Alltagsprodukt erklärt die Weltwirtschaft, Berlin 2006, übersetzt von Christoph Bausum, S. 64).