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Mentalisierungsfähigkeit der Mutter und kindliche Bindung

von Sarah Koch

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[1.] Ssk/Fragment 075 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2015-02-16 18:49:30 Schumann
Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Ssk, Verschleierung, Zellmer 2007

Typus
Verschleierung
Bearbeiter
Stratumlucidum
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 75, Zeilen: 1-32
Quelle: Zellmer 2007
Seite(n): 68; 69, Zeilen: 68: 10-34; 69: 1-20, 22-26
Das sicher gebundene Kind (B) in der Fremden Situation hat ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bindungs- und Explorationsverhalten. Ist die Mutter anwesend, nutzt das Kind sie als sichere Basis bei seinen Erkundungen, d. h., es zeigt im Spielverhalten den Kontakt mit der Mutter und sucht in bedrohlich wirkenden Situationen den Schutz bei ihr. In der Trennungssituation wirkt das Kind traurig und belastet, die Wiedervereinigung verläuft positiv und warmherzig. Es wird sofort der Körperkontakt zur Mutter hergestellt, der beruhigend auf das Kind wirkt. So kann das Kind schnell wieder mit seinem Spiel fortfahren (George & Solomon, 2008; Cassidy & Marvin, 1992).

Für das unsicher-vermeidend gebundene Kind (A) ist kennzeichnend, dass es wenig affektive Regungen zeigt. Unabhängig davon, ob die Mutter in Raum ist oder nicht, verhält sich das Kind kaum emotional. Es kann kein Bindungsverhalten beobachtet werden, da das Kind die Bindung zur Mutter mit Wegschauen, Weglaufen, Abwenden vermeidet. Sowohl die psy-chische als auch physische Nähe zur Mutter wird vermieden (Cassidy & Marvin, 1992). Vor allem die Rückkehr der Mutter wird vom Kind ignoriert. Über die gesamte Beobachtungsphase wirkt das Kind eher desinteressiert an der Mutter, das Verhalten zu ihr ähnelt dem Verhalten zu der fremden Person im Raum. Dennoch kann auch bei diesen Kindern eine Belastung anhand der Mimik und Gestik und anhand physiologischer Messungen wie des Herzschlags und der Stresshormonkonzentration nachgewiesen werden (Schieche & Spangler, 2005). Das bedeutet: Das unsicher-vermeidende Kind hat negativ belastende Emotionen, zeigt diese aber nicht.

Das unsicher-ambivalent gebundene Kind (C) ist dauerhaft damit beschäftigt, die Nähe zur Mutter aufrechtzuerhalten. Schon in der Gegenwart der Mutter wirkt das Kind ängstlich und belastet (Ainsworth et al., 1978). Die Trennungsphasen, insbesondere mit der Anwesenheit der fremden Person, verlaufen unter Protest oder verzweifelndem Widerstand. Auch das Wiedersehen mit der Mutter kann das Kind nicht beruhigen. Das Verhalten des Kindes schwankt zwischen enger Körperkontaktaufnahme und Zurückweisung der Mutter. Diese Kinder zeigen ihre belastende Situation sehr deutlich.

Das desorganisiert gebundene Kind (D) zeigt in Anwesenheit der Mutter verhaltensauffällige Reaktionen. Plötzliches Erstarren, stereotypische Bewegungen oder depressive Stimmung sind Merkmale dafür. In dieser Kategorie sind Kinder aufgeführt, die mit ihrer Desorganisation einen Zusammenbruch der organisierten Verhaltensstrategie haben. Das heißt: Sie verfügen nicht über die Mutter als sichere Basis wie die sicher gebundenen Kinder, kennen aber auch [nicht die Vermeidungsstrategien der unsicher-vermeidend gebundenen Kinder.]

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Das Verhalten sicher gebundener Kinder in der Fremden Situation ist durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bindungs- und Explorationsverhalten gekennzeichnet. Bei Anwesenheit der Mutter nutzt das Kind diese bei seiner Erkundung als sichere Basis, d.h. es zeigt aktives Spielverhalten, bei dem es sich der Mutter gelegentlich zuwendet, und sucht in bedrohlich wirkenden Situationen Schutz bei ihr. In den Trennungsphasen wirkt das Kind belastet und traurig, es zeigt oder formuliert seine emotionale Belastung, wobei sich sein Spiel- und Explorationsverhalten verlangsamt. Die Wiedervereinigung verläuft glatt, warm und positiv. Durch das Wiedersehen oder das Wiederherstellen der körperlichen Nähe zur Mutter ist das Kind unmittelbar beruhigt und kann sich schnell wieder seinem Spiel zuwenden (Ainsworth et al., 1969; Cassidy et al., 1992).

Das Spiel unsicher-vermeidend gebundener Kinder ist durch wenig affektive Regungen gekennzeichnet. Diese Kinder zeigen über die gesamte Fremde Situation hinweg keine oder kaum emotionale Reaktionen, daher ist die Intensität ihres Erkundungsverhaltens nahezu unabhängig von der An- und Abwesenheit der Mutter. Es tritt kein oder kaum Bindungsverhalten auf, da die Kinder dies durch aktives Vermeidungsverhalten wie Wegschauen, Weglaufen, Abwenden und dauernde Lenkung der Aufmerksamkeit auf die Umwelt umgehen. Sowohl physische als auch psychische Nähe wird vermieden (Cassidy et al., 1992). Insbesondere bei ihrer Rückkehr wird die Mutter ignoriert, indem sie weder begrüßt noch angeschaut wird. Es bestehen in allen Episoden der Fremden Situation ein scheinbares Desinteresse und ein relativer Mangel an Bemühungen, Nähe und Kontakt zur Mutter aufzunehmen oder wiederherzustellen. Die fremde Person wird in ähnlicher Art behandelt wie die Mutter. In genauen Betrachtungen der kindlichen Mimik und Gestik ist jedoch auch bei diesen Kindern eine Anspannung und Belastung zu erkennen, die durch physiologische

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Messungen, wie Herzschlagfrequenz und Stresshormonkonzentration nachgewiesen werden konnten (Schieche, 1996). Damit lässt sich bestätigen, dass zwar innere Belastungen und negative Emotionen aufkommen, diese jedoch unterdrückt und Anderen nicht gezeigt werden.

Unsicher-ambivalent gebundene Kinder zeigen wenig Explorationsverhalten, da sie beinahe ständig mit der Aufrechterhaltung der Nähe zur Bindungsfigur beschäftigt sind und ihr Bindungsverhaltenssystem dauerhaft aktiviert ist. Sie wirken bereits in Gegenwart der Mutter belastet und verärgert (Ainsworth et al., 1978). Die Trennungsphasen, insbesondere die Anwesenheit der Fremden, stellen eine besondere Belastung dar; die Kinder wirken ängstlich und verzweifelt oder zeigen ärgerlichen Widerstand und starken Protest. Das Wiedersehen mit der Mutter beruhigt die ambivalenten Kinder nicht, oft schwankt ihr Verhalten zwischen Kontaktsuchen und ärgerlichem Zurückweisen der Mutter. [Sie wirken oft babyhaft oder verschämtschüchtern (Marvin, 1977).] Es kommt auch vor, dass diese Kinder so gestresst zu sein scheinen, dass sie unfähig sind, sich der Mutter zu nähern oder sie zu umarmen.

Desorganisiert gebundene Kinder zeigen in Anwesenheit der Mutter Verhaltensweisen wie plötzliches Erstarren oder In-Sich-Zusammensinken, stereotype Bewegungen, depressive Stimmung sowie widersprüchliche oder falsch gerichtete Ausdrücke. Die Desorganisation wird als Zusammenbruch der organisierten Verhaltensstrategien verstanden. [Es wird vermutet, dass ein desorganisiertes Kind einerseits durch seine Bindungsfigur verängstigt ist, andererseits jedoch durch sein angeborenes Bindungsverhaltenssystem Nähe und Schutz bei ihr suchen möchte.] Dadurch ist das Kind in eine paradoxe Situation versetzt, da es weder – wie die sicher oder die unsicher-ambivalenten Kinder – die Nähe suchen, noch durch eine Vermeidungsstrategie seine Aufmerksamkeit ablenken kann – wie die unsicher-vermeidenden Kinder (Main, 1997).

Anmerkungen

Fortsetzung von der Vorseite

Im Detail unterscheiden sich die Ausführungen, aber die Vorlage der Verf. bleibt deutlich erkennbar.

Sichter
(Stratumlucidum) Schumann



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