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Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
SleepyHollow02
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 222, Zeilen: 1 ff. (komplett)
Quelle: Mayring 2001
Seite(n): online, Zeilen: 0
Immer öfter wird von einer unsinnigen Dichotomie, einem unfruchtbaren Gegensatz, einer falschen Gegenüberstellung gesprochen. Für eine Überwindung des Gegensatzes qualitativ - quantitativ lassen sich nach Mayring im Wesentlichen drei Argumente anführen:

1. Die Plädoyers für qualitative Forschung in den letzten Jahrzehnten speisen sich oft aus einer harschen Kritik an quantitativer Methodologie. Dabei wird jedoch gerne ein Zerrbild entworfen und auf neuere Entwicklungen wenig Bezug genommen. Oft wird quantitativer Methodologie ein einseitig naturwissenschaftliches Denken unterstellt, das Mensch und Gesellschaft auf eine nach allgemeingültigen Gesetzen (d. h. messbaren, einfachen Ursache- Wirkungs-Zusammenhängen) funktionierende Maschinerie reduziere. Dieses Bild hält auch Mayring für überzogen. Auch werden neuere Entwicklungen multivariater Auswertungsstrategien dabei übersehen.

Ein zweiter Vorwurf an die quantitative Methodologie besteht darin, dass sie einseitig statisch orientiert sei und keine Prozesse untersuche. Dabei werden z. B. moderne Ansätze quantitativer Trendanalysen und Zeitreihenanalysen oder experimentelle Einzelfallforschung außer Acht gelassen. Die Schwächen quantitativer Methodologie werden also übertrieben. Andererseits werden die Probleme und Schwachpunkte qualitativer Ansätze wenig thematisiert. Dazu gehören m. E. die oft mangelnde Transparenz und Systematik der Verfahrensweisen und die Schwierigkeiten bei der Verallgemeinerung der Ergebnisse. Ein kritischerer Blick sieht also Stärken und Schwächen in quantitativen und in qualitativen Ansätzen. Daraus folgt, Analysestrategien differenziert dort einzusetzen, wo sie angemessen sind, wo sie ihre Stärken entfalten können, und damit auch nach einer Kombination qualitativer und quantitativer Strategien zu suchen.

2. An dieses Argument schließt sich die Forderung an, dem Gegenstand und der Fragestellung ein Primat gegenüber der Methode zuzubilligen. Erst muss geklärt werden, was untersucht werden soll, dann muss erwogen werden, welche Methoden dafür angemessen sind. Diese Position, die immer auch eine Kombination qualitativer und quantitativer Methodik, sofern angemessen, zulassen würde, wird zwar oft theoretisch formuliert aber in der Praxis haben sich methodische Schulen herausgebildet, die immer dieselben, bewährten Verfahrensweisen praktizieren. Dieses einseitige Denken in Schulrichtung sollte aber überwunden werden, um eine in der Forschung zentral geforderte gegenstandsadäquate Methodik zu ermöglichen.

3. Ein Argument dafür, nach den Verbindungslinien zu suchen, besteht auch darin, dass es bisher nicht eindeutig gelungen ist, qualitative und quantitative Analyse definitorisch klar abzugrenzen.283 So stellt die Stichprobengröße kein eindeutiges Abgrenzungskriterium dar, da es auch quantitative Einzelfallstudien gibt. Auch das Skalenniveau der zugrundeliegenden Messungen bietet keine klare Differenzierung, da moderne Ansätze heute auch nominale und ordinale Daten quantitativ analysieren und andererseits unter dem Stichwort „Explorative Datenanalyse“ quantitative Daten qualitativ interpretiert werden. Da aber eine eindeutige Abgrenzung quantitativ versus qualitativ nicht möglich erscheint, wurde nach Verbindungslinien gesucht.


283 Vgl. auch Mayring, Philipp. 2002. S. 7.

Immer öfter wird von einer unsinnigen Dichotomie, einem unfruchtbaren Gegensatz, einer falschen Gegenüberstellung gesprochen. [3]

Für eine Überwindung des Gegensatzes qualitativ – quantitativ lassen sich im Wesentlichen drei Argumente anführen: [4]

1. Die Plädoyers für qualitative Forschung in den letzten Jahrzehnten speisen sich oft aus einer harschen Kritik an quantitativer Methodologie. Dabei wird jedoch gerne ein Zerrbild entworfen und auf neuere Entwicklungen wenig Bezug genommen. Ich möchte dafür zwei Beispiele bringen. Oft wird quantitativer Methodologie ein einseitig naturwissenschaftliches Denken unterstellt (z.B. FLICK 1998, S.10), das Mensch und Gesellschaft auf eine nach allgemeingültigen Gesetzen (d.h. messbaren, einfachen Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen) funktionierende Maschinerie reduziere. Dieses Bild halte ich jedoch zumindest für die gegenwärtige quantitative Psychologie für überzogen, nur in einzelnen Teilbereichen (z.B. Physiologische Psychologie) teilweise zutreffend. Auch werden neuere Entwicklungen multivariater Auswertungsstrategien dabei übersehen. Ein zweiter Vorwurf an quantitative Methodologie besteht darin, dass sie einseitig statisch orientiert sei und keine Prozesse untersuche (DENZIN & LINCOLN 1998b, S.8). Dabei werden z.B. moderne Ansätze quantitativer Trendanalysen und Zeitreihenanalysen (SCHMITZ 1987) oder experimentelle Einzelfallforschung (vgl. KERN 1997) außer Acht gelassen. Die Schwächen quantitativer Methodologie werden also übertrieben. Andererseits werden die Probleme und Schwachpunkte qualitativer Ansätze wenig thematisiert. Dazu gehören m.E. die oft mangelnde Transparenz und Systematik der Verfahrensweisen und die Schwierigkeiten bei der Verallgemeinerung der Ergebnisse. Ein kritischerer Blick sieht also Stärken und Schwächen in quantitativen und in qualitativen Ansätzen. Daraus folgt, Analysestrategien differenziert dort einzusetzen, wo sie angemessen sind, wo sie ihre Stärken entfalten können, und damit auch nach einer Kombination qualitativer und quantitativer Strategien zu suchen. [5]

2. An dieses Argument schließt sich die Forderung an, dem Gegenstand und der Fragestellung ein Primat gegenüber der Methode zuzubilligen. Erst muss geklärt werden, was untersucht werden soll, dann muss erwogen werden, welche Methoden dafür angemessen sind. Diese Position, die immer auch eine Kombination qualitativer und quantitativer Methodik, sofern angemessen, zulassen würde, wird zwar oft theoretisch formuliert (vgl. z.B. BORTZ & DÖRING 1995, S.278), auch innerhalb qualitativer Forschung (z.B. MASON 1996). In der Praxis aber haben sich methodische Schulen herausgebildet, die immer dieselben, bewährten Verfahrensweisen praktizieren. Dieses einseitige Schulendenken sollte aber überwunden werden, um eine besonders in der qualitativen Forschung zentral geforderte gegenstandsadäquate Methodik zu ermöglichen. [6]

3. Ein Argument dafür, nach den Verbindungslinien zu suchen, besteht auch darin, dass es bisher nicht eindeutig gelungen ist, qualitative und quantitative Analyse definitorisch klar abzugrenzen (vgl. auch MAYRING 1999a; 2000a). So stellt die Stichprobengröße kein eindeutiges Abgrenzungskriterium dar, da es auch quantitative Einzelfallstudien gibt (vgl. z.B. STRAUSS 1996). Auch das Skalenniveau der zugrundeliegenden Messungen bietet keine klare Differenzierung, da moderne Ansätze heute auch nominale und ordinale Daten quantitativ analysieren (z.B. Latent Class Model, Log-lineare Modelle, Logit-Modelle, Faktorenanalysen für dichotome Variablen, Clusteranalysen, Konfigurationsfrequenzanalysen, vgl. RUDINGER, CHASELON, ZIMMERMANN & HENNIG 1985) und andererseits unter dem Stichwort "Explorative Datenanalyse" (vgl. z.B. JAMBU 1992; TUKEY 1994) quantitative Daten qualitativ interpretiert werden. Wenn aber eine eindeutige Abgrenzung quantitativ versus qualitativ nicht möglich erscheint, sollte man nach Verbindungslinien suchen. [7]

Anmerkungen

Die "Vgl. auch"-Referenz in der Fußnote lässt die wörtliche Übernahme der ganzen Seite nicht erahnen, ebenso wenig wie die eingestreuten "nach Mayring" oder die kleinere Schriftgröße des Textes.

Sichter
(SleepyHollow02) Schumann