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Film und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Propaganda als Medienrealität im Aktualitäten- und Dokumentarfilm

von Ulrike Oppelt

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[1.] Uo/Fragment 228 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-08-20 16:32:41 Graf Isolan
BauernOpfer, Fragment, Gesichtet, Rother 1995, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Uo

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 228, Zeilen: 1-33 (komplett), 105-113
Quelle: Rother 1995
Seite(n): 124, 125, 128, 136, Zeilen: 124:33-39-125:1-4; 128:5-13.17-28; 136:23-25
Die Zeitschrift Ost und West berichtete am 10.11.1916 aus Kopenhagen über die üblichen Probleme der deutschen Filme und fügte hinzu, es sei „ein gewaltiger Ententefilm hier eingetroffen, den man als Attraktion ersten Ranges bezeichnet“24 Dieser beispiellose Erfolg des englischen Filmes beschleunigte den Prozess des Umdenkens. In der Begleitbroschüre zur Video-Edition von THE BATTLE OF THE SOMME von Roger Smither wird kalkuliert, dass 20 Millionen Menschen den Film gesehen haben könnten, eine kaum glaubliche Zahl, da 1916 die Gesamtbevölkerung Großbritanniens 43 Millionen betrug. Bei aller Skepsis gegenüber dieser Schätzung ist der große Publikumserfolg dieses Films unbestritten.25

Die Überzeugungskraft des britischen Films beruhte ganz wesentlich auf der ungewohnten Brutalität der Abbildungen. Nie zuvor waren Bilder toter Soldaten gezeigt worden, auch nicht in der Fotoberichterstattung. Diese fraglos authentischen Aufnahmen stärkten die Glaubwürdigkeit der Inszenierungen, weil sie einen Schock auslösten. Auch die vieldiskutierte Sequenz, in der die Truppen den Schützengraben zum Sturmangriff verlassen (im Englischen als „over the top-sequence“ bezeichnet), ist in der Art ihrer Aufnahme nicht von vornherein unglaubwürdig, da die Kameraeinstellungen ein Mindestmaß an Wahrscheinlichkeit beibehalten.26

„Dass gut gestellte Kriegsfilme im übrigen auch jetzt noch Erfolg haben können, hat unser Somme-Film bewiesen, [...].“27 Es muss bezweifelt werden, ob die deutsche Antwort BEI UNSEREN HELDEN AN DER SOMME jemals annähernd so überzeugend wie The Battle Of The Somme gewirkt hat. Der dreiteilige Film zeigt die Situation hinter der Front an der Somme, einen Vorstoß im Saint-Pierre- Vaast-Wald und einen Angriff bei Bouchavesnes. In den beiden letzten Fällen ist es jedoch mehr als fraglich, ob die Bilder des Films an den Orten entstanden, die in den Zwischentiteln angegeben werden, und ob es sich überhaupt um die behaupteten Ereignisse handelt.

Der erste Teil des Films verwendet jedoch durchgängig dokumentarisches Material.28 Am Beginn stehen die Belege für den Erfolg der deutschen Truppen. Während The Battle Of The Somme ein Desaster der Entente in einen Sieg umdeutet, kann der deutsche Film das Halten der meisten Stellungen vergleichsweise unproblematisch als Sieg darstellen.


24 BArch, R 901/947, Bl. 91.

25 Vgl. Reeves: Cinema, Spectatorship and Propaganda, in: Historical Journal of Film. Radio and Television, 1997, S. 8.

26 Vgl. Rother, ebd.. S. 128.

27 BArch R901/ 948, Bl. 62-63, Schreiben der Kaiserlich Deutsche Gesandschaft [sic] in der Türkei (gez. Kühlmann), 4. Mai 1917.

28 Die Abgrenzung „authentischen“ Materials von inszenierten Szenen ist problematisch, insofern auch die „dokumentarischen“ Aufnahmen eine Veränderung der Situation vor der Kamera einschließen - es gibt kaum Filmbilder, die eine Realität zeigen, wie sie ohne die Kamera wäre (Aufnahmen mit versteckter Kamera können hier eine Ausnahme sein). Eine Aufnahme soll hier als „dokumentarisch“ verstanden werden, wenn sie dem Anschein nach tatsächlich an dem Ort und in der Situation aufgenommen wurde, die von den Zwischentiteln angegeben wird.

[Seite 124]

Möglicherweise beschleunigte der beispiellose Erfolg des englischen Filmes den Prozeß des Umdenkens: Nicholas Hiley rechnet mit einer Million Besuchern allein in London während der ersten Woche10. Und in der Begleitbroschüre zur Video-Edition von THE BATTLE OF THE SOMME und THE BATTLE OF THE ANCRE wird die Kalkulation wiedergegeben, nach der den ersten Film 20 Millionen Menschen gesehen haben könnten - eine kaum glaubliche Zahl, da 1916 die Ge-

[Seite 125]

samtbevölkerung Großbritanniens 43 Millionen betrug.10 Die bei Smither, dem Herausgeber der Video-Edition, durchklingende Skepsis gegenüber diesen Schätzungen schmälert indes kaum den großen Publikumserfolg von THE BATTLE OF THE SOMME.

[Seite 128]

Ganz wesentlich zur Überzeugungskraft des britischen Films hatte die ungewohnte Brutalität der Abbildungen beigetragen. Bilder toter Soldaten waren zuvor nie (auch nicht in der Fotoberichterstattung) gezeigt worden. Es mag sein, daß diese fraglos authentischen Aufnahmen die Glaubwürdigkeit der Inszenierungen stärkten, gerade weil sie einen Schock auslösten. Diese aber, selbst die vieldiskutierte Sequenz, in der die Truppen den Schützengraben zum Sturmangriff verlassen (die im Englischen als »over the top-sequence« bezeichnet wird), sind in der Art ihrer Aufnahme nicht vorweg unglaubwürdig, behalten in den Kameraeinstellungen ein Mindestmaß an Wahrscheinlichkeit bei.22 [...]

Ob die deutsche Antwort BEI UNSEREN HELDEN AN DER SOMME jemals annähernd überzeugend gewirkt hat, muß bezweifelt werden. Die drei Teile des Films zeigen die Situation hinter der Front an der Somme, einen Vorstoß im Saint-Pierre-Vaast-Wald und einen Angriff bei Bouchavesnes. In den beiden letzten Fällen ist jedoch mehr als fraglich, ob die Bilder des Films an den Orten entstanden, die in den Zwischentiteln angegeben werden - und ob es sich um die behaupteten Ereignisse handelt.

Der erste Teil jedoch verwendet durchgängig dokumentarisches Material.23 Am Beginn stehen die Belege für den Erfolg der deutschen Truppen - während THE BATTLE OF THE SOMME ein Desaster der Entente in einen Sieg umdeutet, kann der deutsche Film das Halten der meisten Stellungen vergleichsweise unproblematisch als Sieg darstellen.

[Seite 136]

»Daß gut gestellte Kriegsfilme im übrigen auch jetzt noch Erfolg haben können, hat unser Somme-Film bewiesen, der allgemein größtes Interesse erregt hat.«34


8 [...] (BAP R 901, Akte 947, S. 31).

9 Auch hier berichten die Vertrauensleute aus dem Ausland entsprechend. Der Chefredakteur der Zeitschrift Ost und West berichtete am 10.11.1916 aus Kopenhagen über die üblichen Probleme der deutschen Filme und fügte hinzu, es sei »ein gewaltiger Ententefilm hier eingetroffen, den man als Attraktion ersten Ranges bezeichnet« (ebenda, S. 91).

10 Nicholas Hiley, »Der Erste Weltkrieg im britischen Film«, in Rainer Rother (Hg.), Die letzten Tage der Menschheit, S. 222.

11 Vgl. Roger Smither (Hg.), The Battles of the Somme and Ancre, Imperial War Museum, London 1993, S. 21.

[...]

22 Vgl. Smither, »>A wonderful Idea of the Fighting<«, Historical Journal of Film, Radio and Television, vol. 13, no. 2, S. 149-153.

23 Die Abgrenzung >authentischen< Materials von inszenierten Szenen ist problematisch, insofern auch die >dokumentarischen Aufnahmen< eine Veränderung der Situation vor der Kamera einschließen - es gibt kaum Filmbilder, die eine Realität zeigen, wie sie ohne die Kamera wäre (Aufnahmen mit versteckter Kamera können hier eine Ausnahme sein). Als >dokumentarisch< soll hier eine Aufnahme verstanden werden, die aller Wahrscheinlichkeit nach tatsächlich an dem Ort und in der Situation aufgenommen wurde, die von den Zwischentiteln angegeben wird.

[...]

34 Von Kühlmann, Kaiserliche Deutsche Gesandtschaft in Pera, 4.5.1917, BAP R 901, Akte 948, S. 62.

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahmen bleiben ungekennzeichnet. Der Hinweis auf die eigentliche Quelle fällt fast schon kursorisch an einer einzigen Stelle auf der Seite. Selbst der Endnotenapparat von Rother wird umfangreich "genutzt".

Sichter
(Graf Isolan) Agrippina1



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