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Angaben zur Quelle [Bearbeiten]

Autor     Klaus Schwabe
Titel    Aachen am Ende des Zweiten Weltkrieges: Auftakt zur Nachkriegszeit?
Sammlung    Kriegsende und Neubeginn. Westdeutschland und Luxemburg zwischen 1944 und 1947
Herausgeber    Kurt Düwell, Michael Matheus
Ort    Stuttgart
Verlag    Steiner
Jahr    1997
Seiten    21-32
ISBN    3-515-06974-7
URL    http://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/texte/aufsaetze/schwabe-aachen-am-ende-des-zweiten-weltkrieges.html

Literaturverz.   

ja
Fußnoten    ja
Fragmente    11


Fragmente der Quelle:
[1.] Analyse:Cc/Fragment 049 05 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2017-09-19 20:43:39 Schumann
Cc, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Schwabe 1997, Verschleierung, ZuSichten

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
No
Untersuchte Arbeit:
Seite: 49, Zeilen: 5-24
Quelle: Schwabe 1997
Seite(n): online, Zeilen: -
Für die Betrachtung der Aachener Anfänge aus amerikanischer Perspektive sind zwei Fragen ausschlaggebend: Zum einen, wo sollte die amerikanische Zuständigkeit für die Verwaltung der Kaiserstadt liegen, und zum anderen, mit welchen Erwartungen und Direktiven übernahmen die amerikanischen Truppen die Kontrolle Aachens?

Die Zuständigkeit der Verwaltung Aachens lag hauptsächlich bei SHAEF Abt. G-5, dem Obersten Hauptquartier der westalliierten Streitkräfte in Europa. Hinzu kam für die Finanzierungsfragen das Finanzministerium, für den Bereich Medien und Feindaufklärung wurde die Abteilung für Psychologische Kriegsführung bei der SHAEF und für die Beratung in politischen Angelegenheiten das State Departement in Anspruch genommen. Daneben beobachtete die amerikanische Presse genau das Verhalten der amerikanischen Besatzungsstellen in dieser ersten eroberten deutschen Großstadt.

Obwohl in Washington auf höchster Ebene Vorbereitungen getroffen worden waren, standen beim Einmarsch der amerikanischen Truppen in Aachen keine genauen Direktiven für die amerikanische Militärverwaltung fest.

Wir wenden uns damit der amerikanischen Perspektive der Aachener Anfänge in der amerikanischen Besatzungspolitik in Deutschland zu. Hier sind zwei Vorklärungen nötig - es ist die Frage nach den amerikanischen Zuständigkeiten für die Militärverwaltung der Kaiserstadt zu beantworten und die Frage nach den Direktiven und den Erwartungen, mit denen die Amerikaner die Kontrolle der Verwaltung Aachens übernahmen.

Die Frage nach den amerikanischen Zuständigkeiten für Aachen ist nur scheinbar einfach zu beantworten: Sie lag formell und in der unmittelbaren Praxis der Zivilverwaltung in Händen von SHAEF, Abteilung G-5, das heißt des Obersten Hauptquartiers der westalliierten Expeditionsstreitkräfte in Europa. Es mischten freilich noch alle möglichen anderen Stellen mit: in Geldfragen das Finanzministerium, für Medien und für Feindaufklärung die Abteilung für Psychologische Kriegführung bei SHAEF, und für politische Fragen das State Department, bei General Eisenhower vertreten durch Robert Murphy, einen hoch angesehenen Karrierebeamten des diplomatischen Dienstes. Im Hintergrund blickte die Presse mit Argusaugen auf das Verhalten der amerikanischen Besatzungsstellen in dieser ersten eroberten deutschen Großstadt.

Die Direktiven für die amerikanische Militärverwaltung standen im Moment, als die amerikanischen Truppen nach Aachen vordrangen, noch nicht ganz fest, weil darüber in Washington noch auf höchster Ebene debattiert wurde.

Anmerkungen

Kein Hinweis auf eine Übernahme.

Gleicher Inhalt (inkl. zwei leitender Fragen zu Beginn) und trotz Umformulierungen erkennbar gleiche Textstruktur - aber die Quelle bleibt ungenannt.

Sichter
(Schumann)


[2.] Analyse:Cc/Fragment 050 14 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2017-09-19 20:45:50 Schumann
Cc, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Schwabe 1997, Verschleierung, ZuSichten

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
No
Untersuchte Arbeit:
Seite: 50, Zeilen: 14-34
Quelle: Schwabe 1997
Seite(n): online, Zeilen: -
Es lagen lediglich vorläufige Anweisungen für die Übernahme der Verwaltung Aachens vor, wie beispielsweise die Interimsdirektive vom 7. September 1944, die besagten, dass die weiteren militärischen Operationen durch die Zivilverwaltung unterstützt werden sollten, dass die deutsche Bevölkerung vom Nationalsozialismus und dessen Gesetzgebung befreit werden muss sowie dass es zu einer Wiederherstellung von Gesetz und Ordnung und zu einer Verfolgung der Naziverbrecher kommen muss. Des Weiteren wurde hier festgelegt, dass die deutschen Verwaltungsorgane, sofern sie nicht politisch belastet waren, weiterverwendet werden sollten. Zudem wird hier das Verfahren für die Überprüfung der gesamten deutschen Bevölkerung auf ihre NS-Vergangenheit festgelegt, womit das Wort „Fragebogen“ zum ersten Mal in Erscheinung tritt. Für das Verhalten der amerikanischen Truppen der Zivilbevölkerung gegenüber gab es eine besondere Instruktion: „Das deutsche Volk befindet sich in einem totalen Krieg gegen dich und ist individuell und kollektiv dein Feind.“

Diszipliniertes Verhalten gegenüber den „militärfrommen“ Deutschen würde diese besonders beeindrucken, hieß es weiter. Die Deutschen selbst jedoch wurden mit Eisenhowers Bekanntmachung [Nr. 1 vertraut gemacht, in der es hieß: „Die Alliierten Streitkräfte […] kommen als Eroberer, jedoch nicht als Unterdrücker. […] wir werden Nazismus und deutschen Militarismus austilgen.“]

Aber einige vorläufige Anweisungen lagen natürlich vor, als die Amerikaner die Verwaltung Aachens übernahmen. Eine Interimsdirektive vom 7. September 1944 befahl u.a.: die tunlichste Unterstützung der militärischen Operationen durch die Zivilverwaltung, bei den Deutschen die Beseitigung des Nazismus und seiner Gesetze, die Wiederherstellung von Gesetz und Ordnung und die Dingfestmachung von Naziverbrechern. Die bestehenden deutschen Verwaltungsorgane sollten, soweit nicht politisch belastet, weiterverwendet werden. Bis ins einzelne wurde das Verfahren für die Überprüfung der gesamten deutschen Bevölkerung auf ihre NS-Vergangenheit hin festgelegt. Das Wort Fragebogen - auf deutsch - taucht hier zum ersten Male auf.

Für das Verhalten der amerikanischen Truppen zur deutschen Zivilbevölkerung gab es eine besondere Instruktion. Dort hieß es: Das deutsche Volk befindet sich in einem totalen Krieg gegen dich und ist individuell und kollektiv dein Feind. Diszipliniertes Verhalten gegenüber den militärfrommen Deutschen würde bei diesen besonders beeindrucken. Den Deutschen aber wurde als Bekanntmachung Nr. 1 von Eisenhower verkündet: Die Alliierten Streitkräfte ... kommen als Eroberer, jedoch nicht als Unterdrücker... wir werden Nazismus und deutschen Militarismus austilgen...

Anmerkungen

Kein Hinweis auf die Quelle.

Sichter
(Schumann)


[3.] Analyse:Cc/Fragment 054 03 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2017-09-19 20:47:10 Schumann
Cc, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Schwabe 1997, Verschleierung, ZuSichten

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
No
Untersuchte Arbeit:
Seite: 54, Zeilen: 3-8
Quelle: Schwabe 1997
Seite(n): online, Zeilen: -
Man kann also feststellen, dass die Aachener Restbevölkerung, welche die siegreichen Amerikaner vorfanden, samt ihrem Bischof das Hitlerregime größtenteils gründlich satt hatte. Die Aachener beteuerten unisono, mit dem Naziregime nichts zu tun zu haben und sich nicht mit dem noch in Kriegshandlungen befindlichen Deutschen Reich zu identifizieren, wie sich eine Zeitzeugin erinnert: [...]164

164 Die Zeit, a. a. O. [Die Zeit: Donnerstag, 21. Oktober 2004, Nr. 44], S. 1.

Man kann also feststellen, dass zusammen mit ihrem Bischof die Aachener Restbevölkerung, welche die siegreichen Amerikaner vorfanden, in ihrer großen Mehrheit das Hitlerregime gründlich satt hatten und, wie einige von ihnen gegenüber amerikanischen Nachrichtenoffizieren erklärten, die Sieger ehrlich als echte Befreier begrüßt haben. [...]

[...]

Was die Deutschen anlangte, denen die amerikanischen Eroberer begegneten, so beteuerten diese unisono, mit dem Naziregime nichts zu tun gehabt zu haben.

Anmerkungen

Kein Hinweis, dass die "Man"-Feststellung keine Eigenleistung der Verf.in darstellt, sondern von Schwabe abgeschrieben wurde.

Referenziert ist nur ein anschließendes Zeitzeugenzitat.

Sichter
(Schumann)


[4.] Analyse:Cc/Fragment 055 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2016-09-13 13:37:58 Schumann
BauernOpfer, Cc, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel, Schwabe 1997

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
SleepyHollow02
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 55, Zeilen: 1-27, 29-30
Quelle: Schwabe 1997
Seite(n): Internetquelle, Zeilen: -
[Neben den Entbehrungen und Zermürbungen des Krieges167 kamen kurz vor Ende der Kriegshandlungen noch mehrere Faktoren hinzu, die die zurückgebliebenen Aachener aufatmen] ließen, als sich am 21. Oktober die deutschen Truppen der Anordnung Hitlers widersetzten und unter Hinterlassung eines Trümmerfeldes endgültig kapitulierten. Zum einen war es die Evakuierung, die noch am 10. September von Himmler für ausgeschlossen erklärt worden war und dann doch am 12. September von Hitler angeordnet wurde. 17.995 Aachener verließen während dieser Zeit teils freiwillig, teils gezwungenermaßen die Stadt. Kaum 6.000 gelang es, sich in den Kellern und Trümmern versteckt zu halten, in ständiger Angst vor den Häschern der SS, die – unter Androhung von Strafverfolgung wegen Landesverrat – zur endgültigen Einschließung der Stadt ihre Jagd auf Zivilisten fortsetzten, um diese abzutransportieren. Zum anderen war es nicht zu einer geordneten Übergabe gekommen, d. h. zur Einrichtung einer Übergangsverwaltung, die die Verwaltung von Aachen bei hoffnungsloser militärischer Lage an die Alliierten übergeben sollte. Obwohl mehrere Aachener Bürgerdelegationen darauf gedrängt hatten, war alles, was einer Kapitulation gleich kam, verweigert worden und die Vertreter der Übergangsverwaltung waren gleichfalls zum Verlassen der Stadt aufgefordert worden. Hitler selbst befahl, Aachen bis zum letzten Mann zu verteidigen, auch wenn nur ein Trümmerfeld übrig bliebe. Die Stimmung der zurückgebliebenen Bevölkerung verschlechterte sich drastisch; man fühlte sich von den Behörden im Stich gelassen.168

Die Sieger wurden als echte Befreier begrüßt,169 wie einige von ihnen gegenüber amerikanischen Nachrichtenoffizieren erklärten. 170 „Als die Amerikaner schließlich vor uns standen, war der erste Gedanke: ‚Wir haben es geschafft’.“171

Diese Einstellung hatte zur Folge, dass sich die Aachener Bevölkerung, solange sie nicht befürchten musste, dass ihr Ver-[halten Repressalien des NS-Regimes an ihren Verwandten im Reich bewirken könnte, der neuen Regierung gegenüber „fügsam“ und kooperativ verhielt.]


168 Vgl. Poll: Das Schicksal Aachens, a. a. O., S. 242f.

169 Vgl. Gasten: Aachen im NS, a. a. O., S. 323/ Posener, Julius: In Deutschland 1945 bis 1946, Berlin 2001, S. 22. (Künftig zitiert: Posener: Deutschland 1945 bis 1946, a. a. O., S.).

170 Vgl.hierzu: Pabst, Klaus: Die Nachkriegszeit begann in Aachen, in: Walter Först (Hrsg.): Beiderseits der Grenzen. Beiträge zur Landesgeschichte des Rheinlandes und Westfalens, Bd. 12, Köln 1987. (Künftig zitiert: Pabst: Nachkriegszeit in Aachen, a. a. O., S.).

171 Die Zeit, a. a. O., S.3.

Das Hitlerregime hatte bei den Aachenern, die bis zur Kapitulation der deutschen Truppen am 21.Oktober 1944 in ihrer Stadt ausgeharrt hatten, einen denkbar ungünstigen Eindruck zurückgelassen. Mit zwei Stichworten läßt sich dies belegen: Das eine lautet Evakuierung. Diese hatte Himmler in Aachen noch am 10. September prahlerisch für ausgeschlossen erklärt. Zwei Tage später wurde sie von Hitler dann doch angeordnet. [...] Am Ende waren es 17.995 Aachener, die teils freiwillig, teils gezwungen, ihre Stadt verließen; kaum 6.000 gelang es, sich in Kellern versteckt zu halten, in ständiger Angst vor den Häschern der SS, die - unter der Androhung von Strafverfolgung wegen Landesverrats - bis zur endgültigen Einschließung der Stadt ihre Jagd auf verbliebene Zivilisten fortsetzten, um sie abzutransportieren. Das zweite Stichwort lautet: Geordnete Übergabe, das heißt die Einrichtung einer Übergangsverwaltung, die die Verwaltung von Aachen bei hoffnungsloser militärischer Lage an die Alliierten übergeben sollte. Obwohl mehrere Aachener Bürgerdelegationen darauf drangen - eine Übergangsverwaltung war unter dem Museumsdirektor Felix Kuetgens noch von dem scheidenden Oberbürgermeister Quirin Jansen eingesetzt worden -, wurde alles, was nach Kapitulation aussah, natürlich verweigert. Die Vertreter der Übergangsverwaltung wurden zum VerlassenVerlassen der Stadt gezwungen. Hitler selbst befahl, Aachen bis zum letzten Mann zu verteidigen, und wenn nur ein Trümmerfeld übrigbliebe. Kein Wunder, dass sich die Stimmung der zurückgebliebenen Aachener drastisch verschlechterte - ein Beobachter sprach geradezu von einer für die staatlichen Vertreter bedrohlichen Einstellung der Bunkerinsassen, die sich von den Behörden im Stich gelassen fühlten. [Anm. 2] Nach alledem kann es nicht überraschen, daß die 6.000 Aachener, die die Schlacht überlebt hatten, tief aufatmeten, als die deutschen Truppen unter Hinterlassung eines Trümmerfeldes am 21. Oktober 1944 schließlich kapitulierten.

Man kann also feststellen, dass zusammen mit ihrem Bischof die Aachener Restbevölkerung, welche die siegreichen Amerikaner vorfanden, in ihrer großen Mehrheit das Hitlerregime gründlich satt hatten und, wie einige von ihnen gegenüber amerikanischen Nachrichtenoffizieren erklärten, die Sieger ehrlich als echte Befreier begrüßt haben.

[...]

Was die Deutschen anlangte, denen die amerikanischen Eroberer begegneten, so beteuerten diese unisono, mit dem Naziregime nichts zu tun gehabt zu haben. Im übrigen erwiesen sie sich als "fügsam" (docile) und kooperativ, solange sie nicht befürchten mussten, dass ihnen ihr Verhalten Repressalien des NS-Regimes an ihren Verwandten im Reich eintragen könnte; [...]

Anmerkungen

Die eigentliche Quelle, aus der fast die gesamte Seite ihren Inhalt (und teilweise auch ihren Wortlaut) bezieht, ist in Fn. 166 auf S. 54 genannt.

Der Zitatsatz vor der Fn. 171 geht nicht in die Zeilenzählung ein.

Sichter
(SleepyHollow02) Schumann


[5.] Analyse:Cc/Fragment 057 11 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2017-09-19 20:47:47 Schumann
Cc, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Schwabe 1997, Verschleierung, ZuSichten

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
No
Untersuchte Arbeit:
Seite: 57, Zeilen: 11-14, 19-26
Quelle: Schwabe 1997
Seite(n): online, Zeilen: -
Von einer breiten Untergrundbewegung gab es in Aachen keine Spur. Die Sicherheitslage der Stadt wurde bereits wenige Wochen nach der Eroberung als „ausgezeichnet“ beschrieben. Ein amerikanischer Offizier resümierte seine Eindrücke wie folgt: „Wir finden unsere Aufgabe in Belgien im Grunde schwieriger als in Deutschland, denn dank des Trainings, das die Deutschen durch ihr Heer erhalten haben, tun sie, was man ihnen zu tun befiehlt.“179

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es anfänglich eine gute Zusammenarbeit zwischen Amerikanern und Aachenern gab. Bereits in den ersten Novembertagen wurden auch die Aachener, die anfänglich interniert waren, wieder registriert und in die Stadt zurückgelassen, sofern sie dort eine Unterkunft nachweisen konnten und nicht als politisch verdächtig galten. Bis zum Jahresende befanden sich wieder zwischen 10- und 12.000 Menschen in der Stadt, die zu Wiederaufbau und Mithilfe bereit waren.


179 Borsdorf/Niethammer: US-Protokolle, a. a. O., S. 351.

Tatsächlich ließ sich die Zusammenarbeit zwischen befreiten Deutschen und amerikanischer Militärverwaltung anfangs auch leidlich gut an: Seit den ersten Novembertagen schon wurden die Aachener nach anfänglicher Internierung registriert und nach und nach wieder in die Stadt zurückgelassen, wenn sie dort eine Unterkunft nachweisen konnten und nicht politisch verdächtig waren. Zu Ende des Jahres lebten dort schon wieder an die 10.000 bis 12.000 Personen.

[...]

[...]; von irgendeinem Untergrund gab es keine Spur; die Sicherheitslage in Aachen wurde schon wenige Wochen nach der Eroberung der Stadt (mit etwas verfrühtem Optimismus) als "ausgezeichnet" bezeichnet. Ein Offizier resümierte seine ersten Eindrücke im besiegten Deutschland mit den Worten: Wir finden unsere Aufgabe in Belgien im Grunde schwieriger als in Deutschland; denn dank des Trainings, das die Deutschen durch ihr Heer erhalten haben, tun sie, was man ihnen zu tun befiehlt. Die Belgier tun es nicht ... [Anm. 5]


5. Archivalische Quellen, National Archives Washington (künftig zitiert NA).

Anmerkungen

Kein Hinweis, dass die Zusammenfassung keine Eigenleistung der Verf.in darstellt, sondern von Schwabe abgeschrieben wurde.

Das wörtliche Zitat (bei dem sich zunächst der Verdacht einer ungeprüften Übernahme aufdrängt, wogegen aber der Verweis auf Borsdorf/Niethammer [bisher nicht eingesehen] spricht) geht nicht in die Zeilenzählung ein.


[Zu prüfen/auszuschließen wäre für das wörtliche Zitat und sein textliches Umfeld noch die Möglichkeit, dass Schwabe aus Borsdorf/Niethammer (1977) übernommen haben könnte und die Verf.in hier zumindest dieses Zitst tatsächlich korrekt daraus zitiert hat.]

Sichter
(Schumann)


[6.] Analyse:Cc/Fragment 058 08 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2017-09-19 20:48:29 Schumann
Cc, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Schwabe 1997, Verschleierung, ZuSichten

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
No
Untersuchte Arbeit:
Seite: 58, Zeilen: 8-30
Quelle: Schwabe 1997
Seite(n): online, Zeilen: -
Somit unterschieden sich die Vorplanungen der Alliierten in zwei wesentlichen Bereichen von der tatsächlichen Situation in Aachen. Zum einen hatte man die deutsche Bevölkerung für feindlich gesinnt und für mehr oder weniger durch die Nationalsozialisten beeinflusst gehalten; zum anderen war man der Meinung gewesen, in den eroberten Gebieten noch funktionierende lokale deutsche Verwaltungen vorzufinden. Wie dargestellt, war beides jedoch nicht der Fall. Dieses vom erwarteten Verhaltensmuster abweichende Verhalten der Aachener Bevölkerung erweckte zunehmend Misstrauen auf amerikanischer Seite, hatte man sich hier doch durch lange „schwarze“ und kurze „weiße Listen“ bestens auf die Arbeit im Deutschen Reich vorbereitet.

Zudem beschwerte sich die amerikanische Presse zunehmend über die entgegenkommende Behandlung der Aachener Bevölkerung durch amerikanische Offiziere und Soldaten,181 woraufhin Präsident Roosevelt das Fraternisierungsverbot verschärfte.182 Die Beziehungen zwischen der Aachener Bevölkerung und den amerikanischen Truppen verschärften sich zusehends, als die Abteilung für psychologische Kriegsführung Interesse an der ersten deutschen Nachkriegsstadt zeigte. Ziel der Abteilung sollte es sein, zur Unterstützung der amerikanischen Militärpropaganda Informationen über die Stimmung und Haltung der bereits unter amerikanischer Kontrolle stehenden deutschen Bevölkerung zu [gewinnen, um diese dann gegen die kämpfenden deutschen Truppen einzusetzen und damit deren Kampfmoral zu untergraben.]


181 Vgl. hierzu: Heidking, Jürgen: Die Amerikaner am Rhein: Kriegsende und frühe Besatzungszeit in amerikanischer Perspektive, in: Jost Dülfer (Hrsg.): „Wir haben eine schwere Zeit [sic] hinter uns.“ Die Kölner Region zwischen Krieg und Nachkriegszeit. Veröffentlichungen des Kölner Geschichtsvereins, Bd. 40, Vierow bei Greifswald 1996, S. 105-128

Bei diesen Vorplanungen ist zweierlei festzuhalten: Die amerikanischen Behörden gingen davon aus, dass die deutsche Bevölkerung insgesamt einerseits feindlich eingestellt und mehr oder weniger nazi-beeinflusst war und dass andererseits die amerikanischen Militärbehörden in den eroberten Gebieten funktionierende lokale deutsche Verwaltungen vorfinden würden. Beide Voraussetzungen waren, wie sich herausstellte, in Aachen nicht gegeben.

[...] Natürlich beobachteten die amerikanischen Behörden die überraschend zuvorkommende Haltung der deutschen Bevölkerung mit Misstrauen. Für ihre Entscheidungen für die Einsetzung deutscher Beamter waren sie durch kurze "Weiße" und lange "Schwarze Listen" scheinbar bestens vorbereitet.

[...]

Die Armee-Zeitung Stars and Stripes beklagte sich bitter über eine angeblich viel zu entgegenkommende Behandlung der Aache­ner Bevölkerung durch amerikanische Soldaten und Offiziere - und dies in einem totalen Krieg der Völker! Roosevelt selbst schärfte den amerikanischen Truppen die strikte Einhaltung des Fraternisierungsverbotes ein. [Anm. 6]

Auch dieses waren freilich nur Vorgeplänkel. Zum Eklat kam es, als sich zivile Mitarbeiter der Abteilung für die psychologische Kriegführung für Aachen zu interessieren begannen. Aufgabe dieser Experten war es, der bereits unter amerikanischer Kontrolle stehenden deutschen Bevölkerung politisch den Puls zu fühlen, ihre Stimmung, ihre Haltung zu den Nazis, zu den deutschen Soldaten und zur lokalen Situation zu erkunden. Die amerikanische Militärpropaganda sollte mit derlei Informationen angereichert werden, um auf diese Weise um so wirksamer gegen die kämpfende deutsche Truppe eingesetzt werden und deren Kampfmoral untergraben zu können.


1. Gekürzte Fassung eines Aufsatzes, der demnächst in der Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereines (zitiert als ZAG) erscheinen soll, auf den für Einzelbelege verwiesen wird. Eine weitere Fassung, die stärkeres Gewicht auf das Geschehen in Aachen legt, findet sich in dem Sammelband: Jost Dülffer (Hg.): "Wir haben schwere Zeiten hinter uns". Die Kölner Region zwischen Krieg und Nachkriegszeit (Veröffentlichungen des Kölnischen Geschichtsvereins, Bd. 40), Vierow b. Greifswald 1996, S. 105-128.

[...]

6. Arch. Quelle, NA; ferner Jürgen Heideking: Die Amerikaner am Rhein: Kriegsende und frühe Besatzungszeit in amerikanischer Perspektive, in:. Dülffer (wie Anm. 1), S. 79.

Anmerkungen

Trotz stärkerer Umformulierung inhaltlich und textstrukturell übereinstimmend - und kein Hinweis auf die Quelle.

Sichter
(Schumann)


[7.] Analyse:Cc/Fragment 059 06 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2016-09-17 20:59:42 Schumann
Cc, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel, Schwabe 1997, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
SleepyHollow02
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 59, Zeilen: 6-29, 104-107, 109-111
Quelle: Schwabe 1997
Seite(n): Internetquelle, Zeilen: -
[...] Saul K. Padover183 [...] Die von ihm geführten, wörtlich überlieferten Interviews hatten als Gesamttenor die deutsche Angst vor einem Überhandnehmen des Kommunismus und warben deshalb für ein deutschamerikanisches Zusammengehen. Den „Aachener Skandal“, den diese Interviews auslösten, lag jedoch in der Erkenntnis, dass es Deutsche gab, die keine Konzessionen an die NS-Bewegung gemacht hatten und die nun bereit waren, das ganze Ausmaß der deutschen Schuld anzuerkennen. Padovers Erwartungen entsprechend waren diese Aachener Angehörige der deutschen Linken184.

Es war seine feste Überzeugung, dass „[…] trotz ihrer verheerenden und moralisch kompromittierenden Passivität die links stehenden Arbeiter das einzige nicht-militärische und nichtfaschistische Element im Reich gewesen waren […]. Wenn Deutschland einmal wieder moralisch anständig und gleichzeitig politisch harmlos werden will, dann kann dies nur durch die Linke geschehen.“185

Padover war jedoch schon bei seinem ersten Besuch in Aachen Anfang Dezember 1944 aufgefallen, dass eben diese Linke in der Aachener Stadtverwaltung unter Oberbürgermeister Franz Oppenhoff so gut wie gar nicht vertreten war. Padover veranlasste daraufhin nähere Nachforschungen auf diesem Gebiet und war der Ansicht, der Verschwörung einer unbelehrbaren Rechten mit dem erklärten Ziel, die Linke in Aachen nicht zum Zuge kommen zu lassen, auf die Schliche gekommen zu sein. In seinem Schluss-[bericht, den er Ende Januar 1945 verfasste, berichtete er von einer Elite von Fachleuten – Juristen, Ingenieuren, Rechtsanwälten und Kirchenmännern –, über die er schreibt: „Diese Elite ist gerissen, zielstrebig und angriffslustig […].]


183 Saul K. Padover wurde 1905 als Sohn jüdischer Eltern in Wien geboren, wanderte 1920 in die USA aus und studierte in Yale und Chicago. 1938 wurde er persönlicher Referent des Innenministeriums und ging 1943 zur Abteilung für psychologische Kriegsführung nach London. Er veröffentlichte einige populärwissenschaftliche Bücher zur deutschen und amerikanischen Geschichte und verfügte über den im amerikanischen Militär kostbaren Vorzug, die deutsche Sprache zu beherrschen. Vgl. hierzu: Padover: Experiment in Germany, a. a. O.

184 Unter ihnen waren meist ehemalige Sozialdemokraten, wie beispielsweise der spätere Erstherausgeber der AN oder der Gewerkschafter Heinrich Hollands, oder gelegentlich auch Kommunisten.

185 Padover: Experiment in Germany, a. a. O., S. 88.

Jüdischer Herkunft, war er in den frühen zwanziger Jahren mit seiner Mutter aus Wien in die USA ausgewandert, hatte dort einige populärwissenschaftliche Bücher zur deutschen und amerikanischen Geschichte veröffentlicht und verfügte über den im amerikanischen Militär kostbaren Vorzug, die deutsche Sprache zu beherrschen.

Die Interviews, die er mit bekannten Aachenern durchführte, sind uns zum größten Teil wörtlich und namentlich überliefert. Was ihm bei den meisten seiner deutschen Informanten erstaunte, war ihre geringe Neigung, die moralische Zerknirschtheit an den Tag zu legen, die er eigentlich von ihnen erwartete. Einig waren sie sich in der Furcht vor einem Überhandnehmen des Kommunismus. Bisweilen warben sie für ein deutsch-amerikanisches Zusammengehen gegen diese Gefahr. Doch gab es für ihn eine wichtige Ausnahme, die festgehalten werden muss, war sie es doch, die dann den "Aachener Skandal" auslöste: Es gab Deutsche, auf die er traf, die keine Konzessionen an die NS-Bewegung gemacht hatten und die bereit waren, das ganze Ausmaß der deutschen Schuld anzuerkennen. Das waren die Angehörigen der deutschen Linken (zum Beispiel der spätere Erstherausgeber der „Aachener Nachrichten“, der Gewerkschaftler Heinrich Hollands), die er interviewte, meist ehemalige Sozialdemokraten, gelegentlich auch Kommunisten.

Dieses Ergebnis entsprach den Erwartungen, mit denen Padover sich an seine Befragungsaktion in Aachen gemacht hatte. Es war seine Überzeugung, dass trotz ihrer verheerenden und moralisch kompromittierenden Passivität die links stehenden Arbeiter das einzige nicht-militaristische und nicht-faschistische Element im Reich gewesen waren... Wenn Deutschland einmal wieder moralisch anständig und gleichzeitig politisch harmlos werden wollte, dann kann dies nur durch die Linke geschehen. [Anm. 7] Es war nun Padover schon bei seinem ersten Aachen-Besuch Anfang Dezember 1944 aufgefallen - einige seiner zur Linken gehörenden deutschen Gesprächspartner hatten ihn darauf hingewiesen -, dass eben diese Linke in der Aachener Stadtverwaltung unter Franz Oppenhoff so gut wie gar nicht vertreten war, weder Gewerkschaftler noch Sozialdemokraten, geschweige denn Kommunisten. [...]

Während die Aachener in den letzten Dezembertagen 1944 noch vor der Rückkehr deutscher Truppen bangten, begann Padover mit seinen Zeugenvernehmungen. Das Ergebnis war alarmierend! Nichts weniger als eine politische Verschwörung meinte er in Aachen aufgedeckt zu haben - die Verschwörung einer unbelehrbaren Rechten mit dem erklärten Ziel, die Linke in Aachen nicht zum Zuge kommen zu lassen. Im Mittelpunkt dieser Konspiration aber stand kein anderer als der Aachener Oberbürgermeister Oppenhoff.

Ende Januar 1945 gab Padover seine Emittlungsergebnisse nach oben weiter. Er berichtete von einer Elite von Fachleuten - Juristen, Ingenieuren, Rechtsanwälten, Geschäftsleuten und Kirchenmännern: Diese Elite ist gerissen, zielstrebig und angriffslustig... [...] [Anm. 8]


7. Saul Padover, Experiment in Germany. The Story of an American Intelligence Officer, New York 1946, S. 88.

8. Padovers Bericht ist abgedruckt in: Saul Padover u.a., The Political Situation in Aachen, in: Daniel Lerner (Hg.), Propaganda in War and Crisis, New York 1972 (Wiederabdruck), S. 434 ff.

Anmerkungen

Umformulierungen sind erkennbar. Gleichwohl wäre hier ein Verweis auf die eigentliche Quelle nötig gewesen (der sich erst auf S. 61 in Fn. 189, für ein kurzes wörtliches Zitat findet).

Sichter
(SleepyHollow02) Schumann


[8.] Analyse:Cc/Fragment 060 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2016-09-17 21:15:04 Schumann
Cc, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel, Schwabe 1997, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Sotho Tal Ker
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 60, Zeilen: 1 ff. (komplett)
Quelle: Schwabe 1997
Seite(n): 1 (Internetquelle), Zeilen: -
[In seinem Schluss-]bericht, den er Ende Januar 1945 verfasste, berichtete er von einer Elite von Fachleuten – Juristen, Ingenieuren, Rechtsanwälten und Kirchenmännern –, über die er schreibt: „Diese Elite ist gerissen, zielstrebig und angriffslustig […]. Hinter ihr wirkte der Bischof von Aachen, eine machtvolle Persönlichkeit mit einer charakteristischen Behutsamkeit und Finesse. Die meisten Mitglieder dieser Clique sind antiliberal, antidemokratisch und arbeiten auf einen christlichen Ständestaat hin.“186

Zu allem Übel hatte diese klerikal-faschistische Stadtverwaltung auch noch mehrere NSDAP-Mitglieder in ihren Reihen geduldet. Sollte dies das Modell für das künftige Deutschland werden? Wurden die Deutschen damit nicht um die politischen Chancen betrogen, die Roosevelt und Churchill ihnen in Aussicht gestellt hatten? Oppenhoff und seinen Mitarbeitern, die ihr Leben dafür riskierten, dass im besetzten Aachen wieder einigermaßen geordnete Zustände einkehrten, wurde hier moralisch Unrecht getan. Dennoch hatte Padover partiell richtig geurteilt, denn die politische Linke in Oppenhoffs Stadtverwaltung war in der Tat unterrepräsentiert. Wie auch immer der Wahrheitsgehalt von Padovers Bericht zu beurteilen ist – wichtig ist vor allem, dass er seine Version der Aachener Vorgänge an höherer Stelle der amerikanischen Seite im Februar des Jahres 1945 erst einmal durchsetzte. Am 7. Februar wurde in den „Aachener Nachrichten“ die Entlassung von 27 Angestellten der Aachener Stadtverwaltung namentlich bekannt gegeben.187 Diese seien, wie es hieß, „in mehr oder minderem Grade aktive Mitglieder der Nazipartei“ gewesen. Durch die Säuberungen, die in den folgenden Wochen in Oppenhoffs unmittelbarer Umgebung durchgeführt wurden, bekam auch er deutlich zu spüren, dass die amerikanische Besatzungsmacht ihm zunehmend misstraute. Padover hatte in seinem Bericht unter dem Punkt Personalsäuberung auch [die Absetzung Oppenhoffs gefordert.188]


186 Padover, Saul: The Political Situation in Aachen, in: Daniel Lerner (Hrsg.): Propaganda in War and Crisis, New York 1972 (Wiederabdruck), S. 434ff (Künftig zitiert: Padover: The Political Situation in Aachen, a. a. O., S.).

187 Vgl. AN vom 07.02.1945, 1. Jg., Nr. 3, S. 1:

[188 Vgl. Padover: The Political Situation in Aachen, a. a. O., S. 444.]

Am 7. Februar 1945 meldete dann die Nummer 3 der (seit dem 24. Januar 1945 erscheinenden) "Aachener Nachrichten" auf ihrer ersten Seite die Entlassung von 27 namentlich aufgezählten Angestellten der neuen Stadtverwaltung, weil alle, wie es hieß, in mehr oder minderem Grade aktive Mitglieder der Nazipartei waren. In den Folgewochen ging es mit dieser Säuberung Schlag auf Schlag weiter - auch Oppenhoffs unmittelbare Umgebung wurde gereinigt. Der Oberbürgermeister, verständlicherweise amtsmüde und von bösen Vorahnungen verfolgt, bekam zu spüren, dass die amerikanische Besatzungsbehörde ihm zunehmend misstraute.

[...]

Ende Januar 1945 gab Padover seine Emittlungsergebnisse nach oben weiter. Er berichtete von einer Elite von Fachleuten - Juristen, Ingenieuren, Rechtsanwälten, Geschäftsleuten und Kirchenmännern: Diese Elite ist gerissen, zielstrebig und angriffslustig... Hinter ihr wirke der Bischof von Aachen, eine machtvolle Persönlichkeit mit einer für ihn charakteristischen Behutsamkeit und Finesse. Die meisten Mitglieder dieser Clique hätten im Dienst der in Aachen gelegenen Hauptrüstungswerke Veltrup und Talbot gestanden. Antiliberal, antidemokratisch, arbeiteten sie auf einen autoritären christlichen Ständestaat hin. [Anm. 8]

Und zu allem Übel hatte diese klerikal-faschistische Stadtverwaltung auch noch mehrere Exmitglieder der NSDAP in ihren Reihen geduldet. Sollte dies das Modell für das künftige Deutschland werden? Wurden die Deutschen damit nicht um die politischen Chancen betrogen, die Roosevelt und Churchill ihnen in Aussicht gestellt hatten?

An dieser Stelle muss der Historiker intervenieren. Denn Oppenhoff und seinen Mitarbeitern, die ihr Leben dafür riskierten, dass im besetzten Aachen wieder einigermaßen geordnete Zustände zurückkehrten, wurde mit diesen Auslassungen moralisch gewiss bitter Unrecht getan. Dennoch: Politisch hatte Padover richtig geurteilt, war doch die Linke in Oppenhoffs Stadtverwaltung in der Tat, gelinde gesagt, unterrepräsentiert. Was immer der Wahrheitsgehalt von Padovers Bericht gewesen sein mag, historisch wichtig ist, daß sich seine Version der Aachener Vorgänge an höherer Stelle auf der amerikanischen Seite im Februar/März 1945 zunächst einmal durchsetzte.

[...]

Padover hatte ausdrücklich auch dessen Absetzung gefordert. [Anm. 11]


8. Padovers Bericht ist abgedruckt in: Saul Padover u.a., The Political Situation in Aachen, in: Daniel Lerner (Hg.), Propaganda in War and Crisis, New York 1972 (Wiederabdruck), S. 434 ff.

11. Padover, The Political Situation in Aachen, S. 444.

Anmerkungen

Kein Hinweis auf die erkennbar eigentliche Quelle für die Ausführungen auf dieser Seite.

Sichter
(Sotho Tal Ker) Schumann


[9.] Analyse:Cc/Fragment 061 09 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2017-09-19 20:51:37 Schumann
BauernOpfer, Cc, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Schwabe 1997, ZuSichten

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
No
Untersuchte Arbeit:
Seite: 61, Zeilen: (4-7) 9-32
Quelle: Schwabe 1997
Seite(n): online, Zeilen: -
Die Berichte Padovers brachten der amerikanischen Militärbehörde folgendes Dilemma vor Augen: „Wenn wir Persönlichkeiten der Rechten gestatten, die Verwaltung zu beherrschen, werden wir von Links her kritisiert, wenn wir die [sic] Linke heranlassen, kritisiert man uns von rechts […].“189

An dieser Stelle ist eine Frage nach dem Hintergrund für die Veränderung. Was war geschehen? Wie verhielt sich der Stimmungswandel bei der amerikanischen Militärregierung zur besatzungsfreundlichen und nazifeindlichen Haltung der meisten Aachener? Bestand ein Zusammenhang zwischen der Verschärfung der amerikanischen Haltung und der Ardennen-Offensive oder dem allmählichen Bekanntwerden des ganzen Ausmaßes der vom Hitlerregime begangenen Gräueltaten?

Die Situation in Aachen spiegelt die inneramerikanische Diskussion um die Deutschlandpolitik – die hier nur kurz zusammenfassend dargestellt werden soll – in jener Zeit wider. Nach dem ideologischen Denken Roosevelts sollten die Deutschen, anders als nach dem Ersten Weltkrieg, ihre Niederlage wirklich zu spüren bekommen. Vor allem wollte man dem deutschen Volk seine militaristische Mentalität austreiben. Durch die Aufdeckung der Konzentrations- und Vernichtungslager wurden dieser Denkrichtung zusätzliche Argumente geliefert. Die wirtschaftliche Dimension dieser ideologischen Schule lieferte später der Plan des amerikanischen Finanzministers Henry Morgenthau zur industriellen Entwaffnung Deutschlands. Dem gegenüber stand in der amerikanischen Diskussion die pragmatische Schule, welche eine rein repressive Besatzungspolitik in Hinblick auf den späteren Wiederaufbau Deutschlands für schädlich hielt. Der Konflikt zwischen der ideologischen und der pragmatischen Denkrichtung endete am 23. März 1945 mit einem Kompro-[miss in Form der Besatzungsdirektive JSC 1067, welche militärische, besatzungstechnische sowie pragmatische Bedürfnisse berücksichtigte.]


189 Schwabe: Aachen Ende 2. WK, a. a. O., S. 29.

Was war geschehen? Wie verhielt sich dieser Stimmungswandel bei der amerikanischen Militärregierung zu der im ganzen durchaus besatzungsfreundlichen und nazifeindlichen Haltung der meisten Aachener? Hatte diese drastische Verschärfung der Haltung der amerikanischen "Besatzer" etwas mit der Ardennenoffensive zu tun? Oder mit dem allmählichen Bekanntwerden des ganzen Ausmaßes der vom Hitlerregime begangenen Greuel?

[...]

Diese Aufgabe, so wurde mit einem Seitenblick auf Aachen geltend gemacht, brächte die Militärbehörden aber vollends in Verlegenheit: Wenn wir Persönlichkeiten der Rechten gestatten, die Verwaltung zu beherrschen, werden wir von links her kritisiert; wenn wir Linke heranlassen, kritisiert man uns von rechts... [...] [Anm. 13]

Dieser Hilferuf sollte in Washington nicht unbeantwortet bleiben. Die Antwort erfolgte am Ende einer erregten inneramerikanischen Diskussion um die Deutschlandfrage auf höchster Regierungsebene - und dieses ist der dritte und letzte Aspekt, der an dieser Stelle gewürdigt werden soll. Unter der Gefahr der Vereinfachung soll der Gang dieser Debatte hier in größtmöglicher Kürze angedeutet werden: [...] [Anm. 14]

Die ideologische Denkrichtung erhielt zunächst von Präsident Roosevelt selbst ihre Stichworte. Diesem ging es vornehmlich darum, die Deutschen ihre Niederlage dieses mal, anders als nach dem 1. Weltkrieg, wirklich spüren zu lassen und ihnen damit ihre militaristische Mentalität auszutreiben: [...] Die Aufdeckung der nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager lieferte einer solchen Politik zusätzliche Argumente. Roosevelts Finanzminister und Freund Henry Morgenthau mit seinem bekannten Plan einer industriellen Entwaffnung Deutschlands ergänzte diese Politik durch eine wirtschaftliche Dimension.

[...]

Aus der kriegspsychologischen - man kann auch sagen propagandistischen - Sicht erschien eine harte und rein repressive Besatzungspolitik schädlich, ja kriegsverlängernd; [...] [Anm. 15]

[...]

Der Konflikt zwischen den Ideologen und den Pragmatikern in Washington tobte ein halbes Jahr lang. Er endete am 23. März 1945 mit einem von Roosevelt gebilligten Kompromiss - die Grundlage der amerikanischen Besatzungsdirektive JSC 1067 -, der militärisch-besatzungtechnisch-pragmatische Bedürfnisse mitberücksichtigte.


13. McSherry an Murphy, 31.3.1945, NA.

14. Hierzu immer noch die grundlegende Studie von Paul Y. Hammond, Directives for Germany, in Harold Stein (Hg.): American Civil Military Decisions. A Book of Case Studies, Birmingham, Al., 1963, S. 314ff.; auch Pabst, S. 38 ff.

15. Schreiben McClures, Leiter der Abteilung für psychologische Kriegführung, 7.10.1944, NA.

Anmerkungen

Die Quelle ist in Fn. 189 - für ein wörtliches (leicht fehlerhaftes) Zitat am Anfang - genannt, doch wird auch der gesamte folgende Seiteninhalt (zwar gerafft und stärker umformuliert aber dennoch klar erkennbar) ebenfalls daraus übernommen.

Das Zitat geht nicht mit in die Zeilenzählung ein.

Sichter
(Schumann)


[10.] Analyse:Cc/Fragment 062 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2017-09-19 20:52:30 Schumann
BauernOpfer, Cc, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Schwabe 1997, ZuSichten

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
No
Untersuchte Arbeit:
Seite: 62, Zeilen: 1-17
Quelle: Schwabe 1997
Seite(n): online, Zeilen: -
[Der Konflikt zwischen der ideologischen und der pragmatischen Denkrichtung endete am 23. März 1945 mit einem Kompro-]miss in Form der Besatzungsdirektive JSC 1067, welche militärische, besatzungstechnische sowie pragmatische Bedürfnisse berücksichtigte. Am 7. Mai 1945 erhielt der Chef der amerikanischen Besatzungsverwaltung im Obersten Alliierten Hauptquartier ein Schreiben von Robert Murphy, dem politischen Berater Eisenhowers, welches erstmals eine politisch-inhaltliche Orientierung der amerikanischen Besatzungsbehörden darstellte. „Es ist […] unsere neue Politik, zwischen aktiven und nominellen Mitgliedern der NSDAP zu unterscheiden und damit die vorliegende Entnazifizierungsdirektive abzumildern (‚liberalize’) […]. Dies ist immer noch […] ein im wesentlichen negatives Vorgehen. Es gibt bisher keine positive Anweisung […], wie demokratische Kräfte (in Deutschland) ermutigt werden können […]. Unser Ziel ist es aber, nicht nur juristisch, negativ den Nationalsozialismus zu zerstören, sondern positiv auch die Elemente zu bestärken, die im wahren Sinne demokratisch gesonnen sind oder sein können […].“190

190 Henke, Klaus-Dietmar: Die amerikanische Besatzung [sic] Deutschlands, a. a. O., S. 292. (Künftig zitiert: Henke: Amerikanische Besatzung, a. a. O., S.):

Der Konflikt zwischen den Ideologen und den Pragmatikern in Washington tobte ein halbes Jahr lang. Er endete am 23. März 1945 mit einem von Roosevelt gebilligten Kompromiss - die Grundlage der amerikanischen Besatzungsdirektive JSC 1067 -, der militärisch-besatzungtechnisch-pragmatische Bedürfnisse mitberücksichtigte.

[...] Unter ausdrücklicher Bezugnahme auf den eben erwähnten Washingtoner Kompromiss vom 23. März 1945 richtete Murphy am 7. Mai 1945 ein Schreiben an den Chef der amerikanischen Besatzungsverwaltung im Obersten Alliierten Hauptquartier, das man als ein Schlüsseldokument der frühen amerikanischen Besatzungspolitik in Deutschland bezeichnen muss, weil es zum ersten mal eine politisch-inhaltliche Orientierung für die amerikanischen Besatzungsbehörden vermittelte. Wir lesen dort:

Es ist...unsere neue Politik, zwischen aktiven und nominellen Mitgliedern der NSDAP zu unterscheiden und damit die vorliegende Entnazifizierungsdirektive abzumildern ["liberalize"]... Dies ist immer noch... ein im wesentlichen negatives Vorgehen. Es gibt bisher keine positive Anweisung, ...wie demokratische Kräfte [in Deutsch­land] ermutigt werden können... Unser Ziel ist es aber, nicht nur, negativ, den Nationalsozialismus zu zerstören, sondern, positiv, auch die Elemente zu bestärken, die im wahren Sinne demokratisch gesonnen sind oder sein können.

[...] [Anm. 16]


16. Murphy am 4.5.1945 [sic], NA; wiedergegeben bei Henke, S. 292 f.

Anmerkungen

Fortsetzung von Fragment 061 09.

Bemerkenswert erscheint dabei, dass bei Henke auf S. 292 (unten) zwar auf Murphys Bericht vom 7.5.1945 verwiesen wird, das Zitat sich dort jedoch nicht findet; ebensowenig findet es sich aber auch auf S. 293, auf der es um Murphys Ausführungen zur Rolle der beiden Kirchen geht. Und auch auf S. 294 findet sich der Wortlaut des Zitats nicht.

Dieser Umstand sowie der inhaltlich wie textstrukturell gleiche Vorspann, die gleiche Abgrenzung sowie die exakt gleichen Auslassungen nähren der Verdacht einer ungeprüften Übernahme auch dieses (Phantom?)Zitats, weshalb dessen Mitberücksichtigung bei der Zeilenzählung in diesem Fall gerechtfertigt erscheint.

Sichter
(Schumann)


[11.] Analyse:Cc/Fragment 083 02 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2017-09-19 20:55:05 Schumann
Cc, Fragment, SMWFragment, Schutzlevel, Schwabe 1997, Verschleierung, ZuSichten

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Schumann
Gesichtet
No
Untersuchte Arbeit:
Seite: 83, Zeilen: 2-3, 5-12, 18-19, 25-28
Quelle: Schwabe 1997
Seite(n): online, Zeilen: -
In Oppenhoff hatte man die Person gefunden, der das Amt des neuen Oberbürgermeisters anvertraut werden konnte. [...] Oppenhoff forderte in den Verhandlungen mit der Militärregierung, sich seine Dezernenten selbst aussuchen zu dürfen.249 Zudem forderte Oppenhoff, nicht zu Handlungen gezwungen zu werden, die seinem Volk oder den deutschen Soldaten schaden könnten. Mit allem Nachdruck verteidigte Oppenhoff die Interessen der Aachener Bevölkerung gegenüber den Militärs, sei es bei der Freigabe von Straßen oder dem Transport von Lebensmitteln.250 [...] In der Anfangsphase herrschte eine Art praktische Solidarität zwischen Eroberern und Eroberten in Aachen, [...]

Beispielsweise sagten die Amerikaner dem höchsten Beamten der von ihnen eingesetzten Stadtverwaltung den Abtransport der Bevölkerung für den Fall zu, dass die Stadt von deutschen Truppen besetzt würde.253


249 Vgl. Verwaltungsbericht I, a. a. O. [= Verwaltungsbericht der Stadt Aachen, zugleich Bericht über den bisherigen Wiederaufbau (1. Dezember 1944 bis 31. Dezember 1946), Aachen 1947], S. 13.

250 Vgl. CDU-Aachen: 50 Jahre, a. a. O. [= CDU-Aachen (Hrsg.): 50 Jahre CDU. Verantwortung für Deutschland und Europa, Aachen 1995], S. 13.

253 Vgl. Pabst: Nachkriegszeit in Aachen, a. a. O., S. 22 /Vgl. hierzu auch: Henke: Amerikanische Besatzung, a. a. O., S. 271ff.

Mit Hilfe des Bischofs war noch vor der Kapitulation Aachens von amerikanischen Offizieren die Persönlichkeit gefunden worden, der das Amt des neuen Oberbürgermeisters anvertraut werden konnte - Franz Oppenhoff. [...] Oppenhoff bedang sich außerdem aus, daß er sich seine Dezernenten selbst aussuchen und dass er nicht zu Handlungen gezwungen werden dürfe, die seinem Volk oder deutschen Soldaten schadeten. [...]

Im Weiteren verteidigte Oppenhoff mit aller Zähigkeit die Interessen der Aachener Bevölkerung: bei der Freigabe von Straßen zum Antransport von Lebensmitteln, bei der Verpflichtung zu den wenig beliebten öffentlichen Enttrümmerungs- und Aufräumarbeiten, bei der Eröffnung einer Sparkasse und der Einführung von Steuern. Eine Art praktischer Solidarität zwischen Eroberten und Eroberern stellte sich ein. Diese fand, ohne daß dies die Aachener freilich wissen konnten, ein letztes Mal zur Zeit der Rundstedt(Ardennen)-Offensive ihren Ausdruck darin, dass die Amerikaner den höchsten Beamten der von ihnen eingesetzten Aachener Stadtverwaltung den Abtransport für den Fall zusagten, daß die Stadt von deutschen Truppen zurückerobert werden sollte. [Anm. 4]


4. Pabst, S. 22. Allgemein neuerdings: Klaus-Dietmar Henke: Die amerikanische Besetzung Deutschlands, München 1995, S. 271ff.

Anmerkungen

Die eigentliche Quelle bleibt ungenannt.

Sichter
(Schumann)