VroniPlag Wiki

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Typus
KeineWertung
Bearbeiter
Hood
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 284, Zeilen: 1-18
Quelle: NZZ 2003a
Seite(n): 0, Zeilen: 0
[Dabei scheint die tief verwurzelte Befürchtung, den serbischen Verhandlungspartnern aufgrund mangelnder politischer Versiertheit und Erfahrung unterlegen zu sein, eine nicht unerhebliche] Rolle zu spielen. Verschiedene ihrer Parlamentarier sind nach wie vor der Auffassung, dass die Statusverhandlungen bilateral zwischen den Kosovo-Albanern und der internationalen Staatengemeinschaft geführt werden sollten. Verhandlungen mit Belgrad hätten ihrer Ansicht nach erst dann einen Sinn, wenn die Unabhängigkeit von der Staatengemeinschaft festgeschrieben sei. Dann könne mit Serbien technische Detailfragen der geklärt werden.

In Anbetracht dieser schwierigen Ausgangslage ist es nachvollziehbar, dass keine Seite mit großer Freude darauf hinarbeitet, diesen höchst anspruchsvollen und schwierigen Verhandlungsprozess zu beginnen. Nicht ausgeschlossen werden kann dabei, dass ein ungünstiger Verhandlungsverlauf radikalen oder sogar militanten Kräften Auftrieb verleiht und die relative Stabilität in Kosovo und Serbien nachhaltig gefährdet. Im Gegensatz dazu sind jedoch die Risiken eines weiteren Aufschubs von Gesprächen ungleich größer. Die Albaner werden in einem solchen Fall die Rückkehr der Serben zumindest behindern, Belgrad wird die Integration der Kosovo-Serben hintertreiben, womit zentrale „benchmarks“ Steiners dauerhaft außer Reichweite bleiben. Zweifelsohne aber werden die oben angesprochenen Spannungen zwischen UNMIK und den einheimischen Eliten in Kosovo weiter zunehmen.

Dabei scheint der eingespielte psychologische Reflex, gegenüber Belgrad unterlegen zu sein, mit eine Rolle zu spielen. Immer wieder ist auch zu hören, dass erst die «Anerkennung einer historischen Schuld durch die Serben» das Klima für konstruktive Gespräche schaffe. Verschiedene Parlamentarier halten sogar fest, dass Verhandlungen mit Belgrad erst dann einen Sinn hätten, wenn die Unabhängigkeit von der internationalen Gemeinschaft festgeschrieben und von Belgrad nolens volens akzeptiert worden sei. [...] Aus dieser Perspektive ginge es in Direktgesprächen mit Belgrad lediglich darum, technische Detailfragen der Loslösung zu klären. Die eigentlichen Statusverhandlungen würden bilateral zwischen den Kosovo-Albanern und der Staatengemeinschaft geführt.

Angesichts dieser Ausgangslage ist es verständlich, dass niemand grosse Lust hat, diesen höchst anspruchsvollen Verhandlungsprozess zu beginnen. Es kann nicht einmal ausgeschlossen werden, dass ein Verhandlungsverlauf, der von der einen oder andern Seite (vielleicht auch von beiden) als ungünstig eingeschätzt wird, militanten Kräften Auftrieb gibt und die relative Stabilität in Serbien und Kosovo gefährdet. Dennoch erscheinen die Risiken des weiteren Aufschubs von Gesprächen ungleich grösser. Die Albaner werden die Rückkehr der Serben blockieren, und Belgrad wird die Integration der Kosovo-Serben hintertreiben, womit zentrale «Standards» dauerhaft ausser Reichweite bleiben. [...] Ganz ohne Zweifel werden die Spannungen zwischen den internationalen Protektoren und den einheimischen Eliten Kosovos zunehmen, und wer als Befreier begrüsst wurde, könnte dereinst als Besetzer bekämpft werden.

Anmerkungen

Fortgesetzt von vorheriger Seite, ohne Hinweis auf die Quelle.

Sichter
Guckar