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Finanzmarktsimulation mit Multiagentensystemen. Entwicklung eines methodischen Frameworks

von Michael Heun

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[1.] Mh/Fragment 042 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2012-04-08 09:21:30 Kybot
BauernOpfer, Fragment, Gesichtet, Mh, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Unser 1999

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Lukaluka, Frangge, Bummelchen, Hindemith, WiseWoman
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 42, Zeilen: 1-25
Quelle: Unser 1999
Seite(n): 45, 46, Zeilen: 10ff
[Dies erscheint insofern erstaunlich, als dass erstens etwa im Risikomanagement die Unterscheidung in die beiden Phasen der Risikoidentifikation und der Risikobewertung als

grundsätzlich anerkannt gilt, [FN 243] und dass zweitens das vom Entscheider perzipierte Risiko]

insbesondere in der Literatur zum Entscheidungsverhalten von Konsumenten als verhaltensrelevant angesehen wird. [FN 244]

In den bislang dargestellten Ansätzen der Entscheidungstheorie auf der Basis von Risikonutzenfunktionen wurde zwar auch eine Risikobewertung vorgenommen, dies geschah jedoch lediglich implizit und in untrennbarer Verbindung mit der Höhenpräferenz.[FN 245] Als Begründung für die kaum stattfindende Separation von Risikowahrnehmung und Risikoeinstellung finden sich im Wesentlichen zwei Hinweise: [FN 246] Zum einen die Konzentration auf das Ergebnis ökonomischen Verhaltens und zum anderen die unterstellte Übereinstimmung der Risikoeinstellung mit dem geäußerten Verhalten ('revealed Preferences'). Eine explizite Betrachtung des Risikos lässt jedoch ein tieferes Verständnis realen Entscheidungsverhaltens vermuten.[FN 247]

Der Grundgedanke der Separation von Risikowahrnehmung und Risikoeinstellung besagt, dass als verhaltensbestimmende Determinante nicht die objektive Struktur einer Entscheidungssituation unter Risiko heranzuziehen ist, sondern vielmehr die subjektive Perzeption dieser Risiko-Situation. Dies ermöglicht dann eine Erklärung des unterschiedlichen Verhaltens zweier Entscheidungsträger in der gleichen risikobehafteten Situation, da zum einen das objektive Risiko und die subjektive Wahrnehmung dieses Risikos nicht identisch sein müssen und zum anderen die subjektive Interpretation von Risiko-Situationen interpersonal nicht übereinstimmen muss. [FN 248] Die o.g. Quellen bestätigen für die Mehrzahl der untersuchten Personen die Hypothese, dass bei konstanter Risikoeinstellung das beobachtete Verhalten auf unterschiedlicher Risikowahrnehmung für Gewinne und Verluste basiert und diese Risikowahrnehmung nicht mit objektiven Risikomaßen übereinstimmt. Weiterhin ist die Risikoeinstellung, die auf das perzipierte Risiko abstellt ('Perceived Risk Attitude'), stabiler als die auf objektiven Risikomaßen beruhende ('Economic Risk Attitüde'). [FN 249]

[FN 243] Diese Begriffe korrespondieren gerade mit dem wahrgenommenen Risiko und der Risikoeinstellung; vgl. etwa Haller (1990), S. 240-247; Moser und Quast (1994), S. 669; Rudolph (1995), S. 23-25; Unser (1999), S. 45 sowie zum Entscheidungsprozess bei Versicherungsabschlüssen Müller-Reichart (1993), S. 194.

[FN 244] Vgl. Eifert (1997), S. 32; Cox (1967); Dedler, Gottschalk, Grunert, Heiderich, Hoffmann und Scherhorn (1984) sowie Kuhlmann (1978).

[FN 245] Vgl. dazu die Ausführungen auf S. 36f. dieser Arbeit.

[FN 246] Vgl. Unser (1999), S. 45.

[FN 247] Vgl. dazu bereits Keynes (1921), S. 352.

[FN 248] Vgl. Sitkin und Pablo (1992), S. 15 sowie Weber (1997), S. 46.

[FN 249] Vgl. Meilers et al. (1997).

[S. 45]

Dies ist umso erstaunlicher, als diese Differenzierung im Rahmen der Unterscheidung der Phasen Risikoidentifikation und Risikobewertung in der Literatur zum Risikomanagement bereits als eingeführt gelten kann [FN 4a] und diese Begriffe grundsätzlich zu dem wahrgenommenen Risiko bzw. der Risikopräferenz korrespondieren.

Ferner ist die Erkenntnis, daß nur das von einem Entscheider perzipierte Risiko in einer Situation verhaltensrelevant sein kann, zumindest in der Literatur zum Informationsverhalten der Konsumenten zu finden. [FN 5a] Obwohl auch die bisher erörterten Entscheidungstheorien eine Risikobewertung durchfuhren, erfolgt diese doch immer nur implizit und in untrennbarer Verknüpfung mit der Höhenpräferenz. Als Ursache der Vernachlässigung der Separation von Risikowahrnehmung und Risikoeinstel­lung ist die Konzentration auf das Ergebnis ökonomischen Verhaltens sowie die Gleichsetzung von Risikoeinstellung mit dem geäußerten Verhalten („revealed preferences“) zu vermuten. Gerade eine isolierte Betrachtung des Risikos einer Alter­native könnte aber viel zu einem Verständnis des realen Entscheidungsverhaltens beitragen.[FN 6a]

[S. 46]

Die Grundidee der Trennung von Risikowahrnehmung und Risikopräferenz besteht darin, daß nicht mehr die objektive Struktur einer riskanten Situation als verhaltens­bestimmend angenommen wird, sondern die subjektive Wahrnehmung diese Situa­tion explizit Berücksichtigung findet. Nur hinsichtlich dieses wahrgenommenen Ri­sikos kann anschließend von einer relativ konsistenten Risikoeinstellung in dem Sinne gesprochen werden, daß Alternativen ausgewählt werden, deren wahrgenom­menes Risiko mit der individuellen Risikoeinstellung kompatibel ist. Dabei können allerdings das objektive Risiko emer Alternative und deren subjektives Risiko aus­ einanderfallen. Das unterschiedliche Verhalten zweier Personen in derselben Ent­scheidungssituation kann damit bei identischer Risikoeinstellung auf Unterschieden in der Risikowahrnehmung beruhen. [FN 1b] [...] Diese Hypothese konnte für die Mehrheit der untersuchten Personen in Experimenten zur Risikowahl bestätigt werden. Außerdem ist die auf das perzipierte Risiko bezogene Risikoeinstellung ("perceived risk attitude") stabiler als die auf das objektive Risiko bezogene ("economic risk attitude"). [FN 2b]

[FN 4a] Vgl. Haller, M. (1990) S. 240-247, Moser, H./Quast, W. (1994) S. 669; Rudolph, B. (1995) S. 23-25. Vgl. auch die analoge Konstruktion des Entscheidungsprozesses bei Versicherungsabschlüssen wie sie Müller-Reichart, M. (1993) S. 194 vornimmt.

[FN 5a] Vgl. Eifert, S. (1997) S. 32; Cox, D. T. (1967); Dedler, K. et al. (1984); Kuhlmann, E. (1978).

[FN 6a] Vgl. dazu bereits Keynes, J. M. (1921) S. 352, wonach die Auflösung bestehender Paradoxa der Ent­scheidungstheorie "must be brought about, I think, by a development of the theory of risk".

[FN 1b] Vgl. Sitkin, S. B/Pablo, A. L. (1992) S. 15; Weber, E. U. (1997) S. 46.

[FN 2b] Vgl. Meilers, B. A./Schwartz, A./Weber, E. U. (1997).

Anmerkungen

Fortsetzung von Mh/Fragment_041_16

Sichter
Bummelchen WiseWoman



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