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Angaben zur Quelle [Bearbeiten]

Autor     Fikret Adanir
Titel    Geschichte der Republik Türkei
Ort    Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich
Verlag    B.I.-Taschenbuchverlag
Jahr    1995
Umfang    128 S.
Reihe    Meyers Forum, Bd. 32
ISBN    3-411-10461-9

Literaturverz.   

ja
Fußnoten    ja
Fragmente    30


Fragmente der Quelle:
[1.] Db/Fragment 018 04 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-11-25 22:01:21 Graf Isolan
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 18, Zeilen: 4-31
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 22, 23, 24, 25, 26, 27, Zeilen: 22:8-16; 23:1-2.29-30; 24:9-15; 25:2-8.10-18.39-40 - 26:1-3; 27:1-3.11-13
Die imperialen Teilungspläne gaben der sich formierenden Widerstandsbewegung der Muslime immer mehr Auftrieb. Die Besetzung Izmirs durch die Griechen schwächte die Position der prowestlichen Kräfte im Osmanischen Reich. Der Islam war für die kemalistische Bewegung eine notwendige ideologische Basis der Legitimität gegenüber der Regierung des Sultan-Kalifen in Istanbul. Die Einheit, welche herzustellen sei, sei nicht nur eine türkische, tscherkesische [sic] oder kurdische, sondern eine aller ethnischen Elemente umfassende islamische Einheit.67

Die Widerstandsbewegung machte sich schon im November 1918 bemerkbar, als ein „Nationaler Islamischer Rat von Kars“ gebildet wurde, um die Übergabe dieser Provinz an die Armenier zu verhindern. In verschiedenen Gebieten entstanden nun in wenigen Monaten „Komitees zur Verteidigung der Rechte“ (Müdafaa-i Hukuk Cemiyetleri) der muslimischen Bevölkerung, deren Träger durchweg dem regionalen Kader der ehemaligen jungtürkischen Partei angehörten. Mustafa Kemal Pasa war Ende April 1919 vom Sultan zum Inspekteur der Truppen in Ostanatolien ernannt worden. Sein Auftrag war [sic] die lokalen Unruhen vor allem im Gebiet von Samsun zu unterdrücken und die Demobilisierung der Armee zu überwachen. Einige seiner Freunde, allen voran die Korpskommandeure Kazim Karabekir und Ali Fuad, hatten längst wichtige Posten in Anatolien und förderten in ihren Gebieten mit allen Mitteln die nationalen Kräfte. Mit der Ankunft Mustafa Kemal Pasa in Samsun erhielt die Widerstandsbewegung, die bis dahin eher regional ausgerichtet war, eine neue Qualität. Eine erste Lagebesprechung, bei der die künftige Marschroute bestimmt wurde, fand auf einem Kommandeurstreffen in Amasya am 21./22. Juni 1919 statt. Im Rundschreiben von Amasya teilte man den Behörden in Anatolien mit, dass die territoriale Integrität des Landes und die Unabhängigkeit der Nation gefährdet sei.68 Deshalb müsse schleunigst ein nationaler Kongress einberufen werden, und zwar in Sivas, weit weg vom Einfluss und der Kontrolle der Besatzungsmächte in Istanbul. In Sivas wurde auch das „Repräsentative Komitee“ (Heyeti Temsiliye) unter dem Vorsitz Mustafa Kemal Pasa gebildet, ein Ausführungsorgan der Widerstandbewegung, das für das ganze Land zuständig war.69


67 Vgl. Fikret Adanir: Geschichte der Republik Türkei, Mannheim 1995, S. 23, 24 ff

68 Vgl. ebd, S. 23, 24 ff

69 Vgl. ebd, S. 23, 24 ff

[Seite 22]

Die Widerstandsbewegung machte sich schon am 5. November 1918 bemerkbar, als ein >Nationaler Islamischer Rat von Kars< gebildet wurde, um die Übergabe dieser Provinz an die Armenier zu verhindern. Innerhalb von wenigen Monaten entstanden nun in verschiedenen Gebieten, die von fremden Mächten beansprucht wurden, >Komitees zur Verteidigung der Rechte< (Müdafaa-i Hukuk Cemiyetleri) der muslimischen Bevölkerung, deren Träger durchweg dem regionalen Kader der ehemaligen jungtürkischen Partei angehörten.

[Seite 23]

Diese Teilungspläne gaben der sich formierenden Widerstandsbewegung der Muslime immer mehr Auftrieb: [...]

[...]

Die Besetzung Izmirs schwächte ferner die Position der prowestlichen Kräfte im Osmanischen Reich.

[Seite 24]

Vor diesem Hintergrund gewinnt der Aufstieg Mustafa Kemals (später Atatürk) zum Führer der türkischen Nationalbewegung seine historische Bedeutung. Er war Ende April 1919 vom Sultan zum Inspekteur der Truppen in Ostanatolien ernannt worden, mit dem Auftrag, die lokalen Unruhen vor allem im Gebiet von Samsun zu unterdrücken und die Demobilisierung der Armee zu überwachen.

[Seite 25]

Einige seiner Freunde, allen voran die Korpskommandeure Kâzim Karabekir und Ali Fuad, hatten längst wichtige Posten in Anatolien inne und förderten in ihren Gebieten mit allen Mitteln die nationalen Kräfte. Mit der Ankunft Mustafa Kemals in Samsun am 19. Mai 1919 erhielt die Widerstandsbewegung, die bis dahin eher regional ausgerichtet war, eine neue Qualität. [...]

Eine erste Lagebesprechung, bei der die künftige Marschroute abgestimmt wurde, fand auf einem Kommandeurstreffen in Amasya am 21./22. Juni 1919 statt. In dem sog. Rundschreiben von Amasya teilte man den Behörden in Anatolien mit, daß die territoriale Integrität des Landes und die Unabhängigkeit der Nation gefährdet seien. Deshalb müsse schleunigst ein nationaler Kongreß einberufen werden, und zwar in Sivas, weit weg von Einfluß und Kontrolle der Besatzungsmächte in Istanbul. [...]

[...]

[...] In Sivas wurde auch ein >Repräsentativkomitee< (Heyet-i Temsiliye)

[Seite 26]

unter dem Vorsitz Mustafa Kemals gebildet, ein interimistisches Ausführungsorgan der Widerstandsbewegung, das für das ganze Land zuständig war.

[Seite 27]

Der Islam war somit für die kemalistische Bewegung die unverzichtbare ideologische Basis der Legitimität gegenüber der Regierung des Sultan-Kalifen in Istanbul. [...] Die Einheit, welche herzustellen man entschlossen sei, sei keine nur türkische, tscherkessische oder kurdische, sondern eine alle ethnischen Elemente umfassende islamische Einheit.

Anmerkungen

Art und Umfang der (großteils wörtlichen) Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[2.] Db/Fragment 023 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-11-25 21:34:42 Guckar
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 23, Zeilen: 1-7
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 46, Zeilen: 17-24
Gleichzeitig begann man, die nationale Sprache von den zahlreichen arabischen und persischen Wörtern zu säubern.89

Die Jugend, die lediglich das lateinische Alphabet kannte und daher nicht in der Lage war, die vor 1928 gedruckten Bücher zu lesen, war auch sprachlich bald außerstande, die klassischen Werke der eigenen Literatur zu verstehen. Sogar die berühmte Rede Atatürks aus dem Jahre 1927 musste sprachlich überarbeitet und teilweise ins Neutürkische übersetzt werden.90


89 Vgl. Adanir Fikret: S. 46

90 Vgl. Adanir Fikret: S. 46

Gleichzeitig begann man, die nationale Sprache von fremden Elementen zu säubern. Die Jugend, die nunmehr lediglich das lateinische Alphabet kannte und daher nicht in der Lage war, die vor 1928 gedruckten Bücher zu lesen, war auch sprachlich bald außerstande, die klassischen Werke der eigenen Literatur zu verstehen. Sogar die berühmte Rede Mustafa Kemals aus dem Jahre 1927 mußte sprachlich überarbeitet und teilweise ins Neutürkische übersetzt werden.
Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[3.] Db/Fragment 024 29 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-11-25 21:35:50 Guckar
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 24, Zeilen: 29-39
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 45, 46, Zeilen: 45:10-23; 46:11-13
Der Schulbildung und dabei besonders dem Geschichtsunterricht kam große Bedeutung zu. Kemal Atatürk lag viel daran, Geschichtsauffassung und Geschichtskultur in der Türkei von Grund auf zu erneuern. Eine Historikerkommission wurde 1930 beauftragt ein neues Lehrbuch über die „Grundlinien der türkischen Geschichte“ zu verfassen. Das Ziel war, die große Nation, die jahrhundertlang [sic] verleumdet und deren großer Beitrag zu den frühesten Zivilisationen der Geschichte geleugnet wurde, an ihre ruhmreiche Vergangenheit zu erinnern. Im Jahre 1931 wurde die „Gesellschaft zum Studium der türkischen Geschichte“ (Türk Tarihi Tetkik Cemiyeti, später Türk Tarih Kurumu) gegründet.99

Diese kemalistische Geschichtskonstruktion fand ihr Pendant in einer neuen Sprachthese, der „Theorie der Sonnensprache“ (günes dil teorisi).


99 Vgl. Adanir Fikret: S. 45

[Seite 45]

Der Schulbildung und dabei besonders dem Geschichtsunterricht kam in diesem Rahmen große Bedeutung zu. Mustafa Kemal lag viel daran, Geschichtsauffassung und Geschichtskultur in der Türkei von Grund auf zu erneuern. Daher erhielt eine Historikerkommission 1930 den Auftrag, ein neues Lehrbuch über die »Grundlinien der türkischen Geschichte« zu verfassen. Das Ziel war, >die große türkische Nation, die jahrhundertelang verleumdet und deren großer Beitrag zu den frühesten Zivilisationen der Geschichte geleugnet wurde, an ihre ruhmreiche Vergangenheit zu erinnern.< Im Jahre 1931 wurde die »Gesellschaft zum Studium der türkischen Geschichte« gegründet, und der erste türkische Historikerkongreß, der 1932 zusammentraf, setzte sich mit verschiedenen Problemen der neuen »türkischen Geschichtsthese« auseinander.

[Seite 46]

Diese kemalistische Geschichtskonstruktion fand ihr Pendant in einer neuen Sprachthese, der >Theorie der Sonnensprache< (güneş dil teorisi).

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[4.] Db/Fragment 027 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-11-27 19:00:42 Guckar
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 27, Zeilen: 1-9, 14-17
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 34, Zeilen: 15-26, 29-35
Im Laufe des Jahres 1924 formierte sich ebenfalls eine politische Opposition gegen die offensichtlichen Tendenzen der Monopolisierung der Macht im Staate. Die Opposition richtete sich nicht allein gegen den Ministerpräsidenten Ismet Pasa, dessen autoritärer Bürokratismus auch in der eigenen Partei umstritten war. Träger des Widerstandes gegen Mustafa Kemal wurden einige seiner engsten Mitstreiter, allen voran Hüseyin Rauf Pascha, Refet Pascha, Kazim Karabekir, Ali Fuat (Cebesoy), die am 9. November 1924 aus Protest die Volkspartei verließen und am 17. November 1924 eine neue Partei unter der Bezeichnung „Fortschrittliche Republikanische Partei (FRP) (Terakkiperver Cumhuriyet Firkasi- TPCF) gründeten. [...] Mustafa Kemal konnte sich mit der Idee einer oppositionellen Partei von Anfang an nicht anfreunden. Er war besorgt vor allem über die Gefahr einer islamischen Gegenbewegung. Er entließ daher die unpopuläre Regierung Ismet Pasa am 21. November 1924.110

110 Vgl. Adanir Fikret: Geschichte der Republik Türkei, S. 34

Die Formierung einer politischen Opposition im Laufe des Jahres 1924 gegen die offensichtlichen Tendenzen der Monopolisierung der Macht im Staat ist im Lichte obiger Entwicklungen zu sehen. Die Opposition richtete sich nicht zuletzt gegen den Ministerpräsidenten İsmet Pascha, dessen autoritärer Bürokratismus auch in der eigenen Partei umstritten war. Daher verließen einige der hohen Militärs und ehemaligen Gefährten Mustafa Kemals — Kâzim Karabekir, Ali Fuat, Refet, Rauf — am 9. November 1924 aus Protest die Volkspartei und gründeten am 17. desselben Monats eine neue politische Gruppierung unter der Bezeichnung >Fortschrittliche Republikanische Partei< (FRP). [...]

Mustafa Kemal konnte sich mit der Idee einer oppositionellen Partei von Anfang an nicht anfreunden. Er war allerdings Realist genug, um einzusehen, daß die Opposition beschwichtigt werden mußte. Besorgt war er vor allem über die Gefahr einer islamistischen Gegenbewegung. Schon am 21. November 1924 entließ er daher die unpopuläre Regierung İsmet Pascha.

Anmerkungen

Zwischendurch erfolgt bei beiden Autoren ein kürzerer Abschnitt über das politische Programm der FRP, die sich aber deutlich voneinander unterscheiden.

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[5.] Db/Fragment 033 18 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-11-25 22:39:34 Guckar
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 33, Zeilen: 18-24
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 41, Zeilen: 7-14
Eine Unterstützung für den Aufschwung im Agrarbereich erhoffte man sich vom zügigen Ausbau des Transportwesens. Die Türkei besaß 1923 etwa 3.500 Eisenbahnkilometer. Zwischen 1924 und 1928 wurden neue Strecken mit einer Gesamtlänge von 2.000 km geplant, von denen im Jahre 1929 etwa die Hälfte fertig gestellt war. Noch 1924 war der Transport einer Tonne Getreide von New York nach Istanbul billiger als von Ankara nach Istanbul.132

132 Vgl. Adanir Fikret: Geschichte der Republik Türkei, S. 41

Eine flankierende Unterstützung für den Aufschwung im Agrarbereich erhoffte man sich vom zügigen Ausbau des Transportwesens. Die Türkei besaß 1923 etwa 3500 Eisenbahn-Kilometer. Zwischen 1924 und 1928 wurden neue Strecken mit einer Gesamtlänge von 2000 km geplant, von denen im Jahre 1929 etwa die Hälfte fertiggestellt war. Noch 1924 war der Transport einer Tonne Getreide von New York nach Istanbul billiger als von Ankara nach Istanbul.
Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[6.] Db/Fragment 034 17 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-11-25 21:57:55 Guckar
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 34, Zeilen: 17-30
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 47, Zeilen: 14-23, 28-35
Der Staat war bestrebt, den Außenhandel und besonders die Devisenwirtschaft zu kontrollieren.

So wurde im Juni 1930 eine zentrale Emmisionsbank [sic] (Merkez Bankasi) gegründet mit dem Auftrag, Maßnahmen zur Überwachung von Währungstransaktionen zu ergreifen. Ein „Gesetz zum Schutz der türkischen Währung“ (Türk parasinin kiymetini koruma kanunu) verschaffte der Regierung alle diesbezüglichen Befugnisse. Im Jahre 1931 begann man auch mit der Quotenfestsetzung für Importe. Als Folge davon stabilisierte sich die nationale Währung und der Außenhandel begann eine positive Bilanz aufzuweisen.138

Mit der Gründung der staatlichen Gesellschaft Industrieamt und Industriekreditbank (Devlet Sanayi Ofisi ve Sanayi Kredi Bankasi) im Jahre 1932 setzte die protektionistische und zugleich staatskapitalistische Wirtschaftspolitik ihren Höhepunkt. Ministerpräsident Ismet Pasa und sein Wirtschaftsminister Mustafa Seref waren die treibenden Kräfte hinter diesem Projekt.


138 Vgl. Adanir Fikret: Geschichte der Republik Türkei, S. 47

Der Staat war bestrebt, den Außenhandel und besonders die Devisenwirtschaft zu kontrollieren. So wurde im Juni 1930 eine zentrale Emissionsbank (Merkez Bankası) gegründet, mit dem Auftrag, Maßnahmen zur Überwachung von Währungstransaktionen zu ergreifen. Ein >Gesetz zum Schutz der türkischen Währung< (Türk parasının kıymetini koruma kanunu) verschaffte der Regierung alle diesbezüglichen Befugnisse. Im Jahre 1931 begann man auch mit der Quotenfestsetzung für Importe. Als Folge davon stabilisierte sich die nationale Währung, und der Außenhandel begann, eine positive Bilanz aufzuweisen. [...]

Im Jahre 1932 setzte eine weiterhin protektionistische, jedoch zusätzlich staatskapitalistische (etatistische) Wirtschaftspolitik ein, die in der Gründung der staatlichen Gesellschaft >Industrieamt und Industriekreditbank< (Sanayi Ofisi ve Sanayi Kredi Bankası) im Jahre 1932 einen Höhepunkt fand. Ministerpräsident İsmet Paşa und sein Wirtschaftsminister Mustafa Şeref waren die treibenden Kräfte hinter diesem Projekt, das die Tendenzen des doktrinären Flügels des Etatismus widerspiegelte.

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[7.] Db/Fragment 035 13 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-11-25 21:58:28 Guckar
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 35, Zeilen: 13-30
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 48-49, Zeilen: 48:11-20.37-40 - 49:1-11
Die staatskapitalistische Industrialisierung ging mit der Reglementierung der Agrarmärkte einher. Dies geschah erstens durch die Gründung von öffentlichen Institutionen, wie des „Amtes für Agrarprodukte“ (Toprak Mahsulleri Ofisi), das direkt in das Marktgeschehen eingriff, zweitens durch die staatseigenen Industrien, wie Zuckerraffinerien und Textilkombinate, welche die Beherrschung bestimmter Bereiche des Agrarmarktes mit sich brachten, und drittens durch staatlich kontrollierte Verkaufskooperativen, welche die Preise wichtiger Exportgüter stabilisieren halfen.144

Die etatistische Wirtschaftspolitik hatte die schwierige Aufgabe, die einheimischen Produkte - Tabak, Nüsse, Trockenfrüchte, Rosinen, Baumwolle, Getreide - auf dem Weltmarkt abzusetzen. Da auch die Industrieländer mit vergleichbaren Absatzproblemen ihrer Erzeugnisse konfrontiert waren, fand der Clearingverkehr, d.h. die Aufrechnung gegenseitiger Forderungen und Zahlungen, in den 30er Jahren große Verbreitung. Das erste Clearingabkommen wurde am 27. Juli 1933 mit Frankreich abgeschlossen. Zwei Wochen später kam ein ähnliches Abkommen mit Deutschland zustande. Nach diesen Verträgen sollten 30% der türkischen Verrechnungskonten zur freien Verfügung der Türkei stehen. Der Rest war für die Importe aus den beiden Industrieländern bestimmt. Unter diesen Bedingungen entwickelte sich die Außenhandelsbilanz im Jahrzehnt von 1931 bis 1940 überwiegend positiv.145


144 Vgl. Adanir Fikret: Geschichte der Republik Türkei, S. 48

145 Vgl. Adanir Fikret: Geschichte der Republik Türkei, S. 49

[Seite 48]

Die staatskapitalistische Industrialisierung ging mit einer Reglementierung der Agrarmärkte einher. Dies geschah erstens durch die Gründung von öffentlichen Institutionen, wie des >Amtes für Agrarprodukte< (Toprak Mahsulleri Ofisi), das direkt in das Marktgeschehen eingriff, zweitens durch die staatseigenen Industrien, wie Zuckerraffinerien und Textilkombinate, die die Beherrschung bestimmter Bereiche des Agrarmarktes mit sich brachten, und drittens durch staatlich kontrollierte Verkaufskooperative, die die Preise wichtiger Exportgüter stabilisieren halfen. [...]

[...]

Die etatistische Außenhandelspolitik hatte die schwierige Aufgabe, die einheimischen Produkte - Tabak, Nüsse, Trockenfrüchte, Rosinen, Baumwolle, Getreide — auf dem Weltmarkt abzusetzen. Da auch die Industrieländer mit vergleichbaren Ab-

[Seite 49]

satzproblemen ihrer Erzeugnisse konfrontiert waren, fand der Clearingverkehr, d. h. die Aufrechnung gegenseitiger Forderungen und Zahlungen, in den 30er Jahren große Verbreitung. Das erste Clearingabkommen wurde am 27. Juli 1933 mit Frankreich abgeschlossen. Zwei Wochen später kam ein ähnliches Abkommen mit Deutschland zustande. Nach diesen Verträgen sollten 30% der türkischen Verrechnungskonten zur freien Verfügung der Türkei stehen. Der Rest war für die Importe aus den beiden Industrieländern bestimmt.

Unter diesen Bedingungen entwickelte sich die Außenhandelsbilanz im Jahrzehnt von 1931 bis 1940 überwiegend positiv.

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben trotz weitgehender Übereinstimmung ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[8.] Db/Fragment 036 03 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-11-29 22:43:54 Graf Isolan
Adanir 1995, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 36, Zeilen: 3-4, 9-12
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 51, Zeilen: 9-16
3.1. Die Außen- und Sicherheitspolitik der türkischen Republik unter Kemal Atatürk

[...] Eine unabhängige Außenpolitik hatte einen großen Stellenwert für die Türkei. Eine solche Politik hing aber selbstverständlich immer von den Wechselbeziehungen zwischen der Türkei und den unmittelbaren Nachbarn einerseits und dem Verhältnis zu den Großmächten andererseits ab.

6. Die Außenpolitik der kemalistischen Republik

Vor dem Hintergrund schmachvoller Erfahrungen spätosmanischer Staatsmänner im Rahmen der >Orientalischen Frage< hatte eine unabhängige Außenpolitik einen hohen Stellenwert für die kemalistische Republik. Eine solche Politik hing aber selbstverständlich noch immer von den Wechselbeziehungen zwischen dem Verhältnis des Landes zu den unmittelbaren Nachbarn einerseits und dem Verhältnis zu den Großmächten andererseits ab.

Anmerkungen

Ohne Hinweis auf eine Übernahme.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[9.] Db/Fragment 036 17 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-11-29 22:31:42 Graf Isolan
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 36, Zeilen: 17-18, 19-34
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 34-35, 52, 55, Zeilen: 34:36-40 - 35:1-4; 52:10-13.19-31; 55:8-11
Das sowjetisch-türkische Verhältnis entwickelte sich in den 20er Jahren freundschaftlich. Atatürk und Lenin versuchten eine freundschaftliche Nachbarschaft zu führen.148 Am 16. März 1921 wurde in Moskau ein türkisch-sowjetischer Vertrag über „Freundschaft und Brüderlichkeit“ unterzeichnet. Im Vertrag von Kars am 13. Oktober 1921 legten beide Seiten ihre gemeinsame Grenze fest. Am 17. Dezember 1925 unterschrieb man einen Nichtangriffs- und Neutralitätspakt. Die Parteien verpflichteten sich, keinem Bündnissystem beizutreten. Dieser Vertrag wurde 1929 und 1935 (für zehn Jahre) verlängert. Auch die Aufnahme der Türkei in den Völkerbund im Jahre 1932 wurde in Zusammenarbeit mit der Sowjetunion erreicht.149 Am 20. Juli 1936 wurde das Abkommen von Montreux unterzeichnet. Mit dem Vertrag von Montreux hatte die Türkei die volle Kontrolle und Souveränität über die Meeresengen erlangt. Dieses Ereignis gehörte sicherlich zu den bedeutenden Entwicklungen am Vorabend des Zweiten Weltkrieges.150

In den 20er Jahren waren die Beziehungen zu Großbritannien wegen der Mossul (im Norden des heutigen Irak) -Frage [sic] schlecht. Die Türkei vermutete britische Komplizenschaften auch in den kurdischen Aufständen jener Zeit. Mit dem kurdischen Aufstand von Schah Said, der sich gegen die Abschaffung des Kalifats richtete, spitzte sich der anglo-türkische Konflikt über den Besitz von Mossul zu.


148 Vgl. Deringil Selim: Denge Oyunu, Ikinci Dünya Savasinda Türkiyenin Dis Politikasi, Istanbul 1994, S.71 f.

149 Vgl. Adanir Fikret: S. 52

150 Vgl. Adanir Fikret: S. 52

[Seite 34]

Die befürchtete Reaktion auf die Abschaffung des Kalifats trat im Februar 1925 in Gestalt eines kurdischen Aufstandes im Südosten des Landes in Erscheinung, der von einem muslimischen Geistlichen, einem gewissen Scheich Said, angeführt wurde. Die Ziele der Aufständischen, die offensichtlich mit An-

[Seite 35]

hängern des abgesetzten Sultans ebenso wie mit britischen Stellen in Irak — der anglo-türkische Konflikt über den Besitz von Mosul spitzte sich damals zu — in Verbindung standen, hatten einen restaurativen Charakter.

[Seite 52]

Am 16. März 1921 wurde in Moskau ein türkisch-sowjetischer Vertrag über >Freundschaft und Brüderlichkeit< unterzeichnet. Im Vertrag von Kars (13. Oktober 1921) legten beide Seiten ihre gemeinsame Grenze fest. [...]

Das sowjetisch-türkische Verhältnis entwickelte sich in den 20er Jahren betont freundschaftlich. Am 17. Dezember 1925 unterschrieb man einen Nichtangriffs- und Neutralitätspakt. Die Parteien verpflichteten sich, keinem Bündnissystem beizutreten, das eine Konfrontation zwischen ihnen nach sich ziehen könnte. Dieser Vertrag wurde 1929 und 1935 (für zehn Jahre) verlängert. Auch die Aufnahme der Türkei in den Völkerbund im Jahre 1932 wurde in Zusammenarbeit mit der Sowjetunion erreicht.

Das Verhältnis zu Großbritannien: Dagegen waren die Beziehungen Ankaras zu London in den 20er Jahren denkbar schlecht. Die Mosul-Frage bildete dabei den Hauptkonfliktpunkt. Ankara vermutete britische Komplizenschaften auch in den kurdischen Aufständen jener Zeit.

[Seite 55]

Die Remilitarisierung der Dardanellen durch die Konvention von Montreux (20. Juli 1936) gehört sicherlich zu den bedeutenden Entwicklungen am Vorabend des Zweiten Weltkrieges.

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[10.] Db/Fragment 037 03 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-11-29 22:33:07 Graf Isolan
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 37, Zeilen: 3-12
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 52-53, Zeilen: 52:31-40 - 53:1-4
Trotz vieler Vorbehalte musste die Türkei - nicht zuletzt unter dem Eindruck probritischer Beschlüsse des Völkerbundes - ihre Ansprüche auf die Provinz Mossul fallen lassen. Der Vertrag von Ankara (5. Juni 1926) klärte die Frage der Grenzziehung zwischen der Türkei und dem Irak endgültig, wobei London und Bagdad sich für 25 Jahre verpflichteten, 10 % der Einkünfte aus der Erdölförderung an die Türkei zu zahlen. Auch nach diesem Arrangement waren die Beziehungen zwischen der Türkei und Großbritannien noch lange nicht freundschaftlich. Allerdings entwickelte sich das Machtverhältnis im Ostmittelmeerraum seit dem Regierungsantritt der Faschisten in Italien sowohl für London als auch für Ankara zusehends bedrohlich. Somit lag eine Annäherung Ankaras an London oder umgekehrt in beiderseitigem Interesse.152

152 Vgl. Adanir Fikret: S. 52

[Seite 52]

Trotz vieler Vorbehalte sah sich jedoch die Türkei - nicht zuletzt unter dem Eindruck probritischer Beschlüsse des Völkerbundes - gezwungen, ihre Ansprüche auf die Provinz Mosul fallen zu lassen. Der Vertrag von Ankara (5. Juni 1926) klärte die Frage der Grenzziehung zwischen der Türkei und dem Irak endgültig, wobei London und Bagdad sich für 25 Jahre verpflichteten, 10% der Einkünfte aus der Erdölförderung an die Türkei zu zahlen. Auch nach diesem Arrangement waren die Beziehungen zwischen der Türkei und Großbritannien noch lange nicht freundschaftlich. Allerdings änderte sich das Macht-

[Seite 53]

verhältnis im Ostmittelmeerraum seit dem Regierungsantritt der Faschisten in Italien sowohl für London als auch für Ankara zusehends ungünstig, und somit lag eine Annäherung Ankaras an London oder umgekehrt in beiderseitigem Interesse.

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[11.] Db/Fragment 037 26 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-11-29 22:34:36 Graf Isolan
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 37, Zeilen: 26-40
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 56, Zeilen: 4-8, 14-22, 24-33
Mit der Machtübernahme von Hitler 1933 änderten sich die Innen- und Außenpolitik Deutschlands. Im Rahmen des „Neuen Plans“ vom September 1934, der die wehrwirtschaftliche Mobilmachung Deutschlands zum Ziel hatte, begann eine Wirtschaftsoffensive.156 Im August 1933 wurden mit der Türkei Warenaustausch- und Kompensationsverträge unterzeichnet. In diesen Verträgen räumte Deutschland den Agrarländern (Türkei, Ungarn, Jugoslawien, Rumänien) großzügige Konditionen ein. Ihre Clearingkonten bei der deutschen Zentralbank banden sie jedoch praktisch unauflöslich an den deutschen Markt. Die Abhängigkeit vom Dritten Reich wurde unter den Bedingungen der Vorbereitungsphase des Zweiten Weltkrieges dahingehend gemindert, dass auch Deutschland beträchtliches Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Türkei bekundete. Das hing ebenso mit der geostrategischen Lage dieses Landes zusammen wie mit der Tatsache, dass Anatolien über einige kriegswichtige Rohstoffe wie Chrom, Kupfer und Baumwolle verfügte. Unter diesen Bedingungen wurde die Türkei zu einem umworbenen Land, und zwar nicht allein umworben von deutscher Seite.157

156 Vgl. Adanir Fikret: S. 56

157 Vgl. Adanir Fikret: S. 56

Unter der Regierung Hitlers erhielt diese Bewertung eine starke militärische Komponente: Im Rahmen des >Neuen Plans< vom September 1934, der die wehrwirtschaftliche Mobilmachung Deutschlands zum Ziel hatte, begann eine >Wirtschaftoffensive< zunächst gegen Jugoslawien und Ungarn. [...] Im Februar 1933 wurden mit Bulgarien und im August 1933 mit der Türkei Warenaustausch- und Kompensationsverträge unterzeichnet. Ähnliche Verträge folgten im Februar 1934 mit Ungarn, Anfang Mai 1934 mit Jugoslawien, im Jahre 1935 mit Rumänien. In diesen Verträgen räumte Deutschland den Agrarländern großzügige Konditionen ein. Ihre Clearingkonten bei der deutschen Zentralbank banden sie jedoch praktisch unauflöslich an den deutschen Markt.

Wie oben ausgeführt, geriet auch die Türkei in den 30er Jahren in den Sog des deutschen Marktes. Doch die Abhängigkeit vom Dritten Reich wurde unter den Bedingungen der Vorbereitungsphase des Zweiten Weltkrieges dahingehend gemindert, daß auch Deutschland beträchtliches Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Türkei bekundete. Das hing mit der geostrategischen Lage dieses Landes ebenso zusammen wie mit der Tatsache, daß Anatolien über einige kriegswichtige Rohstoffe wie Chrom, Kupfer und Baumwolle verfügte. Unter diesen Bedingungen wurde die Türkei zu einem umworbenen Land, und zwar umworben nicht allein von deutscher Seite.

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[12.] Db/Fragment 038 13 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-11-30 23:30:55 Graf Isolan
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 38, Zeilen: 13-46
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 53-54, Zeilen: 53:5-15.20-40 - 54:1-6.7-19
Die griechisch-türkischen Beziehungen in der Zwischenkriegzeit [sic] verliefen parallel zu den Bemühungen um die Gründung eines Balkanpaktes. Für ein Bündnissystem als Instrument der kollektiven Sicherheit auf dem Balkan kamen sechs Staaten in Frage, die ihre unterschiedlichen Interessen vorher aufeinander abstimmen mussten. Man kann diese sechs Staaten in drei Paare gruppieren: Griechenland und die Türkei im Süden, in der Mitte die zwei südslawischen Staaten Jugoslawien und Bulgarien. Rumänien und Albanien bildeten die dritte Gruppe, die gewissermaßen eine Vermittlerrolle zwischen den erstgenannten einnahm. Die Türkei unterhielt bis auf Griechenland gute Beziehungen zu allen Balkanländern. Die Initiative zur Verbesserung der Beziehungen ging vom griechischen Ministerpräsidenten Venizelos aus. In einem Schreiben an die türkische Führung unmittelbar nach seinem überwältigenden Wahlsieg im Jahre 1928 beteuerte er, der „Megali Idea“ als dem Leitsatz der griechischen Außenpolitik abgeschworen zu haben. Griechenland werde nie wieder Expansionsbestrebungen in bezug auf Konstantinopel oder Kleinasien hegen und wünsche freundschaftliche Beziehungen zur Türkei. Venizelos hatte eine „Fédération Orientale“ im Sinn, eine Art Wiederbelebung des byzantinisch-osmanischen Reiches in Form einer modernen griechisch-türkischen Föderation. Auf diese Idee ging Mustafa Kemal sofort ein, indem er vorschlug, eine Art Doppelrepublik zu gründen, mit Ankara und Athen als Hauptstädte, während Istanbul/Konstantinopel als kulturelles Zentrum des neuen Staates fungieren sollte. Als erstes Ergebnis dieser Annäherung wurde am 31.Oktober [sic] 1930 ein „Freundschafts-, Neutralitäts- und Schiedsspruchvertrag“ unterzeichnet, gemeint als Eckstein der neuen Außenpolitik beider Länder. Auch Vereinbarungen über die Begrenzung des Rüstungswettlaufs auf See und über die Erweiterung der Handelsbeziehungen wurden getroffen.159

Die Freundschaft reichte für einen anderen griechischen Staatsmann, Alexandros Papanastassiou, allein nicht. Er dachte an eine Balkankonföderation, und zwar als einen Beitrag zur künftigen europäischen Union im Sinne Aristide Briands. Auf seine Initiative hin fand im Oktober 1930 die erste Balkankonferenz in Athen statt, woran Vertreter aus allen sechs Ländern teilnahmen. Solche Konferenzen wurden nun jährlich abgehalten, so im Jahre 1931 in Istanbul, 1932 in Sinaia (Rumänien), 1933 in Thessaloniki. Angesichts dieses Erfolgs der Idee Papanastassious sahen sich die verantwortlichen Politiker in Athen und Ankara genötigt, ihre Politik in Richtung einer größeren Balkankonföderation umzuorientieren.


159 Vgl. Adanir Fikret: S. 53

[Seite 53]

Die Normalisierung der griechisch-türkischen Beziehungen in der Zwischenkriegszeit verlief parallel zu den Bemühungen um die Gründung eines Balkanpaktes. Für ein Bündnissystem als Instrument der kollektiven Sicherheit auf dem Balkan kamen sechs Staaten in Frage, die ihre unterschiedlichen Interessen vorher aufeinander abgestimmt haben müßten. Man kann diese sechs Staaten in drei Paaren gruppieren: Griechenland und die Türkei im Süden; in der Mitte die zwei südslawischen Staaten Jugoslawien und Bulgarien; Rumänien und Albanien bildeten die dritte Gruppe, die gewissermaßen eine Vermittlerrolle zwischen den erstgenannten einnahm. [...] Die Türkei unterhielt gute Beziehungen zu allen Balkanländern bis auf Griechenland.

Die Initiative zur Verbesserung der griechisch-türkischen Beziehungen ging vom griechischen Ministerpräsidenten Eleftherios Venizelos aus, der in einem Schreiben an die türkische Führung unmittelbar nach seinem überwältigenden Wahlsieg im Jahre 1928 beteuerte, der Megali Idea als dem Leitsatz der griechischen Außenpolitik abgeschworen zu haben. Griechenland werde nie wieder Expansionsbestrebungen in bezug auf Konstantinopel oder Kleinasien hegen und wünsche freundschaftliche Beziehungen mit dem östlichen Nachbarn. Venizelos hatte eine Fédération orientale im Sinn, eine Art Wiederbelebung des byzantinisch-osmanischen Reiches in Form einer modernen griechisch-türkischen Föderation. Mustafa Kemal ging auf diese Idee von Venizelos sofort ein, indem er vorschlug, eine Art Doppelrepublik zu gründen, mit Ankara und Athen als Hauptstädten, während Istanbul/Konstantinopel als kulturelles Zentrum des neuen Staates fungieren sollte. Als erstes Ergebnis dieser Annäherung wurde am 30. Oktober 1930 ein >Freundschafts-, Neutralitäts- und Schiedsspruchvertrag< unterzeichnet, gemeint als Eckstein der neuen Außenpolitik beider Länder. Daneben waren Verein-

[Seite 54]

barungen über die Begrenzung des Rüstungswettlaufs auf See und über die Erweiterung der Handelsbeziehungen getroffen worden.

Für einen anderen griechischen Staatsmann, Alexandras [sic] Papanastassiou, reichte die Freundschaft mit der Türkei allein nicht. [...] Im Unterschied zu Venizelos (und Mustafa Kemal) dachte Papanastassiou an eine Balkankonföderation, und zwar als einen Beitrag zur künftigen europäischen Union im Sinne Aristide Briands. Auf seine Initiative hin fand im Oktober 1930 die erste Balkankonferenz in Athen statt, an der Vertreter aus allen sechs Balkanländern teilnahmen. Solche Konferenzen wurden von nun an jährlich abgehalten, so z.B. im Jahre 1931 in Istanbul, 1932 in Sinaia (Rumänien), 1933 in Thessaloniki. Angesichts dieses Erfolgs der Idee Papanastassious sahen sich die verantwortlichen Politiker in Athen und Ankara genötigt, das griechisch-türkische Rapprochement als den ersten Schritt in die Richtung einer größeren Balkankonföderation umzudeuten.

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[13.] Db/Fragment 039 04 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-11-30 23:39:53 Graf Isolan
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 39, Zeilen: 4-47
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 55, 57-59, Zeilen: 55:2-4; 57:(10-12).13-40 - 58:1-25 - 59:1-12
Der Balkanpakt vom 9. Februar 1934 zwischen Griechenland, Jugoslawien, Rumänien und der Türkei wurde unterzeichnet.160

Schwieriger gestaltete sich die Normalisierung der Beziehungen zu Frankreich. Nicht nur der türkische Nationalismus stand französischen Interessen entgegen. Es kam zum Streit über die Festlegung des türkisch-syrischen Grenzverlaufs. Die Tagesordnung wurde bis zum Zweiten Weltkrieg von der Frage des völkerrechtlichen Status des Sandschaks Alexandrette (heute die türkische Provinz Hatay) beherrscht. Dieses strategisch wichtige Gebiet auf dem Verbindungsweg von Kleinasien nach Syrien stand, wie Syrien selbst, seit 1918 unter französischer Besatzung. Es wurde aber von Anfang an sowohl von der türkischen als auch von der arabischen Nationalbewegung beansprucht. Während der syrische Widerstand gegen die französische Besatzungsmacht bald zusammenbrach, setzte die türkische Seite im Abkommen von Ankara (20. Oktober 1921) durch, dass Frankreich sich verpflichtete, dem Sandschak einen Sonderstatus innerhalb des Mandatsgebiets Syriens zu gewähren.161 Die ethnisch-konfessionellen Verhältnisse in der Provinz dienten als Begründung für eine solche Regelung. Obwohl statistisch die größte Volksgruppe (39,7 % Türken, 28 % Aleviten, 11 % Armenier, 10 % sunnitische Araber usw.), stellten die Türken keineswegs die absolute Mehrheit; die Zahl der arabischsprechenden Bevölkerung war höher. Anderseits hatten die Aleviten - zwar arabischsprechend - über die Jahrhunderte hinweg ein Eigenbewusstsein entwickelt, das damals noch weit davon entfernt war, sich mit dem arabischen Nationalbewusstsein zu decken.162 So konnten sowohl die Türken als auch die Araber hoffen, die Aleviten für sich zu gewinnen. Ohnehin war die französische Mandatsbehörde an der Zersplitterung der Bevölkerung interessiert. Als Großbritannien 1932 dem Irak Unabhängigkeit gewährte, begann man auch in Syrien nach einer Beendigung des Mandatsregimes zu verlangen. Die Chancen für die Türkei, das umstrittene Gebiet zu gewinnen, erschienen nun zunehmend günstiger. Nach erfolgreichem Abschluss des Balkan-Paktes (1934), einer deutlichen Verbesserung der Beziehungen zu Großbritannien im Zuge der Abessinien-Krise (1935) und schließlich der Remilitarisierung der Meeresengen (1936), hatte die Türkei eine wesentlich stärkere Position gegenüber der Mandatsmacht Frankreich in Syrien, die durch die Entwicklungen in Zentraleuropa (Remilitarisierung des Rheinlandes) geschwächt war. Als die Regierung Leon Blum im September 1936 den Beschluss fasste, Syrien in die Unabhängigkeit zu entlassen, forderte die Türkei das nationale Selbstbestimmungsrecht für Alexandrette (26. September 1936).163 Die Tatsache, dass ein bedeutender Teil der dortigen Aleviten für die Türkei optierte, beeindruckte Paris ebenso wie die türkischen Truppenkonzentrationen an der Grenze. Die Volksfrontregierung unterzeichnete am 29. Mai 1937 mit der Türkei eine Vereinbarung, die dem Sandschak Alexandrette innere Autonomie gewährte. Dies reichte jedoch Ankara noch nicht aus. Man kündigte die Freundschaftsverträge mit Syrien und Frankreich und verlangte eine Novellierung des Wahlsystems im Sandschak Alexandrette. Frankreich gab am 10. März 1938 nach, mit dem Ergebnis, dass die pro-türkischen Gruppen eine Mehrheit der Sitze im Parlament des autonomen Gebietes erringen konnten. Angesichts der sich rapide verschlechternden internationalen Lage (Anschluss Österreichs an das Dritte Reich), willigte im Juli 1938 Paris ein, den inneren Sicherheitsdienst im Sandschak gemeinsam mit den Streitkräften [der Türkei wahrzunehmen.]


160 Vgl. Adanir Fikret: S. 55

161 Vgl. Adanir Fikret: S. 58

162 Vgl. Oran Baskin (Hrsg.): S. 287

163 Vgl. Adanir Fikret: S. 59

[Seite 55]

Der Balkanpakt vom 9. Februar 1934 zwischen Griechenland, Jugoslawien, Rumänien und der Türkei war somit gewissermaßen eine Erweiterung der Kleinen Entente.

[Seite 57]

Nicht zuletzt aufgrund seiner Rolle als Mandatsmacht in Syrien war Frankreich an einem guten Verhältnis mit dem Nachbarland Türkei interessiert.

Die Entwicklung der Beziehungen verlief jedoch keineswegs wie erhofft. Nicht nur stand der türkische Nationalismus im wirtschaftlichen wie im kulturellen Bereich französischen Interessen entgegen. Schon in den 20er Jahren kam es auch zum Streit über die Festlegung des türkisch-syrischen Grenzverlaufs. Die Tagesordnung wurde dabei bis zum Zweiten Weltkrieg von der Frage des völkerrechtlichen Status des Sandschaks Alexandrette (heute die türkische Provinz Hatay) beherrscht.

Dieses strategisch wichtige Gebiet auf dem Verbindungsweg von Kleinasien nach Syrien stand, wie Syrien selbst, seit 1918 unter französischer Besetzung, wurde aber von Anfang an sowohl von der türkischen als auch von der arabischen Nationalbewegung beansprucht. Während der syrische Widerstand gegen die französische Besatzungsmacht bald zusammenbrach, setzte es die türkische Seite im Abkommen von Ankara (20. Oktober 1921) durch, daß Frankreich sich verpflichtete (ohne jedoch dieser Verpflichtung nachzukommen), dem Sandschak einen Sonderstatus innerhalb des Mandatsgebiets Syrien zu gewähren. Die ethnisch-konfessionellen Verhältnisse in der Provinz (siehe Tabelle 4) dienten als Begründung für eine solche Regelung. Obwohl statistisch die größte Volksgruppe, stellten die Türken allerdings keineswegs die absolute Mehrheit dar; die Zahl der arabischsprechenden Bevölkerung war höher. Andererseits hatten die Alawiten — zwar arabischsprechend — über die Jahrhunderte hinweg ein Eigenbewußtsein entwickelt, das damals noch weit davon entfernt war, sich mit dem arabischen Nationalbewußtsein zu decken. So konnten sowohl die Araber als auch die Türken hoffen, die Alawiten für sich zu gewinnen. Die französische Man-

[Seite 58]

datsbehörde war ohnehin an der Zersplitterung der Bevölkerung Syriens in kleinere Gruppen interessiert.

Der Konflikt verschärfte sich wieder in den 30er Jahren: Als Großbritannien 1932 dem Irak Unabhängigkeit gewährte, begann man auch in Syrien nach einer Beendigung des Mandatsregimes zu verlangen. Dadurch gewann die Frage des völkerrechtlichen Status von Alexandrette erneut Brisanz, und Ankara sah die Zeit gekommen, seine Südpolitik zu reaktivieren. Die Voraussetzungen dafür erschienen zunehmend günstiger: Nach dem erfolgreichen Abschluß des Balkanpaktes (1934), einer deutlichen Verbesserung der Beziehungen zu Großbritannien im Zuge der Abessinien-Krise (1935) und schließlich der Remilitarisierung der Meerengen (1936) hatte man eine wesentlich stärkere Position gegenüber einer Mandatsmacht Frankreich in Syrien, die durch die Entwicklungen in Zentraleuropa (Remilitarisierung des Rheinlandes) geschwächt war. Als die Regierung Leon Blum im September 1936 den Beschluß faßte, Syrien in die Unabhängigkeit zu entlassen, forderte die Türkei das nationale Selbstbestimmungsrecht für Alexandrette (26. September 1936). Die Tatsache, daß ein bedeutender Teil der dortigen alawitischen Bevölkerung inzwischen für die Türkei optierte, beeindruckte dabei Paris ebenso wie die türkischen Truppenkonzentrationen an der Grenze. Die Volksfrontregierung Unterzeichnete am 29. Mai 1937 mit der Türkei eine Vereinbarung, die dem Sandschak Alexandrette innere Autonomie gewährte.

[Seite 59]

Dies reichte jedoch Ankara noch nicht aus. Dort kündigte man die Freundschaftsverträge mit Syrien und Frankreich und verlangte eine Novellierung des Wahlsystems im Sandschak Alexandrette. Frankreich gab am 10. März 1938 nach, mit dem Ergebnis, daß die protürkischen Gruppen eine Mehrheit der Sitze im Parlament des autonomen Gebietes erringen konnten. Angesichts der sich rapide verschlechternden internationalen Lage (Anschluß Österreichs an das Dritte Reich und das Münchener Abkommen 1938) sollte sich Frankreich aber zu noch größeren Konzessionen gegenüber der Türkei genötigt sehen: Im Juli 1938 willigte Paris ein, den inneren Sicherheitsdienst im Sandschak gemeinsam mit den Streitkräften der Türkei wahrzunehmen.

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[14.] Db/Fragment 040 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-11-30 23:38:30 Graf Isolan
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 40, Zeilen: 1-29
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 59-60, Zeilen: 59:20-40 - 60:1-3.9-24
Im Frühjahr 1939 überstürzten sich die Ereignisse: Am 15. März 1939 erfolgte der deutsche Einmarsch in die Tschechoslowakei; am 28. März 1939 zog General Franco in Madrid ein, womit der spanische Bürgerkrieg mit dem Sieg der Faschisten beendet war. Am selben Tag kündigte Hitler den Nichtangriffspakt von 1934 mit Polen, worauf England und Frankreich sich genötigt sahen, Garantieerklärungen zugunsten Polens auszusprechen. Auch als Italien am 7./8. April 1939 Albanien annektierte, waren die Westmächte gezwungen, Garantieerklärungen, diesmal an Griechenland und Rumänien zu geben. Diese letzten Verpflichtungen konnten sie aber unmöglich einhalten, solange die Türkei ungebunden blieb. Vor allem England drängte deshalb auf einen beschleunigten Abschluss der Bündnisverhandlungen mit Ankara. Dagegen machte die Türkei ihre Einwilligung von der endgültigen Lösung der Alexandrette-Frage abhängig. Hitler entsandte am 28. April 1939 den ehemaligen Reichskanzler von Papen als Botschafter in die Türkei. Dieser hatte im Ersten Weltkrieg in der osmanischen Armee gedient und traf daher jetzt als „alter Kamerad“ in Ankara ein. Die Briten befürchteten, dass wieder eine deutsch-türkische Allianz wie im Ersten Weltkrieg entstehen würde. Doch es kam zu der britisch-türkischen Beistandserklärung vom 12. Mai 1939. Beide Staaten verpflichteten sich darin zur Verhütung der Hegemonie einer dritten Macht im Mittelmeerraum. Frankreich blieb von dieser Annäherung ausgeschlossen. Es musste noch der deutsch-italienische Stahlpakt vom 22. Mai hinzukommen, bevor Frankreich und die Türkei eine Einigung in der Alexandrette-Frage erzielen konnten. Mit dem Vertrag vom 23. Mai 1939 akzeptierte Frankreich den Anschluss des Sandschaks an die Türkei. Am selben Tag wurde bekannt gegeben, dass Paris sich der britisch-türkischen Beistandserklärung vom 12. Mai anschloss.164 Aus der innenpolitischen Mobilisierung im Zuge des diplomatischen Kampfes um Alexandrette ging das türkische Nationalbewusstsein gestärkt hervor. Schon die Umbenennung der neugewonnene [sic] Provinz in „Hatay“ (der Name wurde 1936 von Atatürk verliehen) war bemerkenswert, sollte doch damit an die „hethitische“ Vergangenheit der Region erinnert werden und daran, dass die Hethiter – gemäß der türkischen Geschichtsthese – zu den Stammvätern der Türken gehörten.165

164 Vgl. Adanir Fikret: S. 60

165 Vgl. Adanir Fikret: S. 60

[Seite 59]

Im Frühjahr 1939 überstürzten sich dann die Ereignisse: Am 15. März erfolgte der deutsche Einmarsch in die Tschechoslowakei; am 28. März zog General Franco in Madrid ein, womit der spanische Bürgerkrieg mit dem Sieg der Faschisten beendet war. Am selben Tag kündigte Hitler den Nichtangriffspakt von 1934 mit Polen, worauf England und Frankreich sich genötigt sahen, Garantieerklärungen zugunsten Polens auszusprechen. Auch als Italien am 7./8. April 1939 Albanien annektierte, waren die Westmächte gezwungen, Garantieerklärungen, diesmal an Griechenland und Rumänien, zu geben. Diese letzten Verpflichtungen konnten sie aber unmöglich einhalten, solange die Türkei ungebunden blieb. Deshalb drängte vor allem England auf einen beschleunigten Abschluß der Bündnisverhandlungen mit Ankara. Die Türkei dagegen machte ihre Einwilligung von der endgültigen Lösung der Alexandrette-Frage abhängig.

Am 28. April 1939 entsandte Hitler den ehemaligen Reichskanzler von Papen als Botschafter in die Türkei. Dieser hatte im Ersten Weltkrieg in der osmanischen Armee gedient und traf daher jetzt als >alter Kamerad< in Ankara ein. Die Briten mußten befürchten, daß wieder eine deutsch-türkische Allianz wie im Ersten Weltkrieg entstand. Unter diesen Bedingungen kam es zu der

[Seite 60]

britisch-türkischen Beistandserklärung vom 12. Mai 1939. Darin verpflichteten sich die beiden Staaten zur Verhütung der Hegemonie einer dritten Macht im Mittelmeerraum. [...]

Frankreich blieb von dieser türkisch-englischen Annäherung ausgeschlossen, wenn auch die diesbezüglichen Verhandlungen andauerten. Es mußte noch der deutsch-italienische >Stahlpakt< vom 22. Mai 1939 dazukommen, bevor Frankreich und die Türkei Einigung in der Alexandrette-Frage erzielen konnten: Mit dem Vertrag vom 23. Juni 1939 akzeptierte Frankreich den Anschluß des Sandschaks an die Türkei. Am selben Tag wurde bekanntgegeben, daß Paris sich der britisch-türkischen Beistandserklärung vom 12. Mai anschloß.

Aus der innenpolitischen Mobilisierung im Zuge des diplomatischen Kampfes um Alexandrette ging das türkische Nationalbewußtsein gestärkt hervor. Schon die Umbenennung der neugewonnenen Provinz in >Hatay< war bemerkenswert, sollte doch damit an die >hethitische< Vergangenheit der Region erinnert werden und daran, daß die Hethiter — gemäß der türkischen Geschichtsthese - zu den Stammvätern der Türken gehörten.

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[15.] Db/Fragment 052 08 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-11-30 23:28:32 Graf Isolan
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 52, Zeilen: 8-16
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 84, Zeilen: 19-32
In der Türkei gewann jener Prozess an Dynamik, der später als „Re-Islamisierung“ apostrophiert werden sollte. Neu war, dass es nicht allein um die Respektierung der Religiosität des Volkes ging, sondern dass die Religion sich bald zu einem wichtigen politischen Faktor im Wahlkalkül der Parteien entwickelte. Vom Gebetsruf in arabischer Sprache über Koranrezitationen im staatlichen Rundfunk bis hin zum Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach in den Schulen wurden die Wünsche der „schweigenden Mehrheit“ Anatoliens erfüllt. Der Demokratischen Partei gelang es nicht zuletzt deshalb, ihren Stimmenanteil in den Wahlen des Jahres 1954 weiter auf 56,6 % zu erhöhen.239

239 Vgl. Adanir, Fikret: Geschichte der Republik Türkei, S. 84

In den 50er Jahren gewann auch jener Prozeß in der Türkei an Dynamik, der später als >Re-Islamisierung< apostrophiert werden sollte. Gewiß ist dieser Begriff insofern nicht zutreffend, als die Bevölkerung auch in der Zwischenkriegszeit islamisch geblieben war. Neu war allerdings, daß es nicht allein um die Respektierung der Religiosität des Volkes ging, sondern daß die Religion sich bald zu einem wichtigen politischen Faktor im Wahlkalkül der Parteien entwickelte. Vom Gebetsruf in arabischer Sprache über Koranrezitation im staatlichen Rundfunk bis hin zum Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach in den Schulen wurden die Wünsche der >schweigenden Mehrheit< Anatoliens erfüllt. Nicht zuletzt dadurch gelang es der DP, ihren Stimmenanteil in den Wahlen des Jahres 1954 nochmals auf 56,6% zu erhöhen.
Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[16.] Db/Fragment 053 10 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-12-05 12:57:23 Schumann
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 53, Zeilen: 10-13
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 84-85, Zeilen: 84:33-36 - 85:1
Es ist bemerkenswert, dass dieses Hervorkehren des islamischen Gesichts der Türkei in eine Zeit fiel, in der sich das Land außenpolitisch die Positionen des Westens zu eigen machte und dadurch eine weitere Entfremdung von der islamischen Welt im Nahen Osten in Kauf nahm.246

246 Vgl. Adanir, Fikret: S. 85

Dieses Hervorkehren des islamischen Antlitzes der Türkei fiel - und das war bemerkenswert — in eine Zeit, in der sich das Land außenpolitisch die Positionen des Westens zu eigen machte und dadurch weitere Entfremdung von der islamischen [Welt in Kauf nahm:]
Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[17.] Db/Fragment 053 26 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-11-30 23:43:19 Graf Isolan
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 53, Zeilen: 26-30
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 82, Zeilen: 3-10
Die Erhöhung von Agrarkreditfonds und die Gewährung von Mindestpreisen für Agrargüter seitens der neuen Regierung ermöglichten eine rasche Mechanisierung der Landwirtschaft und die Ausweitung der Anbauflächen. So konnten in der Folge mehrerer Jahre Rekordernten erzielt werden und die Türkei hatte Hochkonjunktur während des Koreakrieges als bedeutender Getreide- und Baumwollexporteur.248

248 Vgl. Adanir, Fikret, S. 83

Vor allem die Erhöhung des Agrarkreditfonds und die Gewährung von Mindestpreisen für Agrargüter seitens der neuen Regierung ermöglichten eine rasche Mechanisierung der Landwirtschaft und — damit zusammenhängend - die Ausweitung der Anbauflächen. So konnten in der Folge mehrere Jahre hindurch Rekordernten erzielt werden (siehe Tabelle 5), und die Türkei entwickelte sich in der Hochkonjunktur während des Koreakrieges zu einem bedeutenden Getreideexporteur.
Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[18.] Db/Fragment 053 40 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-11-30 23:34:19 Graf Isolan
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 53, Zeilen: 40-42
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 83, Zeilen: 12-17
Die neue Regierung hatte zwar zum Großteil die Privatisierung der Staatsbetriebe vorgesehen, und eine Zeit lang schien es so, dass sie die Industrialisierung gänzlich dem Privatunternehmertum überlassen wollte. Die öffentlichen Mittel wurden primär zu [infrastrukturellen Erschließungen verwendet.] Die neue Regierung hatte zwar anfänglich die Privatisierung eines Großteils der Staatsbetriebe vorgesehen, und eine Zeitlang schien es so, als ob sie die Industrialisierung gänzlich dem Privatunternehmertum überlassen wollte. Die öffentlichen Mittel wurden primär zur infrastrukturellen Erschließung verwendet.
Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet. Hinweis auf die Quelle erfolgt am Ende des Absatzes auf der Folgeseite.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[19.] Db/Fragment 054 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-11-30 23:32:16 Graf Isolan
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 54, Zeilen: 1-6
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 83, 84, Zeilen: 83:16-23.34-36; 84:1-2
[Die öffentlichen Mittel wurden primär zu] infrastrukturellen Erschließungen verwendet. Der Anteil des Privatkapitals an der industriellen Produktion stieg von 58 % im Jahre 1950 auf 65 % im Jahre 1954. Die Privatunternehmer zeigten aber weniger Neigung, die staatlichen Betriebe zu übernehmen. Diese Entwicklungen brachte die Regierung dazu, dass sie bald auf ihre Privatisierungspläne verzichtete. Auch das erwartete Auslandskapital blieb aus. So musste die Industrialisierung die Aufgabe der Regierung bleiben.251

251 Vgl. Adanir Fikret: S. 83

[Seite 83]

Die öffentlichen Mittel wurden primär zur infrastrukturellen Erschließung verwendet. Der Anteil des Privatkapitals an der industriellen Produktion stieg von 58% im Jahre 1950 auf 65% im Jahre 1954.

Unvorhergesehene Entwicklungen sollten jedoch die Regierung dazu zwingen, von ihren umfassenden Privatisierungsplänen Abstand zu nehmen. So zeigten die Privatunternehmer wenig Neigung, die staatlichen Betriebe zu übernehmen. [...]

Eine weitere Enttäuschung für die Regierung bedeutete das geringe Interesse des Auslandskapitals an Investitionen in der Türkei:

[Seite 84]

So blieb die Industrialisierung notgedrungen Aufgabe des Staates, [...]

Anmerkungen

Hier einmal löst sich Db zum Schluss hin zumindest in den Formulierungen ein wenig von der Vorlage. Dennoch bleiben Art und Umfang der (teilweise wörtlichen) Übernahme ungekennzeichnet. Fortsetzung und Abschluss der in Db/Fragment_053_40 begonnenen Übernahme.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[20.] Db/Fragment 054 16 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-12-01 12:18:15 Guckar
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 54, Zeilen: 16-23
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 84, Zeilen: 7-17
Aufgrund dieser Probleme beschloss die Regierung eine Revision der anfänglich die Landwirtschaft begünstigenden Entwicklungsstrategie zugunsten rascher Industrialisierung. Der Anteil der öffentlichen Investitionen am Gesamtinvestitionsvolumen stieg nun von 38 % im Jahre 1952 auf 62 % im Jahre 1959 an, was zu einer bemerkenswerten Erhöhung der Produktion in einigen Bereichen führte. Die Zementerzeugung war z. B. im Jahre 1960 um 416 % höher als im Jahre 1950. In der Zuckerproduktion betrug die Steigerungsrate 369 %, im Textilsektor 305 % und bei der Elektrizitätserzeugung 256 %.254

254 Vgl. Adanir Fikret: S. 84

Dieses verstärkte Engagement des Staates im Wirtschaftsleben, zog eine Revision der anfänglich die Landwirtschaft begünstigenden Entwicklungsstrategie zugunsten rascher Industrialisierung nach sich. So stieg der Anteil der öffentlichen Investitionen am Gesamtinvestitionsvolumen von 38% im Jahre 1952 auf 62% im Jahre 1959 an, was zu einer bemerkenswerten Erhöhung der Produktion in einigen Bereichen führte. Die Zementerzeugung, z. B., war im Jahre 1960 um 416% höher als im Jahre 1950; in der Zuckerproduktion betrug die Steigerungsrate 369%, im Textilsektor 305% und bei der Elektrizitätserzeugung 256%.
Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[21.] Db/Fragment 054 37 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-12-03 14:15:16 Graf Isolan
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 54, Zeilen: 37-39
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 86, Zeilen: 25-28
Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage, verbunden mit dem Prestigeverlust der Regierung, ließ eine Gruppe innerhalb des politischen Establishments in den Vordergrund rücken: die Militärs.257

257 Vgl. Adanir Fikret,: S. 86

Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage, verbunden mit dem Prestigeverlust der Regierung, rückte eine Gruppe innerhalb des politischen Establishments in den Vordergrund: die Militärs.
Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[22.] Db/Fragment 055 03 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-12-01 00:03:05 Graf Isolan
Adanir 1995, Db, Fragment, KeineWertung, SMWFragment, Schutzlevel, ZuSichten

Typus
KeineWertung
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
No
Untersuchte Arbeit:
Seite: 55, Zeilen: 3-6
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 90, Zeilen: 2-5
Das Gericht verhängte 15 Todesstrafen, von denen drei - Exaußenminister Zorlu, Exfinanzminister Polatkan sowie der Expremier Menderes - am 17. September 1961, trotz zahlreicher Gnadengesuche aus dem In- und Ausland, vollstreckt wurden.258

258 Vgl. Aydemir Süreyya Sevket: Menderesin Drami, Istanbul 1969, S. 548

Das Gericht verhängte 15 Todesstrafen, von denen drei - Exaußenminister Zorlu, Exfinanzminister Polatkan sowie Expremier Menderes - trotz zahlreicher Gnadenersuche aus dem In- und Ausland am 16./17. September 1961 vollstreckt wurden.
Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet. Interessanterweise wird hier nicht auf Adanir sondern auf eine türkischsprachige Quelle verwiesen, obwohl der Wortlaut weitgehend identisch ist. Aufgrund der Kürze als KeineWertung eingestuft.

Sichter
(Graf Isolan)


[23.] Db/Fragment 055 20 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-12-01 12:22:18 Guckar
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 55, Zeilen: 20-38
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 88-89, Zeilen: 88: 6-10,18-37; 89: 1-2
Alpaslan Türkes verkündete260 im Radio Ankara, dass ein „Komitee für Nationale Einheit“ (KNE) (Milli Birlik Komitesi) im Namen der Streitkräfte die Macht im Staate übernommen habe, um einen drohenden Bürgerkrieg zu verhindern. Der Ministerpräsident Menderes wurde am 17. September 1961 zum Tode verurteilt. Die Junta war von Anfang an gespalten. Eine Gruppe um Türkes schien entschlossen, für längere Zeit an der Macht zu bleiben, um Staat und Gesellschaft nachhaltig zu reformieren. Sie erreichte nicht nur die Auflösung der Demokratischen Partei, Ende September 1960 wurden auch 147 Universitätsprofessoren entlassen. Oberst Türkes plante zudem durch die Einführung eines Ressorts unter der Bezeichnung „Ideal und Kultureinheit der Türkei“ die Funktionsbereiche des bisherigen Ministeriums für Nationale Erziehung und des Generaldirektoriums für Religionsangelegenheiten unter eigener Regie zusammenzufassen. Das Ziel war, Kultur, Religion und Wissenschaft wie in einem totalitären System gleichzuschalten.261

Aber dieser Aktionismus blieb nicht unwidersprochen. Die Generäle, die sich durch den Staatsstreich überrumpelt fühlten, schlossen sich in einem Bund - Union der Streitkräfte - zusammen. Sie beabsichtigten, den Einfluss der Junta innerhalb der Armee einzuschränken und künftighin zu verhindern, dass es wieder zu einem Obristenputsch in der Türkei kam. Die Generäle würden selber putschen, wenn es nötig sein sollte.262


260 Türkes kam in Zypern zur Welt, er erfuhr am eigenen Leib das Schicksal einer Minderheit. Dies führte ihn zur Verteidigung einer offenen pantürkischen Politik. Als Hauptziel wurde eine hierarchische Ordnung beruhend auf Nationalismus, Idealismus und Antikommunismus unterstrichen. Vgl. Nermin Abadan Unat: Ideologische Strömungen in der Türkei in den 90er Jahren, in: Südosteuropa-Mittelungen, 37. Jahrgang, 4/1997, S. 298

261 Vgl. Adanir, Fikret: S. 88

262 Vgl. Adanir Fikret: S. 89

[Seite 88]

Am Morgen des 27. Mai 1960 verkündete der später sehr bekannt gewordene Oberst Alpaslan Türkeş im Radio Ankara, daß ein >Komitee für Nationale Einheit< (KNE) im Namen der Streitkräfte die Macht im Staate übernommen habe, um einen drohenden Bürgerkrieg zu verhindern. [...]

Selbst die Junta war von Anfang an gespalten. Eine Gruppe um Türkeş schien entschlossen, für längere Zeit an der Macht zu bleiben, um Staat und Gesellschaft nachhaltig zu reformieren. Diese >Radikalen< erreichten nicht nur, daß die Demokratische Partei Ende September 1960 aufgelöst wurde. Auch die Entlassung von 147 Universitätsprofessoren aus ihren Ämtern im Oktober desselben Jahres war ihr Werk. Oberst Türkeş plante zudem, durch die Einführung eines neuen Ressorts unter der Bezeichnung >Ideal- und Kultureinheit der Türkei< die Funktionsbereiche des bisherigen Ministeriums für Nationale Erziehung und des Generaldirektoriums für Religionsangelegenheiten unter eigener Regie zusammenzufassen. Das Ziel war unverkennbar, Kultur, Religion und Wissenschaft, wie in einem totalitären System, gleichzuschalten.

Der Aktionismus des Obersten Türke? blieb jedoch nicht unwidersprochen. Die Generäle, die sich durch den Staatsstreich der unteren Ränge überrumpelt fühlten, schlossen sich in einem Bund - >Union der Streitkräfte< - zusammen. Man beabsichtigte, den Einfluß der Junta innerhalb der Armee einzuschränken und künftighin zu verhindern, daß es je wieder zu

[Seite 89]

einem Obristenputsch in der Türkei kam. Nötigenfalls würden die Generäle selber putschen!

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[24.] Db/Fragment 056 14 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-12-01 12:28:36 Guckar
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 56, Zeilen: 14-18
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 93, Zeilen: 24-30
Die Junta der 60er Jahre ließ eine liberale Verfassung (Anayasa) ausarbeiten, die alle formalen Freiheiten einer westlichen Demokratie zu gewähren schien. Ein Aufschwung im Pressewesen und vor allem in der politisch-kulturellen Publizistik war die positive Folgeerscheinung. Auch marxistische Literatur zu drucken war nunmehr gestattet, ebenso marxistisch orientierte politische Organisationen zu gründen.265

265 Vgl. Adanir Fikret: S. 93

In der Tat ließ die Junta eine liberale Verfassung ausarbeiten, die alle formalen Freiheiten einer westlichen Demokratie zu gewähren schien. Ein Aufschwung im Pressewesen und vor allem in der politisch-kulturellen Publizistik war die positive Folgeerscheinung. Es war nunmehr gestattet, auch marxistische Literatur zu drucken und marxistisch orientierte politische Organisationen zu gründen.
Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[25.] Db/Fragment 056 26 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-01-31 22:11:48 Graf Isolan
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 56, Zeilen: 26-35, 36-38, 40-42
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 90, 93, 94, Zeilen: 90:25-35; 93:31-33; 94:23-33
Im März 1962 wurde ein „Rat für Nationale Sicherheit“ (Milli Güvenlik Kurulu - MGK) geschaffen, und zwar als ein verfassungsmäßiges Organ der Republik neben und sogar über dem Kabinett.268 Unter dem Vorsitz des Präsidenten (bzw. Ministerpräsidenten) sollte dieser die Regierung in Fragen der inneren und äußeren Sicherheit beraten. Angehören würden ihm neben den jeweils zuständigen Ministern der Generalstabchef sowie die Oberkommandierenden der Teilstreitkräfte. Bald begann jedoch der Nationale Sicherheitsrat eine bestimmende Rolle in der türkischen Politik zu spielen.269

Unter diesen Bedingungen wurde die strukturelle Unterentwicklung des Landes zum beherrschenden Thema der politischen Diskussion. In der Zeitschrift „Yön“ (Richtung) wurden Fragen und Überlegungen hierzu artikuliert und diskutiert. Es entstanden Protestgruppen gegen den Vietnamkrieg und gegen die US-amerikanische Militärpräsenz auf türkischem Boden und gegen die NATO-Mitgliedschaft der Türkei. [...] Gegenüber linken Gruppen formierte sich auch ein türkistisch-national orientierter Rechtsblock, aus dem später die „Nationale Aktionspartei“ (Milliyetci Hareket Partisi) unter der Führung des Obristen Alpaslan [Türkes hervorging.]


268 Vgl. Adanir Fikret: S. 90

269 Vgl. Steinbach Udo: Türkei ..., S. 179

[Seite 90]

Gleichsam als Belohnung für die Loyalität der Streitkräfte nahm die Regierung nun hin, daß im März 1962 ein >Rat für Nationale Sicherheit< (Milli Güvenlik Kurulu) geschaffen wurde, und zwar als ein verfassungsmäßiges Organ der Republik neben und sogar über dem Kabinett. Unter dem Vorsitz des Staatspräsidenten, der ja damals ohnehin ein General (Cemal Gürsel) war, sollten die Befehlshaber der Land-, See- und Luftstreitkräfte, der Chef des Generalstabes sowie einige wenige Fachminister eine >beratende< Funktion gegenüber der Regierung ausüben. Bald begann jedoch der Nationale Sicherheitsrat eine bestimmende Rolle in der türkischen Politik zu spielen.

[Seite 93]

Unter diesen Bedingungen wurde die strukturelle Unterentwicklung des Landes zum beherrschenden Thema der politischen Diskussion.

[Seite 94]

Großes Interesse für die sozialen und politischen Probleme des Landes, verbunden mit einem beträchtlichen Maß an Aktionismus, ließ im Rahmen der Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg, gegen die US-amerikanische Militärpräsenz auf türkischem Boden und gegen die NATO-Mitgliedschaft der Türkei radikale Jugendorganisationen entstehen, die ihre Aktivitäten als Beitrag zur Vorbereitung der allgemeinen Revolution begriffen.

Gegenüber diesen linken Gruppierungen formierte sich auch ein turkistisch-national orientierter Rechtsblock, aus dem später die >Nationale Aktionspartei< unter der Führung des Obristen Türkeş hervorging.

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Der unmittelbar auf Fußnote 268 folgende Satz stammt aus Steinbach (1996) (vgl. Db/Fragment_056_28).

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[26.] Db/Fragment 057 24 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-08-06 10:47:26 Stratumlucidum
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 57, Zeilen: 24-26, 27-34
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 95, Zeilen: 13-16, 23-34
Die Generäle forderten in einem Memorandum vom 12. März 1971 von Ministerpräsident Demirel eine starke Regierung, um Reformen im Geiste Atatürks durchzuführen. [...] Das Militär übernahm diesmal nicht direkt die Macht. Entscheidend aber für die weitere Entwicklung war die Revision der liberalen Verfassung von 1961. Die bürgerlichen Freiheiten, das Streikrecht der Arbeitnehmer, die Autonomie der Hochschulen, der Status des Verfassungsgerichts wurden entweder drastisch eingeschränkt oder völlig aufgehoben. Der nationale Sicherheitsrat verhängte im April 1971 das Kriegsrecht. Davon waren elf Provinzen betroffen. Es handelte sich um Ballungszentren im Westen und um die von Kurden besiedelten Gebiete im Südosten.275

275 Vgl. Adanir Fikret: S. 97

Die Generalität forderte in einem Memorandum vom 12. März 1971 von Ministerpräsident Demirel eine starke Regierung, um Reformen im Geiste Atatürks durchzuführen. [...]

Obwohl die Militärs diesmal die Macht nicht direkt übernommen hatten, handelte es sich doch um einen verdeckten Putsch. Von entscheidender Bedeutung für die weitere Entwicklung war die Revision der liberalen Verfassung von 1961: Die bürgerlichen Freiheiten, das Streikrecht der Arbeitnehmer, die Autonomie der Hochschulen, der Status des Verfassungsgerichts — alle demokratischen Errungenschaften der 60er Jahre — wurden entweder drastisch eingeschränkt oder völlig aufgehoben. Am 27. April 1971 verhängte der Nationale Sicherheitsrat in elf Provinzen des Landes das Kriegsrecht; betroffen waren neben den Ballungszentren des Westens vor allem die kurdischen Gebiete im Südosten.

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet. Die Seitenzahl in der Quellenangabe ist zudem falsch.

Die durch Auslassungszeichen symbolisierten beiden Sätze finden sich in Fragment 057 26.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[27.] Db/Fragment 058 19 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-12-02 00:40:10 Graf Isolan
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 58, Zeilen: 19-39
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 97, 98, 99, Zeilen: 97:6-16.30-33.36-40 - 98:1-5.37-40 - 99:1-7
Die bald ausbrechende Krise um Zypern traf die Türkei in einem nationalistischen Hochgefühl. Die Bestrebungen der griechisch-orthodoxen Mehrheit auf der Insel, den Anschluss an das griechische Mutterland durchzusetzen, waren auch in den 50er Jahren das beherrschende Thema der türkischen Außenpolitik. 1959 war es der Regierung Menderes gelungen, eine Verständigung mit Griechenland und Großbritannien in dieser Frage zu erzielen, nämlich die Erreichung einer zypriotischen Republik unter gemeinsamer Garantie Großbritanniens, Griechenlands und der Türkei.284 Der Präsident [sic] Erzbischof Makarios verlangte Ende November 1963 von der türkischen Seite einer gründliche Revision der Verfassung ultimativ zuzustimmen. Die Ablehnung diese [sic] Forderung beantwortete die griechische Seite mit bewaffneten Angriffen auf die türkische Volksgruppe. Der Konflikt drohte in einen Krieg zwischen Griechenland und der Türkei auszuarten, als die Regierung Inönü Mitte März 1964 militärische Maßnahmen für den Fall ankündigte, dass die Übergriffe auf die türkische Volksgruppe nicht aufhörten. Erst die Entsendung einer UNO-Friedenstruppe nach Zypern und eine eindringliche Warnung seitens der USA zwangen die Türkei, von ihrer Position abzurücken.285 Auf den Umsturz der Regierung Makarios durch die griechisch-zypriotische Nationalgarde am 15. Juli 1974 reagierte die Regierung Ankaras energisch, um als Garantiemacht die verfassungsmäßige Ordnung der Inselrepublik zu sichern und den drohenden Anschluss der Insel an Griechenland zu verhindern. Ministerpräsident Ecevit forderte die andere Garantiemacht Großbritannien auf, gemeinsam mit der Türkei zu intervenieren. Da aber London passiv blieb, entschloss man sich in Ankara zu [einem Alleingang.]

284 Vgl. Adanir Fikret: Die Geschichte, S. 97

285 Vgl. Adanir Fikret: S. 98

[Seite 97]

Die bald ausbrechende Krise um Zypern traf die Türkei somit in einem nationalistischen Hochgefühl. Die Bestrebungen der griechisch-orthodoxen Mehrheit auf der Insel, den Anschluß an das griechische Mutterland durchzusetzen, hatte die Zypernfrage schon in den 50er Jahren zu einem beherrschenden Thema der türkischen Außenpolitik werden lassen. Der Regierung Menderes war es 1959 gelungen, eine Verständigung mit Griechenland und Großbritannien in dieser Frage zu erzielen (die Verträge von Zürich und London). So wurde die Errichtung einer zyprischen Republik unter gemeinsamer Garantie Großbritanniens, Griechenlands und der Türkei beschlossen. [...]

[...] Der Präsident der Inselrepublik, Erzbischof Makarios, verlangte Ende November 1963 von der türkischen Seite ultimativ, einer gründlichen Revision der Verfassung zuzustimmen: [...] Die Ablehnung dieser Forderungen beantwortete die griechische Seite mit bewaffneten Angriffen auf die türkische Volksgruppe. Der Konflikt drohte in einen Krieg zwischen Griechenland und der Türkei auszuarten, als die Regierung İnönü Mitte März 1964 militärische

[Seite 98]

Maßnahmen für den Fall ankündigte, daß die Übergriffe auf die türkische Volksgruppe auf Zypern nicht aufhörten. Erst die Entsendung einer UNO-Friedenstruppe nach Zypern und eine eindringliche Warnung von seiten der USA zwangen die Türkei von ihrer Position abzurücken.

[...]

Auf den Umsturz der Regierung Makarios durch die griechisch-zypriotische Nationalgarde am 15. Juli 1974 reagierte die Regierung in Ankara energisch, um als Garantiemacht die verfassungsmäßige Ordnung der Inselrepublik zu sichern und -

[Seite 99]

das war für Ankara wichtiger — einen drohenden Anschluß der Insel an Griechenland zu verhindern. Ministerpräsident Ecevit forderte die andere Garantiemacht Großbritannien auf, gemeinsam mit der Türkei zu intervenieren. (Die dritte Garantiemacht Griechenland wurde als Urheber des Staatsstreichs angesehen.) Da aber London passiv blieb, entschloß man sich in Ankara zu einem Alleingang.

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[28.] Db/Fragment 059 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-12-02 00:37:19 Graf Isolan
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 59, Zeilen: 1-6
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 99, Zeilen: 6-8, 20-24, 27-30
[Da aber London passiv blieb, entschloss man sich in Ankara zu] einem Alleingang. Am 20. Juli begann die türkische Militärintervention auf Zypern. Ecevit wurde von der Boulevardpresse als „Held von Zypern“ gefeiert.286

Auf dem Höhepunkt seines Ruhmes scheiterte Ecevit dennoch bei den Wahlen Mitte September 1974. Das Ergebnis war eine schwache Interimsregierung unter Sadi Irmak, bis Süleyman Demirel die Parteien des rechten Spektrums Ende März 1975 in einer Koalition der „Nationalistischen Front“ (Milliyet Cephesi) einte.287


286 Vgl. Adanir Fikret: Die Geschichte, S. 99

287 Vgl. Adanir Fikret: Die Geschichte, S. 99

Da aber London passiv blieb, entschloß man sich in Ankara zu einem Alleingang. Am 20. Juli 1974 begann die türkische Militärintervention auf Zypern.

[...]

Ministerpräsident Ecevit unternahm nun, auf dem Höhepunkt seines Ruhmes - von der Boulevardpresse wurde er als >Held von Zypern< gefeiert den Versuch, vorzeitige Wahlen durchzusetzen. Mit dieser Absicht trat er Mitte September 1974 überraschend zurück und scheiterte.[...] Das Ergebnis war eine schwache Interimsregierung unter Sadi Irmak, bis Süleyman Demirel die Parteien des rechten Spektrums Ende März 1975 in einer Koalition der >Nationalistischen Front< (Milliyetçi Cephe) einte.

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[29.] Db/Fragment 059 17 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-12-02 00:35:49 Graf Isolan
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 59, Zeilen: 17-25
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 106, Zeilen: 16-20, 22-24, 26-31
Die von der Militärjunta am 21. September 1980 eingesetzte Regierung unter Admiral Bülent Ulusu war um eine Entpolitisierung des öffentlichen Lebens bemüht. Alle Parteien, Vereine, Studentenorganisationen, oppositionelle Gewerkschaften u.ä. wurden verboten.290 Die Verhaftung von Zehntausenden von Personen wurde praktisch ohne öffentlichen Protest hingenommen. Die staatlichen Schulen wie die öffentlichen Medien hatten die Aufgabe, vor allem der Jugend beizubringen, die türkische Nation wieder als eine Geschichts-, Kultur- und Schicksalsgemeinschaft zu betrachten und zu verteidigen. Die höchste Priorität hatte die nationale Integrität.291

290 In den ersten sechs Wochen nach dem Putsch wurden 11500 Personen verhaftet; am Jahresende war die Zahl auf 30. 000 gestiegen, und nach einem Jahr waren 112.600 Verhaftungen gemacht worden. In: Buhbe Matthes: S. 110

291 Vgl. Adanir Fikret: Die Geschichte, S. 106

Die von der Militärjunta am 21. September 1980 eingesetzte Regierung unter Admiral Bülent Ulusu war einerseits um eine Entpolitisierung des öffentlichen Lebens bemüht. Alle Parteien, Vereine, Studentenorganisationen, oppositionelle Gewerkschaften u.ä. wurden verboten. [...] Die Verhaftung von Zehntausenden von Personen wurde praktisch ohne öffentlichen Protest hingenommen. [...] Die staatlichen Schulen wie die öffentlichen Medien hatten die Aufgabe, vor allem der Jugend beizubringen, die türkische Nation wieder als eine Geschichts-, Kultur- und Schicksalsgemeinschaft zu betrachten und zu verteidigen. Die nationale Integrität hatte in diesem Rahmen die höchste Priorität.
Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann


[30.] Db/Fragment 062 10 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-07-29 11:10:00 Stratumlucidum
Adanir 1995, BauernOpfer, Db, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 62, Zeilen: 10-19, 21-23, 103-104
Quelle: Adanir 1995
Seite(n): 92, Zeilen: 92:12-27.38-40 - 93:1-4
In den 60er Jahren war die Industrialisierung wieder das oberste Ziel. Diese wurde durch eine importsubstituierende Entwicklungsstrategie versucht. Die Einfuhr von Industrieerzeugnissen sollte eingeschränkt werden, damit ein staatlich gestützter Binnenmarkt für die einheimischen Unternehmen entstand. Die Folge war eine beachtliche Industrialisierung, so dass bald Kühlschränke, Waschmaschinen, Fernsehgeräte, Automobile, Traktoren aus heimischer Produktion auf den Binnenmarkt kamen. Die Produktion basierte letztlich auf fremder Technologie, auf importierten Rohstoffen und Vorprodukten. Der türkische Export bestand weiterhin aus traditionellen Agrargütern, deren Preise stagnierten. Das Zahlungsbilanzdefizit des Landes wuchs beständig.305

[1963 konnte ein Vertrag mit der EG unterzeichnet werden, der einen späteren Beitritt der Türkei zur Gemeinschaft vorsah.] Mit dem Abkommen von Ankara 1963 begann ein Export von Arbeitskräften vor allem nach Deutschland, aber auch nach den Niederlanden, Frankreich, Dänemark und Skandinavien.306


305 Vgl. Adanir, Fikret: Geschichte der Republik Türkei, S. 92

306 Die Zahl der Ausgewanderten erreichte bis zu Beginn der 90er Jahre drei Millionen, davon etwa 1,8 Mio. in Deutschland.. [sic] Vgl. Adanir, Fikret: Geschichte der Republik Türkei, S. 92

[Seite 92]

Wiederum war die umfassende Industrialisierung das oberste Ziel. Auf dem Weg dorthin erschien in den 60er Jahren eine importsubstituierende Entwicklungsstrategie als Gebot der Stunde. Die Einfuhr von Industrieerzeugnissen sollte eingeschränkt werden, damit ein geschützter Binnenmarkt für die einheimischen Unternehmer entstand, die nun praktisch Monopolprofite erzielen durften. Die Folge war in der Tat eine beachtliche Industrialisierung, so daß bald Kühlschränke, Waschmaschinen, Fernsehgeräte, Automobile, Traktoren und v.a.m. aus heimischer Produktion auf den Binnenmarkt kamen. Freilich basierte diese Produktion letztlich auf fremder Technologie, auf importierten Rohstoffen und Vorprodukten, d. h., die Einsparungen an harter Währung waren gering. Da der türkische Export weiterhin aus traditionellen Agrargütern bestand, deren Preise stagnierten, wuchs das Zahlungsbilanzdefizit des Landes beständig.

[...] Mit dem Abkommen von Ankara 1963 begann ein mehr oder weniger geregelter Export von Arbeitskräften vor allem nach

[Seite 93]

Deutschland, aber auch nach den Niederlanden, Frankreich, Dänemark und Skandinavien. Die Zahl der Ausgewanderten erreichte bis zu Beginn der 90er Jahre drei Millionen, davon etwa 1,8 Millionen in Deutschland.

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahme bleiben ungekennzeichnet.

Der in Klammern gesetzte Satz findet sich sehr ähnlich in der Quelle Riemer 1998, S. 30.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann