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Film und Propaganda im Ersten Weltkrieg. Propaganda als Medienrealität im Aktualitäten- und Dokumentarfilm

von Ulrike Oppelt

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[1.] Uo/Fragment 326 01 - Diskussion
Zuletzt bearbeitet: 2013-09-14 12:06:17 Graf Isolan
BauernOpfer, Fragment, Gesichtet, SMWFragment, Schutzlevel sysop, Uo, Westbrock 1983

Typus
BauernOpfer
Bearbeiter
Graf Isolan
Gesichtet
Yes
Untersuchte Arbeit:
Seite: 326, Zeilen: 1-21, 22-28, 101-104, 111-119
Quelle: Westbrock 1983
Seite(n): 2-3, 7, 8, 9-10, 11, Zeilen: 2:26-33-3:1-6; 7:6-13; 8:3-13; 9:11-16-10:1-21; 11:10-28
[In den Standardwerken zur Filmgeschichte wird der Werbefilm] erstaunlicherweise nicht erwähnt, obwohl sich in der Glanzzeit des Stummfilms eine Beeinflussung des Avantgarde-Films durch den Werbefilm nachweisen lässt.

Analog zu Walter Dadek’s Definition des Films kann der Werbefilm als „Massenkommunikationsmittel im Status eines Wirtschaftsguts mit der Potenz einer Kunst“139 bezeichnet werden. Die Faktoren der Kommunikation sind die Absatz- und Verkaufsintentionen seines Auftraggeber. Der Faktor Kunst ist diesen untergeordnet. Die Werbung ist erster außerkünstlerischer Zweck, dem sich selbst die künstlerischen Zielsetzungen unterzuordnen haben. Diese ökonomische Funktion des Werbefilms lässt alle Filme zum Genre des Werbefilms zählen, „in denen der filmische Ausdruck direkt (offen) und primär zur Erreichung eines Werbezweckes“ eingesetzt wird.140 Der Produktwerbecharakter ist das generelle Unterscheidungsmerkmal zum Industriefilm, dessen vorrangige Intention Information und Instruktion sind.141 Der Industriefilm, der seine Geburtsstunde im Jahr 1912 mit einem von der Reichspost in Auftrag gegebenen Film erlebte, hatte in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren seine wirtschaftliche und filmästhetische Hochkonjunktur.142 Der Werbefilm war jedoch keinesfalls ein publizistisch vernachlässigter Zweig der Filmproduktion. Im Schrifttum und in der Fachpresse der Volks- und Betriebswirtschaft, der Werbung, des Zeitungswesens und der Filmtechnik fanden sich immer wieder einzelne Abhandlungen, deren erste 1916 Oskar Messter’s „Der Film als politisches Werbemittel“143 war. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung erfolgte allerdings erst Anfang der dreißiger Jahre im Bereich der Staatswissenschaften.144 Zu diesem Zeitpunkt war der Werbefilm bereits ein etabliertes Werbemittel. Jetzt wurden Fragen zur volkswirtschaftlichen Relevanz der Filmwerbung und zu seiner Funktion unter werbekundlichen und werbepsychologischen Gesichtspunkten gestellt. Darüber hinaus interessierten seine film- und betriebswirtschaftlichen, juristischen und gesellschaftspolitischen Aspekte.


139 Walter Dadek: Das Filmmedium. Zur Begründung einer allgemeinen Filmtheorie (Neue Beiträge zur Film- u. Fernsehforschung; 8), München 1968, S. 12.

140 Viktor J. Gassler: Betriebswirtschaftliche Darstellung des Films als Werbemittel (Diss. rer. oec.), Winterthur 1955, S. 11.

141 Vgl. u. a. G. A. Fritze: Die Kinematographie im Dienste der Industrie, in: Bild und Film. 3. Jg. (1913/14), Nr. 6, S. 124 f.

142 Ingrid Westbrock: Der Werbefilm. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Genres vom Stummfilm zum frühen Ton- und Farbfilm (Studien zur Filmgeschichte; 1), Hildesheim, Zürich, New York 1983, S. 8f.

143 Bundesarchiv Koblenz, Nachlass Oskar Messer: NL 275, 525 (17-seitige Abschrift).

144 Arnulf Gnam: Der Film in seiner Bedeutung als Werbemittel (Diss. rer. oec. pol.), München 1931. Sechs Jahre später folgte eine staatswissenschaftliche Untersuchung unter dem Titel Der Tonfilm als Werbemittel in Deutschland von Emil Guckes (Diss. rer. pol.), Innsbruck 1937. Diese Arbeit zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich nicht wie die Schrift von Gnam auf bestimmte Teilaspekte beschränkt. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die interessante Tatsache, dass sich bei Guckes schon sämtliche Fragestellungen (ästhetische, ökonomische: Film als Ware, soziologische und politische) finden, wie sie später in den sechziger und siebziger Jahren von den Wegbereitern einer sich als fortschrittlich verstehenden Filmwissenschaft zur adäquaten Analyse des Phänomens Film aufgestellt werden sollten.

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In diesem Zusammenhang ist festzustellen, daß in den Standardwerken zur Filmgeschichte der Werbefilm nicht präsent ist, und dies, obwohl sich für die Glanzzeit des Stummfilms eine gewisse Beeinflussung zwischen Avantgarde- und Werbefilm nachweisen läßt.

Der Werbefilm kann analog zu Walter Dadek's Definition des Films als "Massen-Kommunikationsmittel im

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Status eines Wirtschaftsguts mit der Potenz einer Kunst"5), das durch die Absatz- und Verkaufsintention seines Auftraggebers spezifiziert ist, bestimmt werden. Die Faktoren Kommunikation, Wirtschaftsgut sowie Absatz- und Verkaufsfunktion dominieren den Faktor der Kunst.

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Die ökonomische Funktion des Werbefilms, die in der unmittelbaren Verkaufsförderung besteht, läßt zum Genre des Werbefilms alle Filme zählen,

"in denen der filmische Ausdruck direkt (offen) und primär zur Erreichung eines Werbezweckes ist. Die Werbung ist erster außerkünstlerischer Zweck, dem sich selbst die künstlerischen Zielsetzungen unterzuordnen haben."10)

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Mit anderen Worten ist der Produktwerbecharakter des Werbefilms das generelle Unterscheidungsmerkmal zum Industriefilm, dessen vorrangige Intention Information und Instruktion sind, Charakteristika, die dem Werbecharakter des Werbefilms diametral entgegengesetzt sind.

Der Industriefilm, der seine Geburtsstunde im Jahr 1912 mit einem von der Reichspost in Auftrag gegebenen Film erlebte, hatte in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren seine filmästhetische und wirtschaftliche Hochkonjunktur.

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Dennoch kann man vom Werbefilm nicht von einem publizistisch vernachlässigten Zweig der Filmproduktion sprechen, denn im Schrifttum der Volks- und Betriebswirtschaft, der Werbung, des Zeitungswesens und der Filmtechnik sowie der Fachpresse dieser Disziplinen finden sich seit den

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Anfängen des Werbefilms16) durch die Jahrzehnte hindurch immer wieder einzelne Abhandlungen, ein Faktum, das wiederum ein bezeichnendes Licht auf den spezifischen Status des Werbefilms im System der Filmindustrie wirft.

Die erste Auseinandersetzung mit dem Werbefilm auf wissenschaftlicher Ebene erfolgte im Bereich der Staatswissenschaften. Anfang der dreißiger Jahre - zu einem Zeitpunkt, als der Werbefilm im Begriff stand, ein etabliertes Werbemittel zu werden - wurde er einer wissenschaftlichen Untersuchung aus volkswirtschaftlicher Sicht für würdig befunden. Die Arbeit trägt den Titel "Der Film in seiner Bedeutung als Werbemittel"17) und geht unter diesem Blickwinkel den folgenden Fragestellungen nach: Die volkswirtschaftliche Relevanz der Filmwerbung; der Film in seiner Funktion als Werbemittel unter werbekundlichen und werbepsychologischen Gesichtspunkten. Des weiteren werden film- und betriebswirtschaftliche, juristische und gesellschaftspolitische Aspekte des Werbefilms erörtert.

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Ebenfalls eine staatswissenschaftliche Untersuchung folgte sechs Jahre später unter dem Titel "Der Tonfilm als Werbemittel in Deutschland"19). Diese Arbeit zeichnet sich dadurch aus, daß sie sich nicht auf bestimmte Teilaspekte beschränkt - wie die Schrift von Gnam, die den Werbefilm eindimensional in seiner Funktion als Werbemittel untersucht -, sondern den Werbefilm als ganzheitliches Phänomen in all seinen Dimensionen, wie genrespezifischen, konzeptionellen, produktionstechnischen, betriebs- und volkswirtschaftlichen, soziologischen und politischen Aspekten analysiert. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die interessante Tatsache, daß sich bei Guckes schon sämtliche Fragestellungen (ästhetische, ökonomische: Film als Ware, soziologische und politische) finden, wie sie später in den sechziger und siebziger Jahren von den Wegbereitern einer sich als fortschrittlich verstehenden Filmwissenschaft zur adäquaten Analyse des Phänomens Film aufgestellt werden sollten.


5) Siehe Walter Dadek: Das Filmmedium, München/Basel 1968, S. 12

[...]

10) Viktor J. Gassler: Betriebswirtschaftliche Darstellung des Films als Werbemittel, Winterthur 1955 S. 11

[...]

16) vgl. Erwin Ackerknecht: Verzeichnis deutscher Fachschriften über Lichtspielwesen (= Bildwart-Flugschriften, Bd. 2), Berlin 1925

17) Arnulf Gnam: Der Film in seiner Bedeutung als Werbemittel, Diss. München 1931

[...]

19) Emil Guckes: Der Tonfilm als Werbemittel in Deutschland, Diss. Innsbruck 1937

Anmerkungen

Art und Umfang der Übernahmen bleiben ungekennzeichnet. Einzig der Hinweis auf die Messtersche Abhandlung fehlt in Westbrock (1983). Ansonsten stammt alles von dort.

Übrigens: An der einzigen Stelle, wo Uo auf die eigentliche Quelle hinweist, ändert sie den ursprünglichen Satz nur in der Weise, dass sie aus "filmästhetische und wirtschaftliche Hochkonjunktur" "wirtschaftliche und filmästhetische Hochkonjunktur" macht.

Sichter
(Graf Isolan) Schumann



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