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Angaben zur Quelle [Bearbeiten]

Autor     Uta Buttkewitz
Titel    Das Problem der Simulation am Beispiel der Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull und der Tagebücher Thomas Manns
Jahr    2002
Umfang    212 S.
Anmerkung    Rostock, Univ., Diss., 2003
URL    http://www.thomasmann.de/sixcms/media.php/471/Diss.%20Das%20Problem%20der%20Simulation.pdf

Literaturverz.   

ja
Fußnoten    ja
Fragmente    33


Fragmente der Quelle:
[1.] Ts/Fragment 051 04 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-16 17:17:22 Schumann
Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 51, Zeilen: 4-8
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 98, Zeilen: 18-21
Lejeune unterscheidet zwischen dem „autobiographischen“ und dem „romanesken Pakt“. Letzterer wird hergestellt, wenn die Figur einen anderen Namen als der Autor trägt und auch „implizit auf der Ebene der Verbindung Autor-Erzähler“ der „autobiographische Pakt“ nicht abgeschlossen werden kann.72

72 Philippe Lejeune: Der autobiographische Pakt, in: Günter Niggl [Hrsg.]: Die Autobiographie, Zu Form und Geschichte einer literarischen Gattung, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1989 [= Wege der Forschung 565], S. 232–233

Lejeune differenziert zwischen dem „autobiographischen“ und dem „romanesken Pakt“. Der „romaneske Pakt“ wird hergestellt, wenn die Figur einen anderen Namen als der Autor besitzt und auch „implizit auf der Ebene der Verbindung Autor – Erzähler“ der „autobiographische Pakt“ nicht abgeschlossen werden kann. [...]201

201 Lejeune: Der autobiographische Pakt, S. 232-233.

Anmerkungen

Der Vf. eignet sich die Analysen der Quelle an.

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Das Fragment ist nicht Teil von Kap. E.

Sichter
Guckar


[2.] Ts/Fragment 053 17 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-16 17:19:06 Schumann
Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 53, Zeilen: 17-21
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 99, Zeilen: 6-9, 25-27
Jean Starobinski konstatiert die Kollision eines aktuellen und eines vergangenen Ichs, wodurch die typisch autobiographische Spannung erzeugt werde.84 Für ihn ist das Subjekt daher einzig in der „Abweichung“ verortbar, die durch die Schreibfeder hergestellt wird. Nur der Schreibakt selbst könne als „authentisch“ gelten.

84 Jean Starobinski: Der Stil der Autobiographie, in: Günter Niggl [Hrsg.]: Die Autobiographie, Zu Form und Geschichte einer Gattung, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1998, S. 200–213, 203–207.

[S. 99, Z. 6-9]

Starobinski konstatiert deshalb in der Autobiographie die Kollision eines aktuellen und eines vergangenen Ichs, wodurch die typisch autobiographische Spannung erzeugt wird. Der „Stil als Abweichung“ zeigt sich demnach sowohl auf zeitlicher als auch auf persönlicher Ebene.202

[S. 99, Z. 25-27]

Für Starobinski ist das Subjekt daher nur in der Abweichung verortbar, welche durch die Schreibfeder künstlich hergestellt wird, d. h. nur der Schreibakt selbst kann als ’authentisch‘ gelten.


202 Starobinski: Der Stil der Autobiographie. In: Niggl: Die Autobiographie, S. 203-207.

Anmerkungen

Der Vf. eignet sich die Analysen der Quelle an.

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Das Fragment ist nicht Teil von Kap. E.

Sichter
Guckar


[3.] Ts/Fragment 156 06 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-16 17:41:44 Schumann
Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 156, Zeilen: 6-13
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 97, Zeilen: 10-24
Im Gegensatz zu Gracián lehrt der französische Moralist François VI. de La Rochefoucauld nicht die permanente Verstellung als Überlebensstrategie. Er empfiehlt eine Verbindung von Aufrichtigkeit und Diplomatie und bestimmt den Betrug und Selbstbetrug als Grund des Sozialen. Die scheinbaren Tugenden seien nur verkleidete Laster: „Die Laster mengen sich in das Zusammenspiel der Tugenden wie die Gifte in das System der Heilmittel. Die Klugheit vereinigt und mildert sie und bedient sich ihrer mit Nutzen gegen die Übel des Lebens.“41

41 La Rochefoucauld: Maximen und Reflexionen, Stuttgart: Reclam 2000, S. 27.

Im Gegensatz zu Gracián lehrt der französische Moralist nicht die permanente Verstellung als Überlebensstrategie, sondern empfiehlt eine Balance zwischen Offenheit und Diskretion, d. h. eine Verbindung von Aufrichtigkeit und Diplomatie. [...] Hieran wird offenbar, daß Felix wohl doch eher dem Handorakel von Grácian folgt, denn La Rochefoucauld negiert die Täuschung und bestimmt den Betrug und Selbstbetrug als Grund des Sozialen, als Urkräfte der Eigenliebe. Die scheinbaren Tugenden seien nur verkleidete Laster:
Die Laster mengen sich in das Zusammenspiel der Tugenden wie die Gifte in das System der Heilmittel. Die Klugheit vereinigt und mildert sie und bedient sich ihrer mit Nutzen gegen die Übel des Lebens.199

199 La Rochefoucauld: Maximen und Reflexionen, S. 27.

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Das Fragment greift auf Text außerhalb jenes Bereiches zu, daher Wertung als Verschleierung.

Sichter
Guckar


[4.] Ts/Fragment 171 07 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-16 17:43:45 Schumann
Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 171, Zeilen: 7-16
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 83, Zeilen: 9-16, 19-21
Wer sich in der Öffentlichkeit mit „nackter Ehrlichkeit“75 zeigt, verdirbt das Spiel. Nach Plessner vermag der Mensch nur durch dieses Spiel der Rollenverdoppelung seine Freiheit auszuleben. Die Maskierung des öffentlichen Menschen ist eine notwendige Äußerung des in ihm verankerten Spieltriebs.76 Seine „Künstlichkeit“ liegt nicht in dem auf das Individuum ausgeübten gesellschaftlichen Druck begründet, sondern ist anthropologisch notwendig, um eine Distanzierung des Menschen zu sich selbst zu erreichen, die wiederum Voraussetzung für die Einheit von Körper und Geist ist. Plessner also begreift das Rollendasein als dem Menschen inhärent.

75 Ebd., S. 83.

76 Vgl. ebd., S. 94.

[Seite 83, Zeilen 9-16]

Wer sich in der Öffentlichkeit mit „nackter Ehrlichkeit“177 präsentiert, verdirbt das Spiel. Laut Plessner befindet sich der Mensch nur in diesem Spiel der Rollenverdoppelung in der Lage, seine Freiheit auszuleben. Er versteht die Maskiertheit des öffentlichen Menschen als notwendige Äußerung des in ihm verankerten Spieltriebes.178 Die Künstlichkeit der Individuen liegt demnach nicht in dem auf sie ausgeübten Druck der Gesellschaft begründet, sondern ist notwendig, um eine Distanzierung des Menschen zu sich selbst zu erreichen, die wiederum Voraussetzung für die Einheit von Körper und Geist ist.

[Seite 83, Zeilen 19-21]

Während Plessner also das Rollendasein als dem Menschen inhärent begreift, bezeichnet Dahrendorf dieses generell als eine Notwendigkeit, die von außen für den Menschen festgesetzt wird.


177 Plessner: Grenzen der Gemeinschaft, S. 83.

178 Vgl. ebd., S. 94.

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Hier wird auf Text außerhalb jenes Bereiches zurück gegriffen, daher Wertung als Verschleierung.

Sichter
Guckar


[5.] Ts/Fragment 178 03 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-18 15:32:07 PlagProf:-)
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 178, Zeilen: 3-6
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 11, Zeilen: 25-27
Platons Kritik an der Kunst zielte demnach auf ihren angeblichen Täuschungscharakter: Da die Mimesis an der Welt der Erscheinungen, nicht aber an ihren Ideen orientiert bleibe, sei sie blosser Schein.94

94 Ebd., Zehntes Buch: „Die Nachahmungskunst ist also von der Wahrheit weit entfernt. Und wenn sie alles mögliche zustande bringt, so offenbar deshalb, weil sie nur ein wenig von jeglichem erfaßt, nämlich sein (äußeres) Bild.“ (S. 429); „Wir stellen also fest, daß von Homer an alle Dichter Nachahmer von Abbildern der menschlichen Tüchtigkeit sind und der anderen Dinge, von denen sie dichten, daß sie aber die Wahrheit nicht berühren.“ (S. 433).

Platons Kritik an der Kunst richtet sich gegen ihren angeblichen Täuschungscharakter. Da die Mimesis an der Welt der Erscheinungen, nicht aber an ihren Ideen orientiert bleibe, gilt die Dichtung für Platon nur [als bloßer Schein.4

4 Platon: Der Staat. Zehntes Buch: „Die Nachahmungskunst ist also von der Wahrheit weit entfernt. Und wenn sie alles mögliche zustande bringt, so offenbar deshalb, weil sie nur ein wenig von jeglichem erfaßt, nämlich sein (äußeres) Bild.“ (S. 429); „Wir stellen also fest, daß von Homer an alle Dichter Nachahmer von Abbildern der menschlichen Tüchtigkeit sind und der anderen Dinge, von denen sie dichten, daß sie aber die Wahrheit nicht berühren.“ (S. 433)]

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Das Fragment wird daher als Bauernopfer gewertet.

Man beachte die Übernahme der für Platonzitate höchst unüblichen Zitierweise nach Seitenzahlen anstelle Stephanus-Nummern. Man beachte weiterhin, dass auf der unmittelbar vorangehenden Seite Fragment 177 01 in einem Bereich aus der Dissertation von Kern die korrekte Wiedergabe nach Stephanus-Nummerierung erfolgt.

Sichter
Guckar


[6.] Ts/Fragment 179 12 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-18 15:33:25 PlagProf:-)
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 179, Zeilen: 12-16
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 12, Zeilen: 5-8
Im 9. Kapitel der Poetik schreibt Aristoteles, der Dichter operiere philosophischer als der Historiker, weil er mehr auf das Allgemeine und den Zusammenhang hinarbeite.97 Deshalb komme dem Dichter eine höhere Kompetenz zu als dem Geschichtsschreiber, weil es seine Aufgabe sei, das Mögliche darzustellen.98

97 Ebd.
98 Aristoteles, Poetik, Kap. 9, S. 29: „Aus dem Gesagten ergibt sich auch, daß es nicht Aufgabe des Dichters ist mitzuteilen, was wirklich geschehen ist, sondern vielmehr, was geschehen könnte, d. h. das nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit oder Notwendigkeit Mögliche.“

[...]5

Aristoteles schreibt im 9. Kapitel seiner Poetik, der Dichter operiere philosophischer als der Historiker, weil er mehr auf das Allgemeine und den Zusammenhang hinarbeite.6 Demzufolge komme dem Dichter eine höhere Kompetenz als dem Geschichtsschreiber zu, weil es seine Aufgabe sei, das Mögliche, was geschehen könnte, darzustellen.


5 Aristoteles: Die Poetik. Kap. 9: „Aus dem Gesagten ergibt sich auch, daß es nicht Aufgabe des Dichters ist mitzuteilen, was wirklich geschehen ist, sondern vielmehr, was geschehen könnte, d. h. das nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit oder Notwendigkeit Mögliche.“ (S. 29)
6 Ebd.

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Daher erfolgt eine Wertung als Bauernopfer.

Man beachte die höchst unübliche Zitierweise von Aristoteles nach Seiten statt der Bekker-Zählung. Man beachte auch, dass unmittelbar vorangehend in Fragment 178 22, das auf einen Passus der Dissertation von Kern zurückgreift, die übliche Zitierweise gewählt wird.

Sichter
Guckar


[7.] Ts/Fragment 180 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-17 20:48:25 Schumann
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 180, Zeilen: 1-10
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 15, 12, Zeilen: 15: 2-6; 12: 1-4
Nach der aristotelischen Poetik beruht die Wirkung der Mimesis auf einer im Menschen verankerten Antriebskraft, nachgeahmte Handlungen mitzuspielen und sich mit ihnen zu identifizieren. Mimesis realisiert sich also erst in der Wirklichkeit. Das Vergnügen an der poetischen Darstellung wird durch die Kombination mit imaginativen sprachlichen Mitteln erzeugt.

Aristoteles liberalisiert zwar den Gedanken der Mimesis, indem er fiktionalen Konzepten ein begrenztes Recht zugesteht. Er bleibt indes beim Nachahmungsgrundsatz. Fiktion gilt für ihn lediglich als eine Transformation der Realität.

[S. 15, Z. 2-6]

Die Wirkung der Mimesis beruht laut Aristoteles auf einer im Menschen verankerten Antriebskraft, nachgeahmte Handlungen mitzuspielen und sich mit ihnen zu identifizieren, d. h. die Mimesis realisiert sich erst im Wirklichkeit. Nur durch die Kombination mit imaginativen Mitteln der Sprache wird das Vergnügen an der poetischen Darstellung erzeugt.

[S. 12, Z. 1-4]

Aristoteles verwendet zwar noch nicht den Begriff der Fiktion, liberalisiert aber den Gedanken der Mimesis, indem er auf das begrenzte Recht fiktionaler Konzepte der Dichter verweist. Weiterhin bleibt jedoch der Nachahmungsgrundsatz bestehen, und die Fiktion gilt lediglich als eine Transformation der Realität.5


5 Aristoteles: Die Poetik. Kap. 9: „Aus dem Gesagten ergibt sich auch, daß es nicht Aufgabe des Dichters ist mitzuteilen, was wirklich geschehen ist, sondern vielmehr, was geschehen könnte, d. h. das nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit oder Notwendigkeit Mögliche.“ (S. 29)

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Daher erfolgt eine Wertung als Bauernopfer.

Sichter
Guckar


[8.] Ts/Fragment 180 20 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-17 20:51:24 Schumann
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 180, Zeilen: 20-32
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 12, Zeilen: 14-26
Er hebt zwei Formen dichterischer Erfindung hervor: zum einen die in der politisch-juristischen Rede verwendete Gleichniserzählung „als narrative Entfaltung einer Wahrheit oder Moral“, die in der Tradition des „rhetorisch-poetischen Beweisverfahrens“ steht, und zum anderen die Fabeln und Gleichnisse, deren Stoffe Historien und Mythologien entstammen. Hier werden die Mimesis-Vorgaben gelockert und die „Dimension einer bedingten Wahrscheinlichkeit eingeführt“.101

Aristoteles’ Lehre bildet den theoretischen Bezugspunkt einer Nachahmungspoetik, die sich später zur Regelpoetik verengte: Der Dichter hat unter dem Gesichtspunkt der vernunftgemässen Gestaltung der Natur eine nachvollziehbare Fabel zu schreiben. Zunehmend zeigte sich die Tendenz, die Aufgabe der Dichtung in dem „Endzweck moralischer [Belehrung“ zu betrachten.102]


101 Harth/Gebhardt, Erkenntnis der Literatur, S. 28.
[102 Ebd.]

Für Aristoteles existieren zwei positive Bedeutungen dichterischer Erfindungen, die beide im Zeichen der Rhetorik-Tradition stehen. Zum einen nennt er die häufig in der politischen Rede verwendete „Gleichniserzählung als narrative Entfaltung einer Wahrheit oder Moral“, die in der Tradition des „rhetorisch-poetischen Beweisverfahrens“ steht. Die andere Bedeutung der dichterischen Erfindung sieht Aristoteles in den Erdichtungen von Fabeln und Gleichnissen, deren Stoffe Historien und Mythologien entstammen. Hierbei werden die starren Mimesisbestimmungen des Wahrscheinlichen und Angemessenen gelockert und die „Dimension einer bedingten Wahrscheinlichkeit eingeführt“.7

Die Nachahmungspoetik hat im wesentlichen weiterhin ihren theoretischen Bezugspunkt bei den aristotelischen Prinzipien, wenn auch die Natur nun nicht mehr wie in der Antike als „Entelechie [...]“, sondern meist „teleologisch, d. h. als zweckmäßig und vollkommen erschaffene Natur“8 verstanden wird. Der Dichter hat sich an der vernunftgemäßen Gestaltung der Natur zu orientieren und unter diesem Gesichtspunkt eine nachvoll[ziehbare Fabel zu schreiben. In der Regelpoetik zeigt sich zunehmend die Tendenz, die Aufgabe der Dichtung in dem „Endzweck moralischer Belehrung“ zu betrachten.]


7 Harth; Gebhardt: Erkenntnis der Literatur, S. 28.
[8 Ebd.]

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Daher erfolgt eine Wertung als Bauernopfer.

Sichter
Guckar


[9.] Ts/Fragment 200 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-17 20:55:44 Schumann
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 200, Zeilen: 1-8
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 39, 20, 16, Zeilen: 39: 4-7; 20: 9-14; 16: 16-19
[In seiner Monographie] Das Fiktive und das Imaginäre verwendet Wolfgang Iser, ein Vertreter der Rezeptionsästhetik, die Schlüsselbegriffe Inszenierung, Theatralität und Spiel.167 Er gründet den Begriff des Spiels auf die Differenz. Auch er schreibt dem literarischen Text keinen unmittelbaren Bezug zur Wirklichkeit zu, sondern bezeichnet das Reale als „Vielfalt der Diskurse“.168 Mit dem Einsatz des „Imaginären“ versucht Iser in seinem Entwurf einer literarischen Anthropologie eine Verbindung zwischen Realem und Fiktivem herzustellen.

167 Wolfgang Iser: Das Fiktive und das Imaginäre, Perspektiven literarischer Anthropologie, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1991, S. 35.
168 Ebd., S. 20.

[S. 39, Z. 4-7]

Wolfgang Iser fragt in seinen Ausführungen zum Fiktiven und Imaginären nach den Funktionen und Praktiken der fiktionalen Zeichenverwendung bei der Modellierung von Wirklichkeit. Die Schlüsselbegriffe, die Iser zur Beschreibung des literarischen Textes als „inszenierten Diskurs“81 verwendet, lauten: Inszenierung, Theatralität und Spiel.

[S. 20, Z. 9-14]

Wolfgang Iser gründet als Vetreter der Rezeptionsästhetik seinen Begriff des Spiels ebenfalls auf die Differenz. Auch Iser schreibt dem literarischen Text keinen unmittelbaren Bezug zur Wirklichkeit zu, sondern bezeichnet das Reale als „Vielfalt der Diskurse“.32 Das Spiel entsteht bei Iser durch das Ineinanderwirken von Realem und Imaginärem, wobei das Fiktive als Schnittstelle fungiert. Die Fiktion ist nicht der Gegenbegriff zur Realität, sondern läßt sich nur durch Relationen begreifen.

[S. 16, Z. 16-19]

Mit dem Einsatz des „Imaginären“ versucht Wolfgang Iser in seinem Entwurf einer literarischen Anthropologie zum Fiktiven und Imaginären, eine Verbindung zwischen Realem und Fiktivem herzustellen, worauf im weiteren Verlauf dieser theoretischen Explikationen noch ausführlicher einzugehen sein wird.


32 Iser: Das Fiktive und das Imaginäre, S. 20.
81 Iser: Das Fiktive und Imaginäre, S. 35.

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Daher erfolgt eine Wertung als Bauernopfer.

Sichter
Guckar


[10.] Ts/Fragment 200 12 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-17 20:56:12 Schumann
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 200, Zeilen: 12-14
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 13, Zeilen: 18-21
Nach Heinrich Plett kann Fiktionalisierung nicht einseitig als eine Leistung des Autor-Subjekts begriffen werden, da der „kommunikative Kontext die Referentialität eines Textzeichens verändern kann“.169

169 Heinrich Friedrich Plett: Textwissenschaft und Textanalyse, Semiotik, Linguistik, Rhetorik, 2. Aufl. Heidelberg: Quelle & Meyer 1979, S. 101. Vgl. auch Wolfgang Iser: Der Akt des Lesens, Theorie ästhetischer Wirkung, 4. Aufl. München: Wilhelm Fink 1994, v. a. Kap. IV (Interaktion von Text und Leser), S. 257–355.

Heinrich Plett und Wolfgang Iser zufolge kann Fiktionalisierung nicht einseitig als eine Leistung des Autor-Subjekts begriffen werden, da der „kommunikative Kontext die Referentialität eines Textzeichens verändern kann“.12

12 Plett: Textwissenschaft und Textanalyse, S. 101. Vgl. auch Iser: Der Akt des Lesens. Vor allem Kap. IV: „Interaktion von Text und Leser“, S. 257-355.

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Daher erfolgt eine Wertung als Bauernopfer.

Sichter
Guckar


[11.] Ts/Fragment 201 17 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-17 20:58:36 Schumann
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 201, Zeilen: 17-32
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 17, 13, Zeilen: 17: 1-10; 13: 21-24
Für Aleida Assmann stellt die Fiktion aus kommunikationstheoretischer Sicht ein System der Realität dar, wobei sie zwei Modellierungsebenen unterscheidet. Das primäre Modell ist die verbale Realität. Ihm weist sie einen kollektiven und impliziten Charakter zu, da es „Gemeinbesitz einer Kulturgemeinschaft in einer bestimmten historischen Epoche“ sei und dieser Gemeinbesitz eine „internalisierte und unbewußte“ Ausprägung besitze.174 Das sekundäre Modell ist die Fiktion. Es sei zum einen individuell, indem es „von einem bewußten und persönlichen Geist geschaffen wurde“, zum anderen explizit, da „es das unbewußte Weltbild in einem Meta-Diskurs verarbeitet“. Durch seine erklärenden Eigenschaften könne das sekundäre Modell auf das primäre Modell einwirken − „bestätigend oder verfremdend, reflexiv oder verändernd“.175 Assmann spricht der Fiktion Elemente der Täuschung oder Täuschungsabsicht ab. Im übrigen beklagt sie in der Diskussion zur Fiktionstheorie, die zum grössten Teil von der analytischen Sprachphilosophie, der linguistischen Pragmatik und der [Kommunikationstheorie geprägt sei, die mangelnde Berücksichtigung der Historizität bezüglich der Erscheinungsformen literarischer Fiktion.176]

174 Aleida Assmann: Die Legitimität der Fiktion, Ein Beitrag zur Geschichte der literarischen Kommunikation, München: Wilhelm Fink 1980, S. 16.
175 Ebd., S. 17.
[176 Ebd., S. 12 f.]

[S. 17, Z. 1-10]

Für Aleida Assmann, die die Fiktionalität aus kommunikationstheoretischer Sicht betrachtet, stellt die Fiktion ein System der Realität dar, wobei sie zwischen zwei Modellierungsebenen differenziert. Dem primären Modell, der verbalen Realität, weist sie einen kollektiven und impliziten Charakter zu, da es „Gemeinbesitz einer Kulturgemeinschaft in einer bestimmten historischen Epoche“ ist und dieser Gemeinbesitz eine „internalisierte und unbewußte“ Ausprägung besitzt.21 Das sekundäre Modell, die Fiktion, ist zum einen individuell, indem es „von einem bewußten und persönlichen Geist geschaffen wurde“, und es ist explizit, da „es das unbewußte Weltbild in einem Meta-Diskurs verarbeitet“. Durch diese erklärenden Eigenschaften kann das sekundäre Modell auf das primäre Modell Einfluß nehmen, „sei es bestätigend oder verfremdend, reflexiv oder verändernd“.22

[S. 13, Z. 21-24]

Aleida Assmann beklagt in der Diskussion zur Fiktionstheorie, die zum größten Teil von der analytischen Sprachphilosophie, der linguistischen Pragmatik und der Kommunikationstheorie geprägt ist, die mangelnde Berücksichtigung der Historizität bezüglich der Erscheinungsformen literarischer Fiktion.13


13 Assmann: Die Legitimität der Fiktion, S. 12-13.
21 Assmann: Die Legitimität der Fiktion, S. 16.
22 Ebd., S. 17

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Daher erfolgt eine Wertung als Bauernopfer.

Sichter
Guckar


[12.] Ts/Fragment 202 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-17 21:00:46 Schumann
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 202, Zeilen: 1-24
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 13, 17, 18, Zeilen: 13: 21-24; 17: 18-27; 18: 1-8
[Im übrigen beklagt sie in der Diskussion zur Fiktionstheorie, die zum grössten Teil von der analytischen Sprachphilosophie, der linguistischen Pragmatik und der] Kommunikationstheorie geprägt sei, die mangelnde Berücksichtigung der Historizität bezüglich der Erscheinungsformen literarischer Fiktion.176

Im Unterschied zu den hermeneutisch orientierten Literaturtheorien begreifen Strukturalismus und Poststrukturalismus die Handlung literarischer Werke, aber auch die darin enthaltenen Themen, Ideen, Überzeugungen, die „Botschaften“ des Autors, als Fiktion. Der russische Formalist Roman Jakobson trennt nicht streng zwischen Literatur und Nicht-Literatur. Er differenziert vielmehr zwischen der poetischen Funktion und anderen Funktionen der Sprache. Die poetische Funktion lasse sich dadurch charakterisieren, dass das „Prinzip der Äquivalenz von der Achse der Selektion auf die Achse der Kombination“177 übertragen werde, z. B. durch Wiederholungen von bestimmten Motiven und Strukturelementen. Jakobson plädiert für die „Autonomie der ästhetischen Funktion“.178 Er spricht von der „Poetizität“ eines Textes, wenn „das Wort als Wort und nicht als bloßer Repräsentant von Gegenständen oder als Gefühlsausbruch“ verstanden wird, da sonst die kognitive bzw. emotive Funktion des Wortes im Vordergrund stünde. Wörter und ihre Bestandteile seien nicht nur ein „indifferenter Hinweis auf die Wirklichkeit“, sondern erreichten ein „eigenes Gewicht“ und einen „selbständigen Wert“.179 Die poetische Funktion richte ihre Aufmerksamkeit eher auf die Materialität der Zeichen als auf die Kommunikation, woraus die Unabhängigkeit des Zeichens als eigenständiges Wertobjekt resultiere.


176 Ebd., S. 12 f.
177 Roman Jakobson: Poetik, Ausgewählte Aufsätze 1921–1971, hrsg. v. Elmar Holenstein/Tarcisius Schelbert, 3. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1993, S. 94.
178 Ebd., S. 67.
179 Ebd., S. 79.

[S. 13, Z. 21-24]

Aleida Assmann beklagt in der Diskussion zur Fiktionstheorie, die zum größten Teil von der analytischen Sprachphilosophie, der linguistischen Pragmatik und der Kommunikationstheorie geprägt ist, die mangelnde Berücksichtigung der Historizität bezüglich der Erscheinungsformen literarischer Fiktion.13

[S. 17, Z. 18-27]

Im Unterschied zu hermeneutisch orientierten Literaturtheorien begreifen die Vertreter des Strukturalismus und Poststrukturalismus nicht nur die Handlung literarischer Werke als Fiktion, sondern auch die darin enthaltenen Themen, Ideen, Überzeugungen, d. h. die sogenannten ’Botschaften‘ des Autors. Der russische Formalist Roman Jakobson zieht keine strenge Trennungslinie zwischen Literatur und Nicht-Literatur, sondern zwischen der poetischen und anderen Funktionen der Sprache. Die poetische Funktion lasse sich dadurch charakterisieren, daß das „Prinzip der Äquivalenz von der Achse der Selektion auf die Achse der Kombination“23 übertragen werde, z. B. durch Wiederholungen von bestimmten Motiven und Strukturelementen. Er plädiert für die „Autonomie der ästhetischen Funktion“ und verwirft den „Separatismus der

[S. 18, Z. 1-8]

Kunst“.24 Jakobson spricht von der „Poetizität“ eines Textes, wenn „das Wort als Wort und nicht als bloßer Repräsentant von Gegenständen oder als Gefühlsausbruch“ verstanden wird, da sonst die kognitive bzw. emotive Funktion des Wortes im Vordergrund stehen würde. Wörter und ihre Bestandteile, ihre Bedeutung sowie ihre äußere und innere Form seien nicht nur ein „indifferenter Hinweis auf die Wirklichkeit“, sondern erreichten ein „eigenes Gewicht“ und einen „selbständigen Wert“.25 Die poetische Funktion richte ihre Aufmerksamkeit eher auf die Materialität der Zeichen als auf die Kommunikation, woraus die Unabhängigkeit des Zeichens als eigenständiges Wertobjekt resultiere.


13 Assmann: Die Legitimität der Fiktion, S. 12-13.
23 Jakobson: Poetik, S. 94.
24 Ebd., S. 67.
25 Ebd., S. 79

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Daher erfolgt eine Wertung als Bauernopfer.

Sichter
Guckar


[13.] Ts/Fragment 203 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-17 21:03:42 Schumann
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 203, Zeilen: 1-21
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 18, 19, 15, Zeilen: 18: 11-17; 19: 24-29, 1-5; 15: 23-27
[Ferdinand de Saussure betrachtet komplexe Bedeutungssysteme in Abhängigkeit von der Anerkennung bestimmter Regeln, die ihre Recht]fertigung von den Bedürfnissen eines Systems und weniger von einem direkten oder „motivierten“ Bezug zu einer aussersystemischen Realität ableiten.181 Die Strukturalisten wenden sein Zeichenmodell mit der arbiträren Relation zwischen Zeichen und Material auf die Literatur an. Dass in ihm der Bezug zur aussersprachlichen Realität fehlt, nutzen manche Literaturtheoretiker, indem sie literarischen Werken eine eigene Zeichenwelt zuschreiben, deren Bedeutungen autonom sein und losgelöst von der Aussenwelt bestehen sollen.

Julia Kristeva weist den Zeichen erst in Kombination miteinander Bedeutung zu („II est COMBINATOIRE et en cela CORRELATIF: son sens resulte de la combinatoire à laquelle il participe avec les autres signes“).182 Wenn die Zeichen aber durch Abhängigkeit voneinander ihre Bedeutung erlangen, dann erlangt jeder Text, auch der „an sich“ nicht-fiktionale, Merkmale von Fiktionalität, da jeder Text voneinander abhängige Zeichen enthält.

Der amerikanische Sprachphilosoph John R. Searle spricht im Zusammenhang mit Fiktionen von Scheinbehauptungen. Der Autor gebe lediglich vor, illokutionäre Akte zu vollziehen. Er äussert Behauptungssätze ohne Vollzug des Sprechaktes der Behauptung. Aus diesem Ergebnis schliesst Searle, dass der fiktionale Text eine Erzählung ohne Wahrheitsanspruch sei.183


181 Vgl. Ferdinand de Saussure: Grundfragen der Allgemeinen Sprachwissenschaft [1915], hrsg. v. Charles Bally/Albert Sechehaye, Unter Mitwirkung v. Albert Riedlinger übersetzt v. Herman Lommel, 2. Aufl. Berlin: de Gruyter 1967, S. 80: „Das Wort ‚beliebig‘ […] soll besagen, daß es unmotiviert ist, d. h. beliebig im Verhältnis zum Bezeichneten, mit welchem es in Wirklichkeit keinerlei natürliche Zusammengehörigkeit hat.“
182 Julia Kristeva: Le texte du roman, Approche semiologique d’une structure discursive tranformationelle, The Hague: Mouton 1979, S. 35.
183 John R. Searle: Ausdruck und Bedeutung, Untersuchungen zur Sprechakttheorie, 3. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1990, S. 87–90.

[S. 18, Z. 11-17]

Diese Auffassung hängt mit dem Einfluß Ferdinand de Saussures zusammen, der komplexe Bedeutungssysteme in Abhängigkeit von der Anerkennung bestimmter Regeln betrachtet, die ihre Rechtfertigung von den Bedürfnissen eines Systems und weniger von einem direkten oder motivierten Bezug zu einer außersystemischen Realität ableiten.26 Das bedeutet in diesem Fall, daß die Strukturalisten das Zeichenmodell von de Saussure mit der der Arbitrarität unterworfenen Relation zwischen Zeichen und Material auf die Literatur anwenden.

[S. 18, Z. 24-29]

Da in de Saussures Zeichenmodell das Objekt bzw. der Bezug zur außersprachlichen Realität fehlt, nutzen viele Literaturtheoretiker diese Tatsache, indem sie in literarischen Werken eine eigene Zeichenwelt erkennen, deren Bedeutungen losgelöst von der Außenwelt, also auch vom Autor, bestehen. Durch Julia Kristeva wird der erweiterte Fiktionsbegriff untermauert, weil sie noch einen Schritt weitergeht und den Zeichen erst in Kombination miteinander ihre Bedeutung

[S. 19, Z. 1-5]

zuweist („Il est COMBINATOIRE et en cela CORRÉLATIF: son sens résulte de la com-binatoire à laquelle il participe avec les autres signes“.),27 wodurch der literarische Text sozusagen einer doppelten Fiktionalität unterliegt. Wenn die Zeichen durch Abhängigkeit voneinander ihre Bedeutung erlangen, dann besitzt dementsprechend auch der üblicherweise nicht-fiktionale Text, der auf die Realität verweist, Merkmale von Fiktionalität.

[S. 15, Z. 23-27]

Im Zusammenhang mit der Fiktionalität spricht der amerikanische Sprachphilosoph J. R. Searle von Scheinbehauptungen, d.h. der Autor gibt lediglich vor, illokutionäre Akte zu vollziehen. Der Autor äußert demnach Behauptungssätze ohne Vollzug des Sprechaktes der Behauptung. Aus diesem Ergebnis schlußfolgert Searle, daß der fiktionale Text eine Erzählung ohne Wahrheitsanspruch ist.18


18 Searle: Ausdruck und Bedeutung, S. 87-90.
26 Vgl. de Saussure: Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft: „Das Wort ’beliebig‘ [...] soll besagen, daß es unmotiviert ist, d. h. beliebig im Verhältnis zum Bezeichneten, mit welchem es in Wirklichkeit keinerlei natürliche Zusammengehörigkeit hat.“ (S. 80)
27 Kristeva: Le texte du roman, S. 35.

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Daher erfolgt eine Wertung als Bauernopfer.

Sichter
Guckar


[14.] Ts/Fragment 204 05 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-17 21:07:24 Schumann
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 204, Zeilen: 5-32
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 19, 20, Zeilen: 19: 8-28; 20: 15-29
Die radikalste Ausprägung des Fiktionsbegriffs nimmt der Dekonstruktivist Jacques Derrida vor. Er lehnt die Logik der Intention ab und polemisiert gegen Searles Fiktionstheorie.186 Er leugnet die Existenz eines „Text-Äußeren“ und eines „transzendentalen Signifikats“. Sein Erkenntnisinteresse zielt auf die Geschlossenheit der Texte.187 Während die Wirklichkeitsmodelle der anderen strukturalistischen Richtungen in der Regel irgendeinen Bezug zur objektiven Realität kennen, erklärt Derrida diese Modelle zu willkürlichen Fiktionen. Seine Schlüsselkonzepte, „Schrift“ und „Differenz“, wenden sich gegen die „Illusion“ einer unmittelbar gegebenen, in Sprache vermittelten Wirklichkeit. Die Negierung einer extratextuellen Referenz und damit einer (mimetischen) Relation zwischen Text und aussertextlicher Realität führt nach Derrida zur Lösung von den Strukturen eines vereindeutigenden Systemdenkens und zur „Rückkehr zum diffusen und vieldimensionierten Denken“.188

Der Dekonstruktivist Paul de Man hat Fiktionalität in Verbindung mit Poetizität besonders anhand von Autobiographien untersucht. Er bestimmt das „figurative“ Sprechen als Spezifikum der Poesie. Dichtung unterscheide sich von der Sprache des Alltags nur durch die rhetorische und figurative Sprache.189 De Man betont das autonome Potential der Sprache und ihre Eigendynamik in der literarischen Rede als die wichtigsten Kennzeichen von Literarizität. Als stilbildendes Merkmal poetischer Ausdrucksweise hebt er die Verwendung von Worten in übertragener und uneigentlicher Bedeutung hervor. Wie Oscar Wilde die Prägung des Lebens durch die Kunst behauptet hat, fragt de Man, ob wir mit Gewissheit davon ausgehen könnten, dass das Leben die Autobiographie beeinflusse, und nicht umgekehrt. Er bezweifelt die absolute mimetische Relation der autobiographischen Redefigur zum Referenzobjekt, da sie nur eine mögliche „Art der Figuration unter [anderen“190 sei.]


186 Searle, The Logical Status of Fictional Discourse.
187 Jacques Derrida: Grammatologie, 7. Aufl. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1998, S. 85, 274.
188 Ebd., S. 154.
189 de Man, Allegorien des Lesens, S. 40.
190 Paul de Man: Autobiographie als Maskenspiel, in: Paul de Man: Die Ideologie des Ästhetischen, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1993, S. 133.

[S. 19, Z. 8-28]

Bei Jacques Derrida, dem führenden Vertreter des Dekonstruktivismus, finden wir die radikalste Ausprägung des Fiktionsbegriffs. Derrida leugnet die Existenz eines „Text-Äußeren“ und eines „transzendentalen Signifikats“, und somit konzentriert sich sein Erkenntnisinteresse auf die Geschlossenheit der Texte.28 Alle anderen strukturalistischen Richtungen, mit Ausnahme des ontologischen Strukturalismus, bleiben einem Realitätsmodell verhaftet, das nicht durch eine völlige Beziehungslosigkeit zur objektiven Realität gekennzeichnet ist. Erst Derrida erklärt die Realitätsmodelle zu willkürlichen Fiktionen und widerspricht damit auch de Saussure, dessen Vorstellung von der Arbitrarität des Zeichens nie die Vorstellung einer fundamentalen Beziehungslosigkeit des Signifikanten zum „transzendentalen Signifikat“ beinhaltete.

Die Schlüsselkonzepte Derridas, „Schrift“ und „Differenz“, wenden sich gegen die Illusion einer unmittelbar gegebenen und in Sprache vergegenwärtigten Wirklichkeit, gegen die Illusion der Identität zwischen Signifikant und Signifikat und des Subjekts mit sich selbst. Die Negierung einer extratextuellen Referenz und damit das Ende der mimetischen Relationen zwischen Texten und einer objektiven Realität, an deren Stelle ein fiktionales Weltmodell tritt, führt zu einer Loslösung von Zwangsstrukturen eines vereindeutigenden Systemdenkens und somit zur „Rückkehr zum diffusen und vieldimensionierten Denken“,29 welches insofern als arbiträr gelten kann, als es sich nicht von objektiven Sinnzusammenhängen oder Wirklichkeitsmodellen überprüfen läßt, sondern diese als Fiktionen zu enthüllen sucht. Die Abkehr von der Realität führt in der Konsequenz dazu, daß Zeichen eines Textes immer nur auf andere Zeichen verweisen.

[S. 20, Z. 15-29]

Wichtige Hinweise der poststrukturalistischen Betrachtungsweise zum Begriff der Fiktion finden wir bei dem Dekonstruktivisten Paul de Man. Seine Auffassung von Fiktionalität in Verbindung mit Poetizität hat de Man besonders am Beispiel der Autobiographie untersucht. Er begreift die Fiktion nicht als Redestatus, sondern bestimmt stattdessen das „figurative“ Sprechen als Spezifikum der Poesie. Auf der rhetorischen und figurativen Ebene der Texte versucht er, durch sein dekonstruktivistisches Verfahren Bedeutungsnuancen aufzuzeigen. Dichtung unterscheidet sich seiner Meinung nach von der Sprache des Alltags nur durch die rhetorische und figurative Sprache.33 Er betont das autonome Potential der Sprache und ihre Eigendynamik in der literarischen Rede als die wichtigsten Kennzeichen der Literarizität. Als stilbildenes Merkmal poetischer Ausdrucksweise hebt er die Verwendung von Worten in übertragener und uneigentlicher Bedeutung hervor. Außerdem verunsichere Literarizität das Bemühen der Leser auf der Suche nach dem Subjekt und seinem Sinn hinter dem Text, wodurch Folgen für den Status und die Interpretation der Autobiographie entstehen. De Man überlegt, ob wir wirklich mit Gewißheit davon ausgehen können, daß das Leben die Autobiographie beeinflußt und nicht umgekehrt. Er zwei[felt an der bedingungslosen mimetischen Bezogenheit der autobiographischen Redefigur auf das Referenzobjekt, da die mimetische Relation nur eine mögliche „Art der Figuration unter anderen“34 sei.]


28 Derrida: Grammatologie, S. 85; 274.
29 Ebd., S. 154
30 Pross; Wildgruber: Dekonstruktion. In: Arnold; Detering: Grundzüge der Literaturwissenschaft, S. 417.
31 Derrida: Die Schrift und die Differenz, S. 424.
32 Iser: Das Fiktive und das Imaginäre, S. 20.
33 de Man: Allegorien des Lesens, S. 40.
34 de Man: Autobiographie als Maskenspiel. In: Die Ideologie des Ästhetischen, S. 133.
35 Ebd., S. 132.
36 Ebd., S. 133.

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Daher erfolgt eine Wertung als Bauernopfer.

Sichter
Guckar


[15.] Ts/Fragment 205 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-17 21:08:56 Schumann
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 205, Zeilen: 1-14
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 21, 13, Zeilen: 21: 1-11; 13: 11-16
[Er bezweifelt die absolute mimetische Relation der autobiographischen Redefigur zum Referenzobjekt, da sie nur eine mögliche „Art der Figuration unter] anderen“190 sei. Ausserdem müsse man die Autobiographie als eine „Lese- oder Verstehensfigur“ begreifen, die allen Texten inhärent sei. Ist es wirklich so, dass das autobiographische Schreiben „von der Referenz auf dieselbe Weise abhängt wie ein Photograph von seinem Objekt oder ein (realistisches) Gemälde von seinem Modell“?191 De Man kommt zum Schluss, dass „die Unterscheidung zwischen Fiktion und Autobiographie also keine Frage des Entweder-Oder zu sein scheint, sondern unentscheidbar“192 sei.

Roman Ingarden versuchte die fiktionale Literatur aus phänomenologischer und ontologischer Sicht zu rechtfertigen. Er verstand einen Aussagesatz in einem literarischen Werk als Urteilssatz, dessen dargestellter Sachverhalt nicht „rein intentional“, sondern „als ein in einer dem Urteil gegenüber seinsunabhängigen Seinssphäre verwurzelter Sachverhalt“ zu begreifen sei, der „tatsächlich besteht“.193


190 Paul de Man: Autobiographie als Maskenspiel, in: Paul de Man: Die Ideologie des Ästhetischen, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1993, S. 133.
191 Ebd., S. 132.
192 Ebd., S. 133.
193 Roman Ingarden: Das literarische Kunstwerk, 4. Aufl. Tübingen: Niemeyer 1972, S. 171.

[S. 21, Z. 1-11]

[Er zwei]felt an der bedingungslosen mimetischen Bezogenheit der autobiographischen Redefigur auf das Referenzobjekt, da die mimetische Relation nur eine mögliche „Art der Figuration unter anderen“34 sei. Zugleich müsse man die Autobiographie als eine „Lese- oder Verstehensfigur“ begreifen, die allen Texten inhärent ist und damit die Illusion widerlegt, das Referenzobjekt könne strikt von der Fiktion abgegrenzt sein. De Man wirft die Frage auf, ob das autobiographische Schreiben wirklich „von der Referenz auf dieselbe Weise abhängt wie ein Photograph von seinem Objekt oder ein (realistisches) Gemälde von seinem Modell“.35 Daraus schlußfolgert er, daß „die Unterscheidung zwischen Fiktion und Autobiographie also keine Frage des Entweder-Oder zu sein scheint, sondern unentscheidbar“ ist.36 Das Problem der Autobiographie ist bei ihm in der rhetorischen Struktur der Sprache selbst involviert.

[S. 13, Z. 11-16]

Roman Ingarden versucht, die Literatur als Fiktion aus phänomenologischer und ontologischer Sicht zu rechtfertigen, indem er einen Aussagesatz in einem literarischen Werk als Urteilssatz versteht, dessen dargestellter Sachverhalt nicht „rein intentional“, sondern „als ein in einer dem Urteil gegenüber seins-unabhängigen Seinssphäre verwurzelter Sachverhalt“ zu begreifen ist, der „tatsächlich besteht“.10


10 Ingarden: Das literarische Kunstwerk, S. 171.
34 de Man: Autobiographie als Maskenspiel. In: Die Ideologie des Ästhetischen, S. 133.
35 Ebd., S. 132.
36 Ebd., S. 133.

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Daher erfolgt eine Wertung als Bauernopfer.

Sichter
Guckar


[16.] Ts/Fragment 206 20 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-17 21:10:11 Schumann
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 206, Zeilen: 20-23
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 41, Zeilen: 13-19
Einen diskursanalytischen Weg beschritt Stephen Greenblatt, der den New Historicism bzw. Cultural Poetics entscheidend mitbestimmte. In seiner Studie Verhandlungen mit Shakespeare202 vernetzte er die Texte des englischen Dramatikers mit historischen Quellen des elisa[bethanischen Zeitalters und versuchte so, Shakespeares Texte in ihrem zeitgenössischen Umfeld zu betrachten.]

202 Stephen Greenblatt: Verhandlungen mit Shakespeare, Innenansichten der englischen Renaissance, Aus dem Amerikanischen v. Robin Cackett, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 1993 [= Fischer Literaturwissenschaft 11001]. Vgl. auch Moritz Baßler [Hrsg.]: New Historicism, Literaturgeschichte als Poetik der Kultur, Mit Beiträgen v. Stephen Greenblatt, Louis Montrose u. a., Mit Einleitung und Auswahlbibliographie, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 1995 [= Fischer Taschenbuch Wissenschaft 11589]; Roland S. Kamzelak [Hrsg.]: „Historische Gedächtnisse sind Palimpseste“, Hermeneutik, Historismus, New Historicism, Cultural Studies, Festschrift zum 70. Geburtstag von Gotthart Wunberg, Paderborn: Mentis 2001.

Einer dieser neuen diskursanalytischen Wege wurde von Stephen Greenblatt beschritten, der den sogenannten New Historicism bzw. Cultural Poetics entscheidend mitbestimmte. In seiner wegweisenden Studie Verhandlungen mit Shakespeare vernetzt er die Texte des englischen Dramatikers mit historischen Quellen des elisabethanischen Zeitalters und versucht auf diese Weise, Shakespeares Texte in ihrem zeitgenössischen Umfeld zu betrachten und die Teilmengen von Text und Text-Äußerem offenzulegen.
Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Daher erfolgt eine Wertung als Bauernopfer.

Siehe Fortsetzung: Fragment 207 01.

Sichter
Guckar, Hindemith (PlagKat)


[17.] Ts/Fragment 207 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-17 21:11:30 Schumann
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 207, Zeilen: 1-4
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 41, Zeilen: 15-21
[In seiner Studie [...] mit historischen Quellen des elisa]bethanischen Zeitalters und versuchte so, Shakespeares Texte in ihrem zeitgenössischen Umfeld zu betrachten. Seine textkritische Methode richtet sich vor allem gegen textimmanente und ahistorische Interpretationsmethoden. In seiner wegweisenden Studie Verhandlungen mit Shakespeare vernetzt er die Texte des englischen Dramatikers mit historischen Quellen des elisabethanischen Zeitalters und versucht auf diese Weise, Shakespeares Texte in ihrem zeitgenössischen Umfeld zu betrachten und die Teilmengen von Text und Text-Äußerem offenzulegen.

Diese textkritische Methode richtet sich vor allem gegen textimmanente und ahistorische Interpretationstechniken.

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Daher erfolgt eine Wertung als Bauernopfer.

Fortsetzung der Übernahme aus Fragment 206 20.

Sichter
Guckar, Hindemith (PlagKat)


[18.] Ts/Fragment 207 16 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-17 21:12:15 Schumann
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 207, Zeilen: 16-29
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 16, Zeilen: 2-14
Petersen spricht die Dichtung also von jedem Schein frei, weil sie nicht vorgebe, Wirkliches als Wirkliches zu behaupten. Stattdessen liege einfach ein bestimmter Sprachstatus vor, der vom Rezipienten sofort als solcher erkannt und demzufolge als Fiktion anerkannt werde. Die Wirklichkeitsaussagen seien gekennzeichnet durch den Anspruch auf Richtigkeit, während die poetischen Aussagen das Moment der Unmittelbarkeit implizierten. Die Wahrheit der poetischen Aussagen schliesse real Unmögliches ein oder übersteige es noch und präsentiere es als poetisch seiend und wahr. Ausserdem sei Fiktion kein konstitutives Element von Fiktionalaussagen und könne demzufolge nicht als Kriterium zur Abgrenzung von diesen gegenüber Realaussagen dienen. Ein doppeltes Sprachbewusstsein, das „Fiktionalbewußtsein“ und das „Realbewußtsein“, versetze uns in die Lage, dieselbe Aussage situationsabhängig als fiktional bzw. real einzustufen. Er spricht die Dichtung von jedem Schein frei, weil sie nicht vorgibt, Wirkliches als Wirkliches zu behaupten oder Wirklichkeitsaussagen nachzuahmen. Stattdessen liege einfach ein bestimmter Sprachstatus vor, der vom Rezipienten sofort als solcher erkannt und demzufolge als Fiktion anerkannt wird. Laut Petersen sind die Wirklichkeitsaussagen durch den Anspruch auf Richtigkeit gekennzeichnet, während die poetischen Aussagen das Moment der Unmittelbarkeit implizieren. Die Wahrheit der poetischen Aussagen schließe real Unmögliches ein bzw. übersteige es noch und präsentiere es als poetisch seiend, als (poetisch und unmittelbar) wahr. Die Fiktion sei außerdem kein konstitutives Element von Fiktionalaussagen und könne demzufolge nicht als Kriterium zur Abgrenzung von diesen gegenüber Realaussagen dienen. Petersen geht von einem doppelten Sprachbewußtsein aus, dem Fiktionalbewußtsein und dem Realbewußtsein, welches uns in die Lage versetzt, die gleiche Aussage situationsabhängig als real bzw. fiktional einzustufen.
Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Daher erfolgt eine Wertung als Bauernopfer.

Sichter
Guckar


[19.] Ts/Fragment 209 24 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-17 21:15:23 Schumann
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 209, Zeilen: 24-31
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 23, 198, Zeilen: 23: 3-8; 198: 3-8
Seit der Antike ist Simulation meist im Rahmen des Begriffspaars simulatio-dissimulatio betrachtet worden, ursprünglich lediglich auf der rhetorischen Ebene. Simulation und Dissimulation verhalten sich als positiver und negativer Akt komplementär zueinander: Beim negativen Akt der Dissimulation wird etwas Wahres verborgen (So-tun-als-ob-nicht), bei der Simulation wird etwas Falsches vorgetäuscht (So-tun-als-ob). Diese Doppelung galt dann auch über die Rhetorik hinaus. In der höfischen Kultur der Renaissance war die Verklammerung beider [Strategien Programm.] [S. 23, Z. 3-8]

Von der Antike bis zur Moderne sind Simulation und Dissimulation immer im Zusammenhang betrachtet worden, da sie sich als positiver und negativer Akt komplementär zueinander verhalten. Parodoxerweise sind die beiden Phänomene nur aufgrund dieser Tatsache eindeutig voneinander zu trennen: Beim negativen Akt der Dissimulation wird etwas Wahres verborgen (So-tun-als-ob-nicht), dagegen täuscht der Simulant etwas Falsches vor (So-tun-als-ob).

[S. 198, Z. 3-8]

7. In der Rhetorik unterscheidet man zwischen den Begriffen Simulation und Dissimulation. Beide Termini verhalten sich als positiver und negativer Akt komplementär zueinander. Während beim negativen Akt der Dissimulation etwas Wahres verborgen wird (So-tun-als-ob-nicht), täuscht der Simulant etwas Falsches vor (So-tun-als-ob). Vor allem in der höfischen Kultur der Renaissance war die Verklammerung beider Strategien Programm.

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Das Fragment hat Übereinstimmungen mit beiden Bereichen - bei größeren Ähnlichkeiten mit dem Abschnitt aus S. 198. Gleichwohl hier nur Wertung als Bauernopfer.

Sichter
Guckar


[20.] Ts/Fragment 210 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-16 18:04:40 Schumann
Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 210, Zeilen: 1-3
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 198, Zeilen: 6-10
[In der höfischen Kultur der Renaissance war die Verklammerung beider] Strategien Programm. Ein Höfling musste nicht nur ein guter Verstellungskünstler sein, sondern auch die Dissimulation anzuwenden wissen. Vor allem in der höfischen Kultur der Renaissance war die Verklammerung beider Strategien Programm. Ein Höfling mußte nicht nur ein guter Verstellungskünstler sein, sondern auch wiederum die Taktik der Dissimulation anwenden, um nicht als Simulant enttarnt zu werden.
Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Der Vf. greift auf Text außerhalb des ausgewiesenen Bereiches zu, daher die Wertung als Verschleierung.

Sichter
Guckar


[21.] Ts/Fragment 210 03 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-17 21:18:56 Schumann
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 210, Zeilen: 3-12
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 23, 10, 27, Zeilen: 23: 8-12; 10: 25-28; 27: 5-7
Man kann dabei zwischen den Stärkegraden der Figuren differenzieren. Wolfgang G. Müller bemerkt, „daß die simulatio, z. B. bei den Verstellungskünstlern auf der Bühne, vielfach spektakulärer hervortritt als die dissimulatio und daß der Fiktionalisierungsgrad der Verstellung in der simulatio in der Regel höher ist als in der dissimulatio“.208

Durch ihre Anwendung in der Computertechnologie entwickelte sich die Simulation im 20. Jahrhundert zu einer eigenständigen und relevanten Kategorie in der Ästhetik. Der kybernetische Simulationsbegriff ist komplex und geht deutlich über die Bedeutung der Vortäuschung und Inszenierung hinaus.209


208 Wolfgang G. Müller: Ironie, Lüge, Simulation, Dissimulation und verwandte rhetorische Termini, in: Zur Terminologie der Literaturwissenschaft, Akten des IX. Germanistischen Symposions der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Würzburg 1986, hrsg. v. Christian Wagenknecht, Stuttgart: Metzler 1988, S. 189–208, 196.
209 Vgl. Roger D. Smith: Simulation, in: Encyclopedia of Computer Science, hrsg. v. Anthony Ralston/Edwin D. Reilly/David Hemmendinger, 4. Aufl. New York: Nature Publishing Group 2000, S. 1578–1587, 1578.

[S. 23, Z. 8-12]

Zusätzlich wird verschiedentlich versucht, zwischen den Stärkegraden der Figuren zu differenzieren. Wolfgang G. Müller konstatiert,

[...] daß die simulatio, z. B. bei den Verstellungskünstlern auf der Bühne, vielfach spektakulärer hervortritt als die dissimulatio und daß der Fiktionalisierungsgrad der Verstellung in der simulatio in der Regel höher ist als in der dissimulatio.39

[S. 10, Z. 25-28]

Erst im Strukturalismus Roland Barthes’ fand die Simulation Eingang in die Literaturtheorie und entwickelte sich durch ihre Anwendung in der Computertechnologie zu einer eigenständigen und relevanten Kategorie in der Ästhetik.

[S. 27, Z. 5-7]

Bei einer näheren Betrachtung des reinen kybernetischen Simulationsbegriffs läßt sich eine Komplexität konstatieren, die weit über die Bedeutung der Vortäuschung und Inszenierung hinausgeht: [...]


39 Müller: Ironie, Lüge, Simulation, Dissimulation und verwandte rhetorische Termini. In: Zur Terminologie der Literaturwissenschaft, S. 196.

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Daher erfolgt eine Wertung als Bauernopfer.

Sichter
Guckar


[22.] Ts/Fragment 210 26 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-17 21:19:56 Schumann
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 210, Zeilen: 26-28
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 10, Zeilen: 28-29
Seit dem französischen Theoretiker Jean Baudrillard bezeichnet Simulation die mit der Ausbreitung technischer Medien einhergehende überhandnehmende Macht verselbständigter Zeichenprozesse. Seit den zugespitzten Thesen des französischen Theoretikers Jean Baudrillard wird die Simulation nicht mehr als unzulänglicher Abbildungsmodus aufgefaßt, sondern bezeichnet [die mit der Ausbreitung technischer Medien einhergehende überhandnehmende Macht verselbständigter Zeichenprozesse.]
Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Daher erfolgt eine Wertung als Bauernopfer.

Sichter
Guckar


[23.] Ts/Fragment 211 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-17 21:23:01 Schumann
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 211, Zeilen: 1-28
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 34, 35, 26, 35, 36, Zeilen: 34: 23-25; 35: 7-8; 26: 1-3, 30-32; 35: 18-29; 26: 19-28
[Es existieren] nurmehr Zeichenwelten, die nur noch innerhalb der Simulationen agieren.211 Das Reale wird hyperrealisiert. Die Simulation generiert sich aus dem Realen ohne Ursprung oder Realität.212 Baudrillard spricht von der Auflösung der Dichotomie zwischen Realität und Irrealität und proklamiert die künstliche Zeichenwelt des an die Stelle von Wirklichkeit tretenden automatisch produzierten Simulakrums. In der „Hyperrealität“ der modernen Konsumgesellschaft verschmölzen die traditionellen Oppositionen von Ursache und Wirkung, Ursprung und Ziel, Realität und Fiktion, Wahrem und Falschem.213 Gegen Hegel gerichtet hält Baudrillard die Durchbrechung von „Schein und Täuschung dieser schlechten, vergänglichen Welt“214 im postmodernen Zeitalter nicht mehr für möglich, weil die Werte zerfallen:
Das Zeitalter der Simulation wird überall eröffnet durch die Austauschbarkeit des Schönen und Häßlichen in der Mode, der Linken und der Rechten in der Politik, des Wahren und Falschen in allen Botschaften der Medien, des Nützlichen und Unnützen auf der Ebene der Gegenstände, der Natur und Kultur auf allen Ebenen der Signifikation.215

Das Simulakrum ist hier also etwas Unwirkliches, das den Platz des Wirklichen einnimmt. Die moderne Gesellschaft schafft sich ihre eigene Wirklichkeit. Nach dem Tod Gottes gebe es auch kein Äquivalent mehr, das die virtuelle Welt verifizieren könnte, was Baudrillard zu apokalyptischen Schlüssen führt:

Wir werden also die gegebene Welt liquidieren müssen. Wir werden sie zerstören müssen, indem wir sie durch eine künstliche, durch und durch konstruierte Welt ersetzen, für die wir niemandem Rechenschaft schulden werden. Daher diese gigantische technische Eliminierung der realen Welt in all ihren Formen. Alles Natürliche wird aufgrund dieser symbolischen Regel der Gegengabe und des unmöglichen Tauschs völlig negiert werden.216

211 Jean Baudrillard: Der symbolische Tausch und der Tod, München: Matthes & Seitz 1991, S. 79.
212 Vgl. Jean Baudrillard: Agonie des Realen, Berlin: Merve 1978, S. 8.
213 „Die Irrealität ist nicht mehr die eines Traums oder Phantasmas, eines Diesseits oder Jenseits, es ist die Irrealität einer halluzinierenden Ähnlichkeit des Redens mit sich selbst.“ (Baudrillard, Der symbolische Tausch und der Tod, S. 114).
214 Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Vorlesungen über die Ästhetik I, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1970, S. 22.
215 Baudrillard, Der symbolische Tausch und der Tod, S. 20 f. 216 Jean Baudrillard: Der unmögliche Tausch, Berlin: Merve 2000, S. 23.

[S. 34, Z. 23-25]

Es existieren nunmehr Zeichenwelten, die keinen Referenten mehr besitzen, sondern nur noch innerhalb der Simulationen agieren und den Zugang zur sinnlichen oder unmittelbaren Wahrnehmung der Welt versperren.

[S. 35, Z. 7-8]

Es findet eine Hyperrealisierung des Realen statt. Die Simulation generiert sich aus dem Realen ohne Ursprung oder Realität: [...]70

[S. 26, Z. 1-3]

Jean Baudrillard schwingt sich daran anschließend zu einer Generalisierung dieses Problems auf, wenn er von der Auflösung der Dichotomie zwischen Realität und Irrealität spricht und die künstliche Zeichenwelt, das Simulakrum, proklamiert.

[S. 26, Z. 30-32]

Er geht mit seiner hypothetischen Definition der Simulation so weit, daß er sagt, in der „Hyperrealität“ der modernen Konsumgesellschaft verschmelzen die traditionellen Oppositionen von Ursache und Wirkung, Ursprung und [Ziel, Realität und Fiktion sowie Wahrem und Falschem.48]

[S. 35, Z. 18-29]

Baudrillard, der in seiner Theorie des „symbolischen Tausches“ die Austauschbarkeit des Tauschwerts und Gebrauchswerts erklärt, hält im antihegelianischen Sinne die Durchbrechung von „Schein und Täuschung dieser schlechten, vergänglichen Welt“71 aufgrund der sich auflösenden Wertsetzungen im postmodernen Zeitalter nicht mehr für möglich:

Das Zeitalter der Simulation wird überall eröffnet durch die Austauschbarkeit des Schönen und Häßlichen in der Mode, der Linken und der Rechten in der Politik, des Wahren und Falschen in allen Botschaften der Medien, des Nützlichen und Unnützen auf der Ebene der Gegenstände, der Natur und Kultur auf allen Ebenen der Signifikation.72

Für Baudrillard bedeutet das Simulakrum also keine Illusion, die früher oder später an der Wirklichkeit zerbrechen wird, sondern etwas Irreales, das den Platz des Wirklichen einnimmt und ohne Folgen mit seinem Widerpart ausgewechselt werden kann.

[S. 36, Z. 19-28]

Die logische Konsequenz daraus zeigt sich in der apokalyptischen Quintessenz von Baudrillards Überlegungen, die nur in Form des symbolischen Todestausches bzw. des „unmöglichen Tausches“ ihre Bestätigung finden. Nach dem Tod Gottes gebe es für unsere Welt kein Äquivalent mehr, das die virtuelle Welt verifizieren könnte.

Wir werden also die gegebene Welt liquidieren müssen. Wir werden sie zerstören müssen, indem wir sie durch eine künstliche, durch und durch konstruierte Welt ersetzen, für die wir niemandem Rechenschaft schulden werden. Daher diese gigantische technische Eleminierung [sic] der realen Welt in all ihren Formen. Alles Natürliche wird aufgrund dieser symbolischen Regel der Gegengabe und des unmöglichen Tauschs völlig negiert werden.75

48 „Die Irrealität ist nicht mehr die eines Traums oder Phantasmas, eines Diesseits oder Jenseits, es ist die Irrealität einer halluzinierenden Ähnlichkeit des Reden [sic] mit sich selbst.“ (Baudrillard: Der symbolische Tausch mit dem Tod, S. 114)
69 Baudrillard: Der symbolische Tausch und der Tod. München, S. 79.
70 Ebd., S. 8.
71 Hegel: Vorlesungen über die Ästhetik I, S. 22. 72 Baudrillard: Der symbolische Tausch und der Tod, S. 20-21.
75 Baudrillard: Der unmögliche Tausch, S. 23.

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Daher erfolgt eine Wertung als Bauernopfer.

Sichter
Guckar


[24.] Ts/Fragment 212 10 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-17 21:26:08 Schumann
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 212, Zeilen: 10-31
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 24, 25, 13, 14, Zeilen: 24: 23-25; 25: 6-19; 13: 25-27; 14: 3-8
Barthes verstand die Simulation ähnlich wie in der Kybernetik als einen Prozess der Modellierung, bei dem der Text einer experimentellen Veränderung unterworfen werde, so dass etwas ganz Neues entstehe.<sup<217 Der „strukturale Mensch“ zerlege das gegebene Objekt und setze es wieder zusammen, so dass sich eine Struktur ergebe, die das „Simulakrum“ dieses Objekts darstelle. Zwischen dem Text und der strukturalistischen Tätigkeit bilde sich etwas „Neues […], das Simulacrum, […] der dem Objekt zugefügte Intellekt“.218

Der französische Neomarxist Henri Lefebvre griff Barthes’ These auf. Er verstand Simulation und Simulakrum als Kennzeichen eines historischen Zustands der Philosophie, in dem sich die Kategorie der „Wahrheit“ in der Analogie eines Objekts und seiner Simulation auflöse.219

Nach Andreas Kablitz und Gerhard Neumann ist die „historisch betrachtet […] fortschreitende Emanzipation poetischer Wirklichkeitsdarstellung von der Frage nach ihrem Verhältnis zu dieser Wirklichkeit“220 von ausgesprochener Relevanz für die Beurteilung des Simulationsbegriffs. Er soll die gesamte Gesellschaftssituation charakterisieren und alle Bereiche des Lebens berühren. Nach Kablitz/Neumann verliert unsere Welt an Wirklichkeit. An ihre Stelle sei die „Maschinerie einer Produktion von Simulakren“ getreten, wodurch der Unterschied zwischen der „wahren“ und der „künstlichen“ Welt ver[schwinde.221]


<sup<217 Roland Barthes: Die strukturalistische Tätigkeit, in: Günther Schiwy [Hrsg.]: Der französische Strukturalismus, Reinbek: Rowohlt 1969, S. 153–158, 154.
<sup<218 Ebd.
<sup<219 Henri Lefebvre: Metaphilosophie, Prolegomena, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1975, S. 216 f.
<sup<220 Andreas Kablitz/Gerhard Neumann [Hrsg.]: Mimesis und Simulation, Freiburg/Bg.: Rombach 1998, S. 12.
<sup<221 Ebd., S. 13.
<sup<222 Ebd., S. 13.

[S. 24, Z. 23-25]

Als erstes gab es jedoch im französischen Strukturalismus, nämlich im Werk von Roland Barthes, einen Adaptationsversuch des Simulationsbegriffs. Von ihm wird die Simulation ähnlich wie in der Kybernetik42 als ein Prozeß der Modellierung verstanden, bei [dem der Text einer experimentellen Veränderung unterworfen wird, so daß etwas ganz Neues entsteht.]

[S. 25, Z. 6-19]

Der „strukturale Mensch“ zerlegt das gegebene Objekt und setzt es wieder zusammen, so daß eine Struktur entsteht, die das Simulakrum dieses Objektes darstellt, so Barthes. Zwischen diesen beiden Gegenständen, dem Text und der strukturalistischen Tätigkeit, bilde sich etwas „Neues [...], das Simulacrum, [...] der dem Objekt zugefügte Intellekt“. [...] Der französische Neomarxist Henri Lefèbvre greift diese Aussagen auf, in der Hoffnung, eine Möglichkeit gefunden zu haben, einer philosophischen Theorie vollständig entsagen zu können und an deren Stelle die „Praxis“ zu setzen. [...] Er begreift Simulation und Simulakrum als Kennzeichen eines historischen Zustands der Philosophie, in dem die Kategorie der ’Wahrheit‘ sich in der Analogie eines Objekts und seiner Simulation auflöst: [...]

[S. 13, Z. 25-27]

Nach Ausführungen von Andreas Kablitz und Gerhard Neumann ist die Eigenschaft mimetischer Poetik, nämlich die „historisch betrachtet [...] fortschreitende Emanzipation poetischer Wirklichkeitsdarstellung von der Frage nach ihrem Verhältnis zu dieser Wirk[lichkeit“14 für die Beurteilung des Simulationsbegriffs, der im Blickfeld der sogenannten Postmoderne zu einer Parole der zeitgenössischen Wirklichkeitswahrnehmung wurde, von ausgesprochener Relevanz.]

[S. 14, Z. 3-8]

Die Simulation hat in unserer Gegenwart beinahe schon den Status eines Kultbegriffs bekommen, der die gesamte derzeitige Gesellschaftssituation charakterisieren soll und alle Bereiche des Lebens tangiert. [...] Kablitz und Neumann konstatieren, daß unserer Welt der Verlust von Wirklichkeit attestiert wird, an deren Stelle die „Maschinerie einer Produktion von Simulakren“ getreten ist, wodurch der Unterschied zwischen der wahren und der künstlichen Welt verschwindet.15


<sup<14 Kablitz; Neumann: Mimesis und Simulation, S. 12.
<sup<15 Ebd., S. 13.
<sup<42 Ich spreche hier von der Kybernetik, da in der kybernetischen Forschung das Modell ein wichtiges Hilfs-mittel zur Untersuchung dynamischer Systeme bildet, um ihre Funktionen, Strukturen und Verhaltensweisen zu analysieren. Roland Barthes bezieht sich in seinem Aufsatz „Die strukturalistische Tätigkeit“ auf diese neuen Entwicklungen im Bereich der Informationswissenschaften. <sup<46 Ebd., S. 216-217.

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Daher erfolgt eine Wertung als Bauernopfer.

Sichter
Guckar


[25.] Ts/Fragment 213 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-17 21:30:27 Schumann
BauernOpfer, Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 213, Zeilen: 1-15
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 14, Zeilen: 8-19
Dies könne zur Bestürzung über den zunehmenden Mangel an Wirklichkeit führen oder aber zum Verständnis der Simulation als einem letzten Schritt zur Erhebung des Menschen über die Natur und zur Herstellung seiner eigenen Wirklichkeit. Beide Positionen entsprängen jedoch dem Horizont eines ontologischen Denkens, das die Mimesis begründet. Sie litten unter dem Verdacht, dass Nachahmung eine blosse Kopie der Wirklichkeit und darum zweitrangig sei. Mimesis scheine minderwertig zu sein, wenn man sie mit origineller Schöpfung vergleicht. Simulation bedeute für die einen eine Perfektionierung der Mimesis, indem sie Bilder einer Welt kreiere, die sie selbst entwickelt hat. Diese Herstellung einer neuen Welt könne der Simulation aber nur gelingen, indem sie die Differenz zwischen Original und Abbild egalisiere. Für die anderen repräsentiere sie einfach die letzte Überwindung romantischer Ästhetik und den endgültigen Triumph über die Wirklichkeit. Rufe diese Erkenntnis bei den einen tiefe Bestürzung über den zunehmenden Mangel an Wirklichkeit hervor, so sehen die anderen die Entwicklung der Simulation als einen letzten Schritt zur Erhebung des Menschen über die Natur und zur Herstellung seiner eigenen Wirklichkeit an. Beide Positionen entspringen jedoch dem Horizont eines ontologischen Denkens, das die Mimesis begründet. Sie leiden unter dem Verdacht, daß Nachahmung eine bloße Kopie der Wirklichkeit und darum zweitrangig sei. Mimesis scheine minderwertig zu sein, wenn man sie mit origineller Schöpfung vergleicht. Simulation bedeute für die einen eine Perfektionierung der Mimesis, indem sie Bilder einer Welt kreiert, die sie selbst entwickelt hat. Diese Herstellung einer neuen Welt kann der Simulation aber nur gelingen, indem sie die Differenz zwi-schen Original und Abbild egalisiert. Für die anderen repräsentiere sie einfach die letzte Überwindung romantischer Ästhetik und den endgültigen Triumph über die Wirklichkeit.
Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Daher erfolgt eine Wertung als Bauernopfer.

Sichter
Guckar, Schumann


[26.] Ts/Fragment 213 16 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-16 17:50:22 Schumann
Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 213, Zeilen: 16-33
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 86, 87, Zeilen: 19-26, 1-3, 6-10, 15-17
Wolfgang Iser kommt zum Ergebnis von Simulakren über den anthropologisch begründeten Inszenierungsbegriff, der auf der angenommenen Fiktionsbedürftigkeit des Menschen basiert. Er nimmt an, dass ein literarischer Text menschliche Unverfügbarkeiten darstelle und so das menschliche Fiktionsbedürfnis bediene. Das Aussersichsein des Menschen verlange nach Darstellungen von Nicht-Gegenständlichem:222 „[…] die Inszenierung der Literatur veranschaulicht die ungeheuere Plastizität des Menschen, der gerade deshalb, weil er keine bestimmte Natur zu haben scheint, sich zu einer unvordenklichen Gestaltenfülle seiner kulturellen Prägung zu vervielfältigen vermag.“ Bei der performativen Inszenierung von „Evidenzerfahrungen“,223 wozu beispielsweise die Liebe gehöre, gehe es um das Aufzeigen von Alternativen zum unmittelbar zugänglichen Wissen. Inszenierungen modellierten also nicht nur das Unverfügbare, sondern auch das Gewisse.224 Sowohl die Alternativen zu Evidenzerfahrungen als auch die Darstellung von Unverfügbarem begreift Iser als Simulakra, die eine Existenz vortäuschen, ohne jedoch über die Tatsächlichkeit der Nicht-Existenz zu täuschen.

222 Iser, Das Fiktive und das Imaginäre, S. 504 f.
223 Ebd., S. 508.
224 Ebd., S. 510.

[S. 86, Z. 19-26]

5.1 Literarische Inszenierung als Simulakrum

Wolfgang Isers anthropologisch begründeter Inszenierungsbegriff, der auf der angenommenen Fiktionsbedürftigkeit des Menschen basiert, findet im Felix Krull in geradezu exemplarischer Weise seine Bestätigung. Iser geht davon aus, daß ein literarischer Text menschliche Unverfügbarkeiten darstellt und damit als Kompensation für das natürliche Fiktionsbedürfnis des Menschen dient. Die „exzentrische Position des Menschen“, d. h. sein Außersichsein, verlangt, laut Iser, nach einer Darstellung von Nicht-Gegenständlichem, die nur durch „Spielvariationen“ realisiert werden könne.183

[S. 87, Z. 1-3]

Daraus folgt: die Inszenierung der Literatur veranschaulicht die ungeheuere Plastizität des Menschen, der gerade deshalb, weil er keine bestimmte Natur zu haben scheint, sich zu einer unvordenklichen Gestaltenfülle seiner kulturellen Prägung zu verfielfältigen vermag.184

[S. 87, Z. 6-10]

Bei der Inszenierung von „Evidenzerfahrungen“,185 wozu Iser beispielsweise die Liebe zählt, gehe es nicht um die Figuration des Gegenteils von Wirklichkeit, sondern um das Aufzeigen von Alternativen zum unmittelbar zugänglichen Wissen. Inszenierungen modellieren also nicht nur das Unverfügbare, sondern beziehen sich auch auf Gewißheiten.

[S. 87, Z. 15-17]

Sowohl die Alternativen zu Evidenzerfahrungen als auch die Darstellung von Unverfügbarem begreift Iser als Simulakra, die eine Existenz vortäuschen, ohne jedoch über die Tatsächlichkeit der Nicht-Existenz zu täuschen.


183 Iser: Das Fiktive und das Imaginäre, S. 504-505.
184 Ebd., S. 505.
185 Ebd., S. 508.

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Der Vf. greift auf Text außerhalb des ausgewiesenen Bereiches zu, daher erfolgt die Wertung als Verschleierung.

Sichter
Guckar


[27.] Ts/Fragment 216 07 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-16 17:55:22 Schumann
Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 216, Zeilen: 7-17
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 100, Zeilen: 18-20
Meyers Kleines Konversationslexikon von 1908 führt dazu aus:
Authentie (Authentizität, griech.-lat), Echtheit einer Nachricht, einer Schrift, einer Urkunde. Authentisch, echt, glaubwürdig; bei einer Urkunde: von dem herstammend, den der äußere Anschein als den Urheber aufweist. Authentisieren, beglaubigen. Authentische Interpretation, die vom Urheber einer Vorschrift, insbes. vom Gesetzgeber selbst, ausgehende Auslegung ihres Inhalts.232

Diese Definition erfolgt aus dem Blickwinkel des Betrachters. Er entscheidet über die Echtheit eines Objektes. Authentizität stellt zwar einen Gegenpol zum Schein dar, wird aber nur durch den äusseren Anschein bestätigt.


232 Meyers Kleines Konversations-Lexikon in sechs Bänden, 7. Aufl. Leipzig/Wien 1908–1910, Bd. 1, S. 486.

In Meyers Kleines Konversationslexikon von 1908 können wir unter dem Stichwort Authentie folgendes lesen:
Authentie (Authentizität, griech.-lat.), Echtheit einer Nachricht, einer Schrift, einer Urkunde. Authentisch, echt, glaubwürdig; bei einer Urkunde: von dem herstammend, den der äußere Anschein als den Urheber aufweist. Authentisieren, beglaubigen. Authentische Interpretation, die vom Urheber einer Vorschrift, insbes. vom Gesetzgeber selbst, ausgehende Auslegung ihres Inhalts.203

Wichtig erscheint mir hierbei die Definition der Authentizität aus dem Blickwinkel des Betrachters, der allein die Entscheidung über die Echtheit eines Objektes fällt. Bei der Urkunde heißt es, daß sie von dem stammt, den der „äußere Anschein als Urheber aufweist“. Hierin zeigt sich bereits die Widersprüchlichkeit, wenn man von Authentizität spricht. Sie stellt auf der einen Seite einen Gegenpol zum Schein dar, findet aber gleichzeitig ihre Bestätigung nur durch den äußeren Anschein.


203 Meyers Kleines Konversations-Lexikon in sechs Bänden. Bd. 1., S. 486.

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Der Vf. greift auf Text außerhalb des ausgewiesenen Bereiches zu, daher erfolgt eine Wertung als Verschleierung.

Sichter
Guckar


[28.] Ts/Fragment 243 03 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-16 17:58:17 Schumann
Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 243, Zeilen: 1-13
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 79, 80, Zeilen: 79: 19-30; 80: 1-7
[In dem Hotel lebt unter anderen verlorenen Existenzen Baron Gaigern, ein ausserordentlich eleganter, schöner und höflicher Mensch, geschätzt von] Gästen und Personal. Sein Äusseres ist so perfekt wie sein Benehmen, und gebildet ist er auch. Die Frauen liegen ihm zu Füssen.
Es roch nach Lavendel und guter Zigarette. Knapp hinter dem Geruch her kam ein Mensch durch die Halle, der so beschaffen war, daß sich viele nach ihm umsahen. Die Klub- und Korbstühle in seinem Fahrwasser belebten sich. Das wächserne Fräulein am Zeitungsstand lächelte. Der Mensch lächelte auch, ohne erkennbaren Grund, nur einfach aus Vergnügen an sich selber, so schien es.38

Der Baron macht sehr viele Bekanntschaften, hilft mit Briefmarken aus, gibt Ratschläge für Fernflüge, nimmt alte Damen in seinem Auto mit, macht den Vierten beim Bridge und kennt sich in den Weinbeständen des Hotels aus. Am rechten Zeigefinger trägt er einen Siegelring aus Lapislazuli mit dem Gaigernschen Familienwappen. Nie stört er durch Schnarchen, Gurgeln und Stiefelwerfen. Aber auch Baron Gaigern hat seine Geheimnisse: [...]


38 Ebd., S. 8.

[S. 79, Z. 19-30]

In dem beschriebenen Hotel lebt der Baron Gaigern, ein außerordentlich eleganter, schöner und höflicher Mensch, der von den anderen Gästen sowie dem Personal des Hotels geachtet und gemocht wird. Ähnlich wie bei Felix Krull erscheint den Leuten nicht nur sein Äußeres perfekt, sondern er verfügt auch über gutes Benehmen sowie eine hervorragende Bildung [...]:

Es roch nach Lavendel und guter Zigarette. Knapp hinter dem Geruch her kam ein Mensch durch die Halle, der so beschaffen war, daß sich viele nach ihm umsahen. Die Klub- und Korbstühle in seinem Fahrwasser belebten sich. Das wächserne Fräulein am Zeitungsstand ächelte [sic!]. Der Mensch lächelte auch, ohne erkennbaren Grund, nur einfach aus Vergnügen an sich selber, so schien es.167

[S. 80, Z. 1-7]

Er macht sehr viele Bekanntschaften im Hotel, hilft mit Briefmarken aus, gibt Ratschläge für Fernflüge, nimmt alte Damen in seinem Auto mit, macht den Vierten beim Bridge und kennt sich in den Weinbeständen des Hotels aus. Am rechten Zeigefinger trägt er einen Siegelring aus Lapislazuli mit dem Gaigernschen Wappen, einem Falken über Wellen. Abends, wenn er sich ins Bett legt, redet er mit seinem Kissen, und zwar auf bayrisch. Grüß Gott, sagt er etwa, guten Abend, du bist gut, du bist mein liebes Bett, brav bist du. Er schläft ganz schnell ein, und niemals stört er Nachbarn durch unziemliches Schnarchen, Gurgeln und Stiefelwerfen. [...] 168

167 Baum: Menschen im Hotel, S. 8.
168 Ebd., S. 78-79.

Anmerkungen

Für die Indizen, die für eine Einstufung als Plagiat sprechen, s. Diskussionsseite zum Fragment.

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Das Fragment liegt außerhalb von Kap. E und wird daher als Verschleierung gewertet.

Sichter
Guckar


[29.] Ts/Fragment 243 20 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-16 18:00:22 Schumann
Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 243, Zeilen: 20-23
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 80, Zeilen: 11-15
Gaigern scheint alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere als Hochstapler zu erfüllen. Aber er macht einen folgenschweren Fehler, der durch eine Reihe von unglücklichen Zufällen zu seinem Tod führt. Gaigern erfüllt demzufolge alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere als Hochstapler.[...] Er macht jedoch einen folgenschweren Fehler, der zur Vernachlässigung seines Hochstaplertums und schließlich durch eine Aufeinanderfolge von unglücklichen Zufällen zu seinem Tod führt.
Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Das Fragment liegt außerhalb von Kap. E und wird daher als Verschleierung gewertet.

Sichter
Guckar


[30.] Ts/Fragment 243 29 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-16 18:01:56 Schumann
Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 243, Zeilen: 29-31
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 80, Zeilen: 24-29
Es wird ihm unmöglich, sein Leben im Schein fortzusetzen. Mit dem todkranken Buchhalter Kringelein, dem er gerade noch Geld stehlen wollte, empfindet er plötzlich Mitleid. Dadurch, daß Gaigern zu sehr er selbst wird, ist es ihm unmöglich, sein Leben im Schein fortzusetzen. Seine Liebe zu der um einige Jahre älteren Frau macht ihn schwach und zahm. Er empfindet plötzlich Mitleid mit dem armen todkranken Buchhalter Kringelein, dem er gerade noch Geld stehlen wollte und sich dann rührend um ihn kümmert, als dieser einen durch die Krankheit bedingten Schwächeanfall bekommt, der mit starken Schmerzen verbunden ist.
Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Das Fragment liegt außerhalb von Kap. E und wird daher als Verschleierung gewertet.

Sichter
Guckar


[31.] Ts/Fragment 294 07 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-16 17:30:15 Schumann
Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 294, Zeilen: 5-27
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 69, 70, 72, Zeilen: 27-31, 1-12, 6-14
1890 veröffentlicht auch der Oberstabsarzt E. Heller eine Studie zur Behandlung von Simulationen.295 Darin befasst er sich besonders mit den Simulanten bei der Musterung für den Militärdienst und stellt fest, dass Wechsel und Widerspruch in den Angaben und im Verhalten des angeblich Kranken zur Entlarvung des Simulanten führten. Diese Unregelmässigkeiten träten besonders bei „entzündlichen und nach Verletzungen entstandenen Leiden, sowie angeblichen Fehlern der Sinnesorgane“ 296 auf. Weiter bemerkt Heller, dass eine Simulation vorliege, wenn der Patient nach der Vortäuschung des epileptischen Anfalls sofort wieder ansprechbar ist und vollkommen aufgeräumt wirkt.

Nach diesen Untersuchungen müsste Manolescus Motto der freien Willensbestimmung als reine Fiktion bezeichnet werden. Bei einer „einzelnen That wirken die angesammelten Vorstellungsmassen in unserem Gehirn, zu denen im Moment der Entscheidung der Mensch nichts hinzuthun oder wegnehmen kann, bestimmend“.297 Heller widerspricht auch den „Specialärzten“, „dass Simulation von Geisteskrankheit bei einem geistig ganz Gesunden gar nicht vorkomme. Wie bequem wäre es für die Herren Halunken, wenn alle Gerichtsärzte diese Ansicht theilten!“ 298 Er vergleicht die Simulanten mit Schauspielern:

Die Verbrecher suchen sich meistens in recht drastischer Weise als Geisteskranke zu produciren. Hatten sie Gelegenheit, einen Geisteskranken zu beobachten, so copiren sie denselben zuweilen mit vielem Geschick. In der grossen Mehr[zahl der Fälle [...]299]

295 E. Heller: Simulationen und ihre Behandlung, Für Militär-, Gerichts- und Kassen-Aerzte bearbeitet, Fürstenwalde 1882, 2. Aufl. Leipzig: Verlag von Arnbr. Abel 1890.
296 Heller, Simulationen und ihre Behandlung, S. 6.
297 Ebd., S. 57.
298 Ebd., S. 56.
299 Ebd., S. 46.

[S. 69, Z. 27-31]

Der Oberstabsarzt E. Heller verfaßte im Jahre 1890 eine Abhandlung zur Behandlung von Simulationen, worin er sich besonders mit den Simulanten bei der Musterung für den Militärdienst beschäftigte. Darin konstatiert er, daß Wechsel und Widerspruch in den Angaben und im Verhalten des angeblich Kranken zur Entlarvung des Simulanten führen. Diese Unregelmäßigkeiten treten besonders bei „ [...] entzündlichen und nach Verlet[zungen]

[S. 70, Z. 1-12]

entstandenen Leiden, sowie angebliche Fehler der Sinnesorgane“149 auf. Gleichfalls bemerkt er, daß eine Simulation vorliegt, wenn der Patient nach der Vortäuschung des epileptischen Anfalls sofort wieder ansprechbar ist und vollkommen aufgeräumt wirkt. Diesen Hinweis beherzigt Felix nicht, weshalb der Unterbefehlshaber auch seine Simulation erkannt hat. Auf Grund des überfallartigen Eintretens des Anfalls, konnte Felix das Spiel jedoch gewinnen. Nach den Untersuchungen Hellers zufolge müßte Felix’ Motto der freien Willensbestimmung als reine Fiktion bezeichnet werden. Bei einer „einzelnen That wirken die angesammelten Vorstellungsmassen in unserem Gehirn, zu denen im Moment der Entscheidung der Mensch nichts hinzuthun oder wegnehmen kann, bestimmend“.150 Heller widerspricht auch den „Specialärzten“, „dass Simulation von Geisteskrankheit bei einem geistig ganz Gesunden gar nicht vorkomme. Wie bequem wäre es für die Herren Hallunken, wenn alle Gerichtsärzte diese Ansicht theilten!“151

[S. 72, Z. 6-14]

E. Heller vergleicht die Simulanten mit Schauspielern:

Die Verbrecher suchen sich meistens in recht drastischer Weise als Geisteskranke zu produciren. Hatten sie Gelegenheit, einen Geisteskranken zu beobachten, so copiren sie denselben zuweilen mit vielem Geschick. In der grossen Mehrzahl der Fälle [...]152

149 Heller: Simulationen und ihre Behandlung, S. 6.
150 Ebd., S. 57.
151 Ebd., S. 56.
152 Ebd., S. 46.

Anmerkungen

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Das Fragment liegt außerhalb von Kap. E und wird daher als Verschleierung gewertet.

Sichter
Guckar


[32.] Ts/Fragment 295 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-16 17:31:53 Schumann
Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 295, Zeilen: 1-10
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 72, Zeilen: 9-17
[...]
[In der grossen Mehr]zahl der Fälle aber ist ihr Benehmen in Folge der Unkenntniss der wirklichen Symptome ein solches, dass sie von dem erfahrenen Irrenarzt bald als Betrüger erkannt werden, denn sie stellen die Geisteskrankheit gewöhnlich so dar, wie es der Schauspieler auf der Bühne thut und wie sie sich der Laie vorzustellen pflegt, d. h. sie übertreiben sichtlich die einzelnen Symptome, sie glauben nicht unsinnig genug erscheinen zu können.299

Neben der Übertreibung nennt Heller vor allen Dingen die „Inconsequenz“, die zur Entlarvung der Simulanten führt. Da die Vortäuschung einer Krankheit sehr schwer durchzuhalten sei, fielen die „Patienten“ bei längerer Beobachtung häufig aus der Rolle.


299 Ebd., S. 46.

[...]
In der grossen Mehrzahl der Fälle aber ist ihr Benehmen in Folge der Unkenntniss der wirklichen Symptome ein solches, dass sie von dem erfahrenen Irrenarzt bald als Betrüger erkannt werden, denn sie stellen die Geisteskrankheit gewöhnlich so dar, wie es der Schauspieler auf der Bühne thut und wie sie sich der Laie vorzustellen pflegt, d. h. sie übertreiben sichtlich die einzelnen Symptome, sie glauben nicht unsinnig genug erscheinen zu können.152

Neben der Übertreibung nennt Heller vor allen Dingen die „Inconsequenz“, die zur Entlarvung der Simulanten führt. Da die Vortäuschung einer Krankheit sehr schwer durchzuhalten sei, fallen die ’Patienten‘ bei längerer Beobachtung häufig aus der Rolle.


152 Ebd., S. 46

Anmerkungen

Fortsetzung der Übernahme der Vorseite.

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Das Fragment liegt außerhalb von Kap. E und wird daher als Verschleierung gewertet.

Sichter
Guckar


[33.] Ts/Fragment 304 26 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2014-09-14 19:43:06 Schumann
Buttkewitz 2002, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ts, Verschleierung

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 304, Zeilen: 26-31
Quelle: Buttkewitz 2002
Seite(n): 62, 64, Zeilen: 28-30, 24-26
Zwischen Form und Inhalt besteht kein Widerspruch. Die Identität des Betrügers geht mit dem Betrug seiner Erzählung eine Synthese ein. Indem sie sich als Wahrheit geben, behaupten Manolescus Memoiren eine Differenz zum inhaltlichen Betrug, die nicht vorhanden ist. Der Betrug ist die Wahrheit über die Autobiographie und die Autobiographie die Wahrheit über allen Betrug. [S. 62, Z. 28-30]

Dotzler zufolge existiert in den Bekenntnissen des Hochstaplers Felix Krull kein Widerspruch zwischen Form und Inhalt, den Hochstapeleien Krulls und seiner vollendeten Schreibkunst, sondern die Identität des Betrügers geht mit dem Betrug seiner Erzäh[lung eine Synthese ein. Der Betrug behaupte eine Differenz, die nicht vorhanden ist, indem er sich als Dichtung gibt.]

[S. 64, Z. 24-26]

Den Lesern bleibe es verschlossen, ob der Betrug die Wahrheit über die Autobiographie oder die Autobiographie die Wahrheit über allen Betrug ist.

Anmerkungen

Die Formulierungen Dozlers, die Buttkewitz in Bezug auf Felix Krull referiert, werden beim Vf. auf die Erzähltechnik Manolescus gewendet. Die pointierte Schlussformulierung wird niemandem zugeschrieben.

Der Vf. gibt zu Beginn von Kap. E (S. 143-221) zu bemerken: "Die Ausführungen in diesem Kap. folgen zum Teil den Darlegungen von [...] Buttkewitz 2002 S. 10-47". Das Fragment liegt außerhalb von Kap. E und wird daher als Verschleierung gewertet.

Sichter
Guckar