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Typus
Verschleierung
Bearbeiter
fret
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 289, Zeilen: 13-30
Quelle: Kern 2004
Seite(n): 123, Zeilen: 4-18
Während Manolescu Talent und Training zum Grund dafür erklärt, dass er in jeder Rolle reüssiert, akzentuiert Rainer Maria Rilkes Romanfigur Malte Laurids Brigge eine ähnliche Szene anders − sie fühlt sich von den Verkleidungen wie beherrscht:
Ich lernte damals den Einfluß kennen, der unmittelbar von einer bestimmten Tracht ausgehen kann. Kaum hatte ich einen dieser Anzüge angelegt, mußte ich mir eingestehen, daß er mich in seine Macht bekam; daß er mir meine Bewegungen, meinen Gesichtsausdruck, ja sogar meine Einfälle vorschrieb; meine Hand, über die die Spitzenmanschette fiel und wieder fiel, war durchaus nicht meine gewöhnliche Hand; sie bewegte sich wie ein Akteur, ja, ich möchte sagen, sie sah sich selber zu, so übertrieben das auch klingt. Diese Verstellungen gingen indessen nie so weit, daß ich mich mir selber entfremdet fühlte; im Gegenteil, je vielfältiger ich mich abwandelte, desto überzeugter wurde ich von mir selbst.275

Rilkes Ich-Erzähler beschreibt dieselbe Wirkung wie Manolescu, nämlich die Entsprechung seiner Person mit den wechselnden Verkleidungen. Malte sieht aber die Ursache in der Verkleidung und hält es nicht für eine Eigenschaft.


275 Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge, in: Rainer Maria Rilke: Werke, Bd. III, Frankfurt am Main: Insel 1980, S. 204 ff. II. Eigenschaften, Psychologie und Vorgehensweise des Hochstaplers

Während Felix seine Natur zum Grund dafür erklärt, daß er jede Maske gut ausfüllt, akzentuiert Rilkes Romanfigur Malte Laurids Brigge eine ähnliche Szene anders: Er fühlt sich von den Verkleidungen wie beherrscht. „Ich lernte damals den Einfluß kennen, der unmittelbar von einer bestimmten Tracht ausgehen kann. Kaum hatte ich einen dieser Anzüge angelegt, mußte ich mir eingestehen, daß er mich in seine Macht bekam; daß er mir meine Bewegungen, meinen Gesichtsausdruck, ja sogar meine Einfälle vorschrieb; meine Hand, über die die Spitzenmanschette fiel und wieder fiel, war durchaus nicht meine gewöhnliche Hand; sie bewegte sich wie ein Akteur, ja, ich möchte sagen, sie sah sich selber zu, so übertrieben das auch klingt. Diese Verstellungen gingen indessen nie so weit, daß ich mich mir selber entfremdet fühlte; im Gegenteil, je vielfältiger ich mich abwandelte, desto überzeugter wurde ich von mir selbst.“24 Rilkes Ich-Erzähler beschreibt die gleiche Wirkung wie Felix Krull, nämlich die Entsprechung seiner Person mit den wechselnden Verkleidungen. Malte sieht aber die Ursache dessen in der Verkleidung und hält es nicht für eine Eigenschaft, die ihn vor anderen auszeichnet. Felix Krull hingegen wendet jedes Erlebnis zur Bestätigung seiner Vorzüglichkeit.

24 Rainer Maria Rilke: Malte Laurids Brigge. Werke in sechs Bänden V, Frankfurt a. M. 1986, S. 204.

Anmerkungen

Ohne Hinweis auf die Quelle.

Sichter
Schumann